Thema des Tages

23-09-2018 11:20

? Die Sturmsaison ist eröffnet ?
Aber warum kommt es insbesondere im Winterhalbjahr häufig zu Stürmen?


Durch die unterschiedlich starke Sonneneinstrahlung auf der Erde
kommt es zu größeren Temperaturgegensätzen. Während am Äquator die
Sonne fast das ganze Jahr über zur Mittagszeit nahezu senkrecht
einstrahlen kann, bekommen die Polregionen meist nur wenig wärmendes
Sonnenlicht ab. Im Winter fehlt es in diesen nördlichen bzw.
südlichen Regionen der Erde teilweise bei kompletter Dunkelheit an
wärmender Einstrahlung.

Die Sonne steht auf der Nordhalbkugel zum Sommeranfang (21. Juni)
mittags über dem Wendepunkt im Zenit und wandert und wieder Richtung
Äquator den sie zum Herbstanfang (21. September) überschreitet. Dabei
nehmen die Temperaturgegensätze zwischen Äquator und Nordpol wieder
deutlich zu. Die nördlichen Polregionen kühlen dann durch die
nächtliche Ausstrahlung zunehmend aus. Da die Atmosphäre jedoch ein
Gleichgewicht des Wärmehaushaltes anstrebt, wird die warme Luft aus
den äquatorialen Gebieten nach Norden geführt. Zwischen 0 und 30°
geographischer Breite übernimmt dies hauptsächlich der Ozean mit
seinen warmen Meeresströmungen. In den mittleren und nördlichen
Breiten sind jedoch die Tiefdruckgebiete für den Wärmeaustausch
verantwortlich. Diese entstehen an der sogenannten Polarfront, die
die kalten polaren Luftmassen im Norden und die warmen subtropischen
Luftmassen im Süden trennt. Auf der Tiefvorderseite wird dabei die
warme Luft nach Norden und auf der Rückseite die kalte Luft nach
Süden transportiert. Umso größer nun die Temperaturgegensätze an der
Polarfront werden, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit für viele
und auch stärkere Tiefdruckentwicklungen. Ohne den beschriebenen
Wärme- und Energieaustausch würde es an den Polen immer kälter und in
den Tropen gleichzeitig immer wärmer werden.

Während die Tiefs im Sommer meist eine nördlichere Bahn einschlagen
und oft nur den Norden des Bundesgebietes streifen, verlagern sich
die Tiefs im Winter zusammen mit der Polarfront weiter nach Süden.
Die Zugbahnen verlaufen dann häufig über das südliche Großbritannien,
die Nordsee bis in die Ostsee hinein. Insbesondere der Norden und die
Mitte Deutschlands sind dann von starkem bis stürmischem Wind
betroffen.

Ab und zu können sich auch sogenannte Schnellläufer bilden. Dabei
handelt es sich um kleinräumige intensive Randtiefs auf der Süd- bzw.
Südwestflanke eines Tiefdruckkomplexes, die mit der Höhenströmung
rasch ostwärts geführt werden. Diese können dann durchaus auch eine
weiter südlich gelegene Zugbahn einnehmen. Das typische Beispiel ist
Sturmtief Lothar im Jahre 1999.

Genau dieses Phänomen ist auch am heutigen Sonntag (23.09.2018) zu
beobachten. Gesteuert von einem ausgeprägten Tiefdruckwirbel über dem
Nordpolarmeer und Skandinavien verlagert sich ein kleinräumiges
Wellentief (Fabienne) rasch von den Britischen Inseln über Benelux
hinweg in die Mitte Deutschlands. Auf der Südflanke des Tiefs kann
sich durch einen großen Luftdruckgegensatz ein Starkwindfeld
ausbilden, welches am heutigen Sonntag in der Südhälfte des Landes zu
Sturmböen oder schweren Sturmböen führt. Noch wesentlich
wetteraktiver und gefährlicher wird es aber mit der am Nachmittag und
Abend in der Südhälfte durchschwenkenden Kaltfront. Im Umfeld dieser
sind infolge kräftiger Gewitter durchaus auch orkanartige Böen oder
Orkanböen bis 130 km/h möglich.

Dipl.-Met. **
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.09.2018

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