Thema des Tages

14-09-2018 08:20

"Schwipp-Schwapp"

Beim ersten Lesen der Überschrift kommt Ihnen sicherlich zuerst die
Assoziation zum im Handel erhältlichen Erfrischungsgetränk. Dabei
handelt es sich um ein kohlensäurehaltiges Getränk, das beim Mischen
von Cola mit Orangenlimonade beziehungsweise -saft entsteht. Weitere
Zutaten und genaue Mixturen sind natürlich streng gehütete
Firmengeheimnisse. Nur mal am Rande: Ist Ihnen aufgefallen, dass sich
in der Konsumlandschaft die "i-a"-Kombination häuft. "Tic-Tac"
(Bonbons), "Flik-Flak" (Uhren), "Kit-Kat" (Schokoriegel). Selbst die
Zeichentrick-Klassiker "Chip und Chap" oder der kultige
"Li-La-Launebär" entsprechen diesem Muster. Gewiss, bei
geflissentlicher Betrachtung ließen sich sicherlich auch viele
Gegenbeispiele aufzählen. Dennoch hat es den Anschein, dass es für
viele Menschen angenehmer und flüssiger klingt, so dass in den
Regalen leichter zugegriffen wird.

Das unter "Mezzo-Mix" bekannte Äquivalent der Coca-Cola Company ist
bereits seit 1973 in Deutschland auf dem Markt. Vor allem der
Werbeslogan "Cola küsst Orange" hat sich bei den Verbrauchern
eingebrannt. Oder wussten Sie, dass seit Ende letzten Jahres das
Motto: "Mixt Euch eine gute Zeit" auf den Flaschen zu sehen ist? In
der Mehrzahl wahrscheinlich nur die regelmäßigen Konsumenten unter
Ihnen. An dieser Stelle beste Grüße an meinen früheren Mitschüler,
WG-Bewohner und Freund, der besagtes Getränk literweise konsumiert.
;)

In der Atmosphäre verhält es sich ganz ähnlich. Dort findet auch ein
ständiges "Durchmischen" statt - allerdings mit Ausnahmen (Stichwort
Fronten oder auch Inversionen). Der Luftmassenaustausch läuft bei uns
derweil auf Hochtouren. Nachdem am vergangenen Mittwoch weite Teile
Deutschlands spätsommerliche Temperaturen von teilweise mehr als 30
Grad (heißer Tag) zu verzeichnen hatten ("Schwipp"), "schwappte" mit
Passage einer Kaltfront von Nordwesten sukzessiv kühlere Meeresluft
mit Höchstwerten unter 20 Grad landeinwärts. Diese hat sich aktuell -
also am heutigen Freitagmorgen - auch bis zu den Alpen durchgesetzt.


Doch der Sommer 2018 "hat noch nicht fertig", so dass das nächste
"Schwipp" schon in den Startlöchern steht. Auslöser für die erneute
Warmluftzufuhr aus Süden wird der tropische Sturm "HELENE" sein, der
eine doch recht ungewöhnliche Zugbahn über den Atlantik nimmt.
Aktuell liegt er mit seinem Zentrum weit westlich der Kanaren auf
rund 35 W, schlägt aber einen nordöstlichen Kurs ein. Laut
übereinstimmender Modellberechnungen erreicht er bereits am morgigen
Samstag die Azoren und zu Beginn der neuen Woche das Seegebiet
westlich der Biskaya. Damit bestehen für Mitteleuropa beste
Voraussetzungen für spätsommerliche Wärme mit Temperaturen zwischen
25 und 30 Grad und reichlich Sonnenschein. In Anlehnung an den oben
erwähnten Werbeslogan könnte man demnach auch formulieren:
"Septembersonne küsst Deutschland". Der Kontakt des Sturms mit den
Britischen Inseln, der am kommenden Dienstag zu erwarten ist, wird
dagegen weniger liebevoll erfolgen. Zu befürchten sind nach
derzeitigem Stand Orkanböen und kräftige Regenfälle.

Bleibt abschließend für alle ausgewiesenen Winterfans - zu denen auch
der Autor gehört - nur zu hoffen, dass in rund drei Monaten das
"Schwapp" umso stärker und nachhaltiger ausfällt.

Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.09.2018

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