Thema des Tages

09-09-2018 11:50

Thermik: Mit dem Aufwind in die Höhe, Teil 1

Im heutigen Thema des Tages werden die Grundlagen von Thermik
beleuchtet. Wie entsteht Thermik, welche Arten gibt es und was sind
günstige Faktoren?


Entstehung von Thermik

Unter Thermik versteht man ganz allgemein aufsteigende Luft, die
wärmer ist als die Umgebungsluft. Das Prinzip ist ganz einfach: Eine
Stelle am Boden erwärmt sich schneller als die Umgebung, wobei die
Sonne nicht die Luft erwärmt, sondern den Boden. Dieser wiederum
erwärmt die darüber liegende Luft, ähnlich einer Herdplatte. Warme
Luft dehnt sich aus, wird leichter und steigt (ab einem
Temperaturunterschied von ca. 2 Kelvin zur Umgebungsluft) auf. Die
Thermik ist geboren. Das weitere Aufsteigen hängt jetzt von der
Umgebungsluft ab: Je schneller diese mit der Höhe kälter wird, desto
stärker wird die aufsteigende warme Luft beschleunigt.
Ist in der Luft genügend Feuchtigkeit vorhanden, können sich
Cumuluswolken bilden, die die (Wolken-)thermik markieren. Ist die
Luft sehr trocken, gibt es zwar keine Wolkenbildung aber trotzdem
Thermik. Dann spricht man von "Blauthermik".


Thermikblasen, Thermikschläuche

Als Thermikblasen werden einzelne aufsteigende Warmluftpakete
bezeichnet. Wenn die erwärmte Luft aufgestiegen ist, muss sich der
Boden erst wieder erwärmen, bevor die nächste Blase hochsteigen kann.
So eine Thermikquelle wird als pulsierende Thermik bezeichnet. Die
erwärmte, am Boden liegende Luft kann auch am Flimmern (z.B. über
heißen Asphaltstraßen) erkannt werden.
Neben der pulsierenden Thermik gibt es auch Thermikschläuche. Diese
entstehen, wenn die Sonne so stark und ungehindert scheint, dass die
Thermik ohne Unterbrechung aufsteigt. So schnell die warme Luft vom
Boden aufsteigt, so schnell wird also auch die bodennahe Luft wieder
erwärmt. Im Bergland gibt es häufiger Thermikschläuche als im
Flachland.


Thermisch bedingte Hangwinde

Wenn ein Hang von der Sonne beschienen wird, wird die bodennahe Luft
erwärmt und strömt mit der Hangneigung bergauf: der anabatische
Hangaufwind entsteht. An einer sogenannten Abrissstelle (oftmals am
Kamm) trennt sich die Warmluft vom Berg und wird zur Thermik. Bei
sehr hohen, der Sonne zugewandten Flanken kann der Aufwind leicht 30
km/h und mehr erreichen. An solchen Bergen muss man als Pilot früh
starten, bevor er zu stark wird.
Ist der Hang nicht mehr von der Sonne angestrahlt, kühlt er im
Schatten ab. Die darüber liegende Luft wird durch den Kontakt mit dem
kalten Hang gekühlt und fließt als katabatischer Hangabwind den Berg
herunter. Das passiert auf den Osthängen bereits wenn die Westhänge
noch in der Sonne liegen.


Thermik produzierende Stellen

Je besser sich der Boden aufheizen kann, desto besser für die
Thermik. Trockene Getreidefelder oder Asphalt werden von der Sonne
schneller aufgewärmt als dunkle Wälder oder Seen. Manchmal können
Drachenflieger den warmen Aufwind auch riechen. Denn die Luft nimmt
den Geruch des Ortes an, von dem aus sie aufsteigt. In den Bergen
riecht die Thermik dann evtl. nach Tannen, im australischen Outback
nach Eukalyptus und über Städten mit Pommes-Fabrik auch schonmal nach
Fritten ;-).


Fortsetzung folgt: Denn in einem weiteren Thema des Tages (vermutlich
am 17.09) wird es um die typische Thermikdauer und die Gefahren für
Gleitschirm- und Drachenflieger gehen.


Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.09.2018

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