Thema des Tages

16-09-2018 08:50

(Ex-)HELENE sorgt für Sommerfeeling

HELENE - zahlreiche Schlagerfans bekommen bei diesem Namen ein
regelrechtes "Herzbeben", Feinschmecker denken eher an das
Birnen-Dessert der klassischen französischen Haute Cousine. Aber wer
ist die HELENE, die den Sommer zurückbringen soll? Der aufmerksame
Leser unserer Themen des Tages hat schon ein paar Hinweise bekommen.
Deshalb möchte ich Sie nicht weiter auf die Folter spannen und
verraten, dass es sich bei (Ex-)HELENE um einen ehemaligen Hurrikan
handelt, der in den nächsten Tagen als außertropisches Orkantief zu
den Britischen Inseln zieht. Stellt sich manch einem gleich die
nächste Frage: Haben wir in den letzten Tagen nicht überall in den
Medien und auch an dieser Stelle von den verheerenden Auswirkungen
tropischer Wirbelstürme wie Hurrikan FLORENCE und Taifun MANGKHUN
gelesen - wie passt dann ein Ex-Hurrikan mit Sommerwetter zusammen?


Bevor wir diese Frage klären können, schauen wir uns zunächst die
bisherige Zugbahn von HELENE an (Abbildung 1). Bereits in der Nacht
zum Donnerstag, den 6. September, entstand über dem Westen Malis eine
sogenannte "Tropical Depression" (tropische Tiefdruckstörung) und zog
westwärts über den Senegal. Mit Verlassen des afrikanischen Festlands
verstärkte sie sich Freitagabend (7.9.) rasch zum tropischen Sturm
HELENE und wurde mit weiterer Westverlagerung am Abend des
vergangenen Sonntags (9.9.) knapp südlich der Kapverdischen Inseln
erstmals auf einen Hurrikan hochgestuft (Stärke 1 der
Saffir-Simpson-Skala, Wind > 119km/h). HELENE zog in den Folgetagen
unter weiterer Intensivierung nach wie vor nach Westen und verstärkte
sich am Montag (10.9.) auf Stärke 2 (Wind > 154km/h). Anschließend
bog sie kontinuierlich nach rechts ab und schwächte sich zur
Wochenmitte bereits wieder ab. Somit handelte es sich bei HELENE um
einen mäßig-starken Hurrikan, der hauptsächlich über Meer zog und
keine größeren Schäden anrichtete. Donnerstagmittag (13.9.) konnte
HELENE bereits wieder auf einen tropischen Sturm herabgestuft werden.



Mit der Verlagerung nach Norden und dem Erreichen der gemäßigten
Breiten kam es allmählich zur sogenannten "extratropcal transition",
der Umwandlung von einem tropischen Wirbelsturm zu einem
außertropischen Tiefdruckgebiet. Der Sturm verliert hierbei nach und
nach seine tropischen Eigenschaften (z.B. typische Wolkenspirale mit
Auge, geschlossenes Windsystem mit den stärksten
Windgeschwindigkeiten ums Auge). In der Nähe der Polarfront
(Grenzbereich zwischen polarer Kaltluft und subtropischer Warmluft)
wird er von der Westwindzone eingefangen, wodurch sich die
Zuggeschwindigkeit deutlich erhöht. Außerdem bilden sich Fronten, die
ein entscheidendes Merkmal von außertropischen Tiefdruckgebieten
sind. Aus HELENE wird Ex-HELENE.


Nun kommen wir zurück zum Sommerwetter in Deutschland. Ex-HELENE
befindet sich aktuell nordwestlich der Azoren (Abbildung 2) und zieht
als Orkantief rasch nach Nordosten. In der Nacht von Montag auf
Dienstag soll sie die Britischen Inseln überqueren. Ex-HELENE hat
dabei weiterhin die (warme und feuchte) tropische Luftmasse im
Schlepptau und schaufelt zusätzlich an ihrer Vorderseite in einem
breiten Warmsektor die über Spanien liegende subtropische Warmluft
bis zu uns nach Deutschland. Sommerfans aufgepasst - die Temperaturen
klettern am Dienstag wieder verbreitet auf sehr warme 27 bis 30 Grad!
Vor allem entlang des Rheins und nördlich der Mittelgebirge kann
gebietsweise sogar die 30-Grad-Marke überschritten werden. Da
Deutschland noch von einem Hoch über Osteuropa profitiert, lacht die
Sonne von Montag bis Mittwoch von einem nahezu wolkenlosen Himmel,
sodass das Wetter nochmals zum Sonnenbaden einlädt. Auch im Norden
ziehen letzte Wolkenfelder bis Dienstag ab. Lediglich mit örtlichen
Nebelfeldern am Morgen und anfangs kühlen Nächten macht der Herbst
auf sich aufmerksam. Durch die Zufuhr der (sub)tropischen Luftmassen
werden aber auch die kühlen Nächte bald Geschichte sein.


Allerdings soll nicht unerwähnt bleiben, dass viele Iren und Briten
bei der Überquerung von Ex-HELENE von schweren bis orkanartigen
Sturmböen heimgesucht werden.


Ex-HELENE wird dabei im Zuge ihrer Verlagerung nach Norden mehr und
mehr in einen großen nordatlantischen Tiefdruckkomplex integriert und
schwächt sich ab. An der Südostflanke dieses Komplexes dauert der
Zustrom warmer Luft an, sodass bis in die zweite Wochenhälfte hinein
das sommerlich warme Wetter erhalten bleibt. Allerdings nimmt das
Schauer- und Gewitterrisiko wieder etwas zu.


Genießen Sie die (vielleicht letzten) hochsommerlichen Tage!


Dipl.-Met. Dr. Markus Übel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.09.2018

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