DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

09-09-2018 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 09.09.2018 um 10.30 UTC



Anfangs nur im Norden leicht unbeständig, im Süden teilweise hochsommerlich. Zum
Ende der Woche im Süden zunehmend unbeständig mit Gewittern. Zurückgehende
Temperaturen. Zu Beginn der nächsten Woche an der Nordsee Gefahr von Sturm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 16.09.2018


Am Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums, am Mittwoch, liegt
Deutschland auf der Nordseite eines Hochs über dem Mittelmeerraum. Dies wird
gestützt durch einen Höhenhochkeil, der sich vom westlichen Mittelmeer bis nach
Süddeutschland ausdehnt. Dagegen liegt über Norddeutschland ein wellendes
Frontensystem, das mit einem Tief über dem Bottnischen Meerbusen zusammenhängt.
Das sorgt aber meist nur im Norden für Wolken und nur etwas Regen, im Rest des
Landes herrscht Hochdruckeinfluss, wobei die Temperaturen in weiten Teilen der
Mitte und des Südens über 25 Grad ansteigen. Im Südwesten ist wieder ein heißer
Tag mit Höchstwerten über 30 Grad wahrscheinlich.

Am Donnerstag schwenkt der Höhenhochkeil über den Süden hinweg weiter nach Osten
und daher schwächt sich das Hochdruckgebiet über dem zentralen Mittelmeerraum ab
und so kann die Front etwas nach Süden vorankommen. Allerdings ist sie nur wenig
wetteraktiv. Immerhin sickert in den Norden etwas frischere Luft (T850 teilweise
nur 5 Grad) und daher ist nur noch in der Südhälfte ein Sommertag zu erwarten.

Am Freitag greift ein Trog von Westen her auf den Kontinent über. Die Front, die
mittlerweile die Mitte und den Süden erreicht hat, kommt dann im Tagesverlauf
auch weiter in Richtung SE voran. Der Trog sorgt vor allem im Westen und Süden
für Hebungsantrieb und daher kann es dort auch kräftigere Regenfälle, die vor
teilweise konvektiv verstärkt sind. Dabei kann es durchaus auch Starkregen,
lokal bis in den Unwetterbereich geben. Längere freundliche Abschnitte sind vor
allem noch im Südosten zu erwarten.

Am Samstag kommt Deutschland dann in den Bereich des mittlerweile recht breiten
Troges. Die kühlere Luft rückseitig der Front hat mittlerweile das ganze Land
geflutet, lediglich an den Alpen kann die feuchtwarme Luft noch nicht verdrängt
werden. Daher kann es dort den ganzen Tag Regen, Regenschauer und Gewitter
geben. Weiterhin schwenkt von Nordwesten her ein weiteres Frontensystem und
greift im Tagesverlauf auf den Norden und Nordwesten über. Sein
Niederschlagsband beeinflusst aber lediglich den Norden. Über Teile der Mitte
und des Südens wirkt am Boden ein flacher Höhenkeil, sodass dort auch die Sonne
sich längere Zeit zeigt.

Am Sonntag ist der Trog in Richtung abgezogen und von Westen her schwenkt der
Höhenhochkeil über uns hinweg. Dass stützt das Bodenhoch bei uns und folglich
löst sich die Front über dem Norden langsam auf. In der Folge steht uns erneut
ein trockener und im Süden auch recht freundlicher Tag ins Haus. Allerdings
liegen die Höchsttemperaturen nur noch bei 18 bis 24 Grad.

In der erweiterten Mittelfrist ab Montag schwenkt ein Trog über uns hinweg.
Korrespondieren damit überquert auch ein Sturmtief die Nordsee und Jütland
ostwärts, sodass vor allem an der Küste mit einer Sturmlage zu rechnen ist.
Danach kommt es nur zu einer kurzfristigen Entspannung, da bereits am Dienstag
ein weiteres Sturmtief die Deutsche Bucht erreicht. Daran werden vor allem im
Norden kräftige Niederschläge prognostiziert.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Freitag besteht eine gute Übereinstimmung zwischen dem aktuellen Lauf und
seinen Vorläufen. Danach lässt der neue Lauf die Front von Nordwesten schneller
und deutlicher ausgeprägt nach Deutschland hereinkommen. Auch der breite Trog
über uns ist bei den Vorläufen viel dezenter gezeichnet als beim aktuellen Lauf.
In Folge findet auch der nachfolgende Keil bei den Vorläufen keine Entsprechung.
Weiterhin gibt es bei den Vorläufen kein Indiz für das Sturmtief am Montag.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Freitag besteht im Großen und Ganzen eine gute Übereinstimmung zwischen IFS
und den anderen globalen Modellen. Die gute Übereinstimmung zwischen IFS und
ICON trifft auch am Samstag noch zu. Allerdings gibt es auch hier schon
deutliche Diskrepanzen im Vergleich zum GFS, welches den Samstag noch unter
Hochdruckeinfluss sieht. Für den Sonntag liefern die Modelle dann recht
unterschiedliche Lösungen, bei der kaum Gemeinsamkeiten auszumachen sind.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse berechnet für Mittwoch und Donnerstag 4 Cluster, wobei der
aktuelle Lauf sich in Cluster 1 befindet. Für den Zeitraum Freitag bis Sonntag
werden ebenfalls 4 Cluster berechnet und wieder wird der aktuelle Lauf dem
Cluster 1 zugeordnet. Dabei fällt auf, dass zunächst die Clustermittel am
Freitag noch mehr oder weniger auf einer Linie liegen. Diskrepanzen gibt es dann
bei der weiteren Verlagerung des Troges, wobei dann der 3. und 4. Cluster am
Sonntag im Unterschied zu Cluster 1 und 2 bei uns eine deutlich antizyklonalere
Lösung skizzieren.

Die Rauchfahne eines Punktes in der Mitte Deutschlands zeigt von Mittwoch bis
Samstag sinkende Temperatur und Geopotential. Danach steigen beide Parameter
wieder leicht an. Niederschlagssignale gibt es vor allem am Donnerstag und
Freitag und dann wieder ab Montag übernächster Woche. Ein ENS Meteogramm für
Norddeutschland zeigt auch für Montag und Dienstag übernächster Woche Signale
für etwas kräftigeren Wind. Eine Sturmlage ist daraus aber nicht abzuleiten.

Auch das GEFS Ensemble gibt für den Norden zu Beginn der übernächsten Wochen
Hinweise auf ein mögliches Windereignis. Von der Temperatur liegt auf der
gleichen Linie wie das EZMW-Ensemble. Das Temperaturniveau befindet demnach
während des gesamten mittelfristigen Vorhersagezeitraums immer 2 bis 5 K über
dem Mittel 1981 bis 2010.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt von Mittwoch bis Freitag in der Südhälfte Signale für einen warmen bis
sehr warmen Witterungsabschnitt. Ansonsten werden im äußersten Nordwesten am
Mittwoch Signale für Windböen gezeigt. Das wird von den vorhandenen Ensembles so
nicht bestätigt. Signifikantere Signale für Böen der Stärke > 8 gibt es erst in
der erweiterten Mittelfrist am Montag und Dienstag. Dabei besteht vor allem für
den Nordseeraum recht hohe Wahrscheinlichkeiten für Bft 8 und mehr!

Niederschlag:
Am Freitag und Samstag gibt es recht schwache Signale für markanten Niederschlag
im äußersten Süden Deutschlands.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Im Anbetracht der Tatsache, dass die aktuelle Vorhersage von den
mitgliederstärksten Clustern der Ensemble-Vorhersage gestützt wird und zudem bis
Samstag auch eine recht gute Übereinstimmung mit ICON besteht, wird die
Mittelfristvorhersage auf Basis von MOS-Mix, EZMW-IFS und EZMW-EPS erstellt.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich