Thema des Tages

21-09-2018 14:50

Nach dem Sturm ist vor dem Sturm

Tief ELENA ist der erste Herbststurm in diesem Jahr. Es befindet sich
am heutigen Freitagmittag mit einem Kerndruck von 975 hPa über der
zentralen Nordsee und zieht unter weiterer Vertiefung nach
Südnorwegen. Die Kaltfront hat den äußersten Westen Deutschlands
erreicht und schwenkt im Tagesverlauf rasch nach Ostsüdosten durch.
Sie leitet einen deutlichen Temperaturrückgang ein und beendet somit
das hochsommerliche Wetter. Aufgrund des starken Druckgradienten
wurden an der Nordseeküste heute Mittag bereits die ersten Sturmböen,
auf Helgoland auch schon schwere Sturmböen von knapp 100 km/h
registriert, während im Westen Deutschlands verbreitet die ersten
stürmischen Böen auftraten. Auch in den übrigen Regionen lebt der
Wind böig auf. Mit Durchgang der Kaltfront werden kurzzeitig vor
allem nördlich der Mittelgebirge Sturmböen erwartet. An der
Nordseeküste wird es einzelne orkanartige Böen geben und auch an der
Ostseeküste ist mit schwerem Sturm zu rechnen.

Nach einer Wetterberuhigung am morgigen Samstag, steuert am Sonntag
bereits ein nächstes wetteraktiveres Sturmtief mit Namen FABIENNE auf
das Bundesgebiet zu. Die Modellprognosen haben sich mit ihren
Ergebnissen zwar insgesamt angenähert, jedoch sind die Unterschiede
noch so groß, dass es für uns Meteorologen schwer ist, die exakte
Zugbahn des Sturmtiefs über Deutschland hinweg zu bestimmen. In dem
Zusammenhang bleibt daher auch die Wind- und Niederschlagsentwicklung
noch sehr ungewiss. Bereits im gestrigen Thema des Tages wurden die
Unsicherheiten erwähnt. Je nach Lage des Tiefdruckzentrums lautet die
Vorhersage derzeit entweder "Sturm mit etwas Regen" oder "kräftiger
Regen mit einem "lauen Lüftchen"". Eines ist jedoch sicher: Das
Sturmtief, das am Sonntag auf Deutschland zusteuert, wird es in sich
haben!

Nach derzeitigem Stand wird der Kern des Sturmtiefs FABIENNE am
Sonntagmittag zwischen Südengland und Belgien liegen, wobei aber bei
allen Modellen bereits am Morgen erste Regenfälle auf den Westen
Deutschlands übergreifen. Bis zum Abend wird das Tief noch kräftiger
und dann etwa über dem Mittelgebirgsraum erwartet. Sein Sturmfeld
wird insbesondere die Mitte und den Süden erfassen. Dort werden
verbreitet und vor allem länger andauernd Sturmböen (um 80 km/h),
besonders in den Berglagen auch schwere Sturmböen (bis 100 km/h)
erreicht. In Verbindung mit Gewittern sind zudem orkanartige Böen um
110 km/h nicht ausgeschlossen! In Lagen über 1000 Meter werden bis in
die Nacht zum Montag hinein solch heftige Böen um 110 km/h simuliert.
Der Norden ist vom Wind aber auch nicht ausgenommen. Insbesondere an
der Nordseeküste muss mit dem abziehenden Tief ab Sonntagabend mit
einem länger anhaltenden Nordweststurm gerechnet werden.

Der meiste Regen wird im Bereich des Tiefkerns von Sonntagmittag bis
in die Nacht zum Montag hinein etwa in der Mitte des Landes fallen.
Konkret berechnen die Modelle in einem breiten Streifen vom Rheinland
und der Eifel bis hin zum sächsischen Bergland die größten
Regenmengen mit 40 bis 60 Liter pro Quadratmeter in 12 Stunden.

Die Auswirkungen des Sturms und des länger andauernden Regens können
erheblich sein! Zum einen sind die meisten Bäume auch nach dem Sturm
am heutigen Freitag noch stark belaubt und bieten eine große
Angriffsfläche. Zum anderen sind die Böden aufgrund der langen Dürre
in diesem Sommer ausgetrocknet und können das Wurzelwerk bei
anhaltenden heftigen Winden nicht lange halten. Oder aber die Äste
brechen einfach ab und Baumstämme knicken wie Streichhölzer um. Mit
dem erwarteten Dauerregen kann es darüber hinaus örtlich zu
Überschwemmungen kommen. Zum Berufsverkehr am Montagmorgen ist somit
besonders in der Südhälfte Deutschlands mit erheblichen Behinderungen
im Straßen- und Schienenverkehr zu rechnen!

Rückseitig des Sturmtiefs hält am Montag dann der Herbst in
Deutschland Einzug! Die Temperaturen rauschen in den Keller und
Montag wird vermutlich nirgendwo mehr die 20-Gradmarke gerissen.
Zudem wird es in der Nacht zum Dienstag im Südosten lokal ersten
Luftfrost und in höheren Lagen der bayerischen Alpen sogar etwas
Schneefall geben.

Dipl.-Met. Julia Fruntke
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.09.2018

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