DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

07-09-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 07.09.2018 um 10.30 UTC



Im Süden und großen Teilen der Mitte unter Hochdruckeinfluss freundlich und
spätsommerlich warm. Im Norden unbeständiger und kühler.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 14.09.2018


Am Montag, zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraumes, befindet sich
Deutschland im Bereich einer westlichen Höhenströmung, die im Süden eher
antizyklonal, nach Norden zu eher zyklonal ausgeprägt ist. Im Bodenniveau lassen
sich kaum Hauptisobaren ausmachen. So verläuft die 1025er Isobare des
Azorenhochs mittags weit westlich der deutschen Grenze über dem Raum Paris und
auf der anderen Seite die 1020er Isobare in Form einer Austrogung über dem
Nordosten Deutschlands. In diese zum Zentraltief über dem Nordatlantik gehörende
Austrogung eingelagert ist ein weitgehend okkludiertes Frontensystem, das dem
Norden und Nordwesten viele Wolken und zeitweise etwas Regen bringt. Im größeren
restlichen Teil des Landes gibt es dank der schwachen Antizyklonalität
(zusätzlich zum Azorenhochkeil über Frankreich findet sich über dem Alpenraum
noch ein kleinräumiges 1025er Hoch) mit jedem Kilometer weiter nach Süden mehr
Sonne. Dabei kann sich die Luft bei 850-hPa-Temperaturen zwischen 10 und 14 °C
auf 25 bis 29 °C in zwei Metern Höhe erwärmen. Der Norden und Nordwesten
befinden sich hingegen im Zustrom kühlerer Luftmassen und schaffen es bei T850
zwischen 5 und knapp 10 °C in Anbetracht der vielen Wolken nur mühsam über die
20 °C.

Am Dienstag weiter sich das Azorenhoch weiter nach Deutschland aus und es bildet
sich ein eigenständiges Hoch, wobei dessen einer Schwerpunkt über den Alpen zu
finden ist. Gestützt wird dieses Hoch durch einen sich über Westeuropa
aufwölbenden Rücken. Dies beschert dem Süden - nach Nebelauflösung - ganztägig
recht viel Sonnenschein und spätsommerliche Temperaturen (T850 um 12 °C), am
Oberrhein möglicherweise örtlich sogar an die 30 °C heran. Die Gebiete nördlich
der Mittelgebirgsschwelle stehen hingegen auf der Schatten- oder vielmehr
Wolkenseite, denn im Tagesverlauf greift dort von Westen her das Frontensystem
eines Randtiefs, das von den Färöern in die Norwegische See zieht, über und
bringt im Norden zeit- und gebietsweise etwas Regen. Zudem bildet sich abends
über Südostnorwegen (Østlandet) resp. dem östlichen Skagerrak ein Teiltief, das
das o.e. Frontensystem in der Folge für sich "kapert".

Am Mittwoch zonalisiert sich die Höhenströmung über Deutschland und das
Hochdruckgebiet über den südlichen Landesteilen wird abgebaut. Nichtsdestotrotz
reicht es dort weiter für viel Sonnenschein und insbesondere in der
Oberrheinischen Tiefebene bei einer T850 zwischen 15 und knapp 18 °C doch
einigerorts für einen heißen Tag. Im Norden (in etwa nördlich einer Linie
Osnabrück-Berlin) macht sich dagegen die Kaltfront des zur Finnischen Seenplatte
und nach Karelien ziehenden Tiefs mit vielen Wolken, etwas Regen und
gedämpfteren Temperaturen bemerkbar. Bei T850 zwischen gut 5 und knapp 10 °C
streuen die Höchstwerte mehr oder weniger stark um die 20 °C herum.

Am Donnerstag kommt die wellende Kaltfront des mittlerweile im Umfeld des Weißen
Meeres anzusiedelnden Tiefs bei zunächst ausgesprochen schwachen
Luftdruckgegensätzen über Deutschland noch etwas nach Süden voran und erreicht
abends die nördlichen Mittelgebirge. Dabei legt sie sich zunehmend
höhenströmungsparallel und wird mangels Antrieben weitgehend wetterinaktiv. Über
Süddeutschland zeigt sich am Abend eine flache Rinne, die allerdings aufgrund
der fehlenden Parameter Feuchtigkeit und Antrieb keine weitere Bedeutung haben
sollte. Die 10-Grad-Isotherme im 850-hPa-Niveau liegt quer in etwa über der
Mitte Deutschlands, sodass es südlich davon spätsommerlich warm werden dürfte.
Im Süden kann es bei einer T850 knapp über 15 °C zumindest örtlich noch einmal
für einen heißen Tag reichen.

Am Freitag gerät Deutschland zunehmend auf die Vorderseite eines sich bis
Südfrankreich ausweitenden Troges über Westeuropa, dessen Achse uns in der Nacht
zum Samstag überquert. Gestützt dadurch zieht von England kommend ein Wellentief
in die Nordsee und weiter zur Kimbrischen Halbinsel, von wo aus es am
Samstagmorgen an der baltischen Küste anlandet. Damit wird die Luftmassengrenze
in Form einer Warmfront zunächst wieder nach Norden gedrückt, sodass auch die
10-Grad-Isotherme im 850-hPa-Niveau nach Norden vorankommt. Die Kaltfront des
Tiefs erreicht abends den Nordwesten und kommt im Norden in der Nacht zum
Samstag zügig nach Osten voran, im Süden gerät sie allmählich ins Schleifen und
erreicht gegen Morgen in etwa den Main. Zum einen fällt im Umfeld des Tiefs
relativ viel Regen (zumindest im Kontext mit der Trockenheit in der
Vergangenheit), zum anderen kommt auch auf der Trogvorderseite Regen auf, sodass
nun auch die mittleren und südlichen Landesteile in den Genuss des nassen Guts
kommen. Im Süden findet sich im 850-hPa-Niveau zwar noch die 15 °C, allerdings
dürfte es wegen der zunehmenden Bewölkung wohl nicht mehr für 30 °C in zwei
Metern Höhe reichen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des EZMW-IFS-Laufes von heute 00 UTC gegenüber seinen Vorgängern
lässt sich als mäßig bezeichnen.
So zeigt der aktuelle Lauf in der ersten Wochenhälfte einen deutlich schwächer
ausprägten Azorenhochkeil resp. ein weniger stark ausgeprägtes Hoch Mitteleuropa
als der gestrige Lauf. Damit wird wieder der Weg für zyklonale Strukturen
geebnet, die vor allem den Norden in Form von etwas Regen beeinflussen. Es sei
aber erwähnt, dass der gestrige 00-UTC-Lauf auch eher einen Ausreißer mit
deutlich nach Norden verschobener Luftmassengrenze darstellte.
Auch in der zweiten Wochenhälfte zeigen sich nunmehr gegenüber dem gestrigen
Lauf teils gegensätzliche synoptische Strukturen. Von dem gestern noch für
Donnerstag apostrophierten flachen Tief über der Nordsee ist nun nichts mehr zu
erkennen, die ohnehin nur schwachen Niederschläge im Nordwesten fallen
allenfalls - in noch schwächerer Form - an der quer über die nördliche Mitte
verlaufenden Luftmassengrenze. Genau umgekehrt ist es am Freitag: Wurde gestern
über der Nordsee noch ein Hoch postuliert, liegt im aktuellen Lauf an fast
gleicher Stelle ein sich weiter vertiefendes Wellentief, dessen Frontensystem
zunächst dem Norden und Nordwesten, in der Nacht zum Samstag auch dem Rest
Deutschlands Regen bringt (statt der im alten Lauf gezeigten weitgehenden
Trockenheit).

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen Globalmodelle (ICON, GFS, GEM) zeigen bis einschließlich Mittwoch
eine ähnliche Entwicklung wie das EZMW-IFS. Ab Donnerstag divergieren die
Modelle dann stärker, wobei ICON am auffälligsten ist. Nach Lesart von ICON
erreicht die Luftmassengrenze in der Nacht zum Freitag (am Ende des
Modell-Vorhersagezeitraums) den Skagerrak, Schonen und Masuren. GFS und GEM sind
am Donnerstag dem IFS weiterhin ähnlich, wobei GFS eine abgeschlossene
Antizyklone über dem Nordosten Deutschlands zeigt. Die drei verbliebenen
Vertreter divergieren dann ab Freitag: So geht die Kaltfront beim GEM am Freitag
etwas schneller durch. GFS vollzieht den Luftmassenwechsel erst in der
erweiterten Mittelfrist ca. 24 Stunden später als IFS, das somit einen Mittelweg
darstellt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Verlaufen die Kurvenscharen der Rauchfahnen für verschiedene deutsche Städte am
Montag noch einigermaßen gebündelt, divergieren sie ab Dienstag stärker, wobei
der Spread im Norden größer ist als im Süden Deutschlands. Auch sieht man beim
Niederschlag im Norden zumindest immer wieder verschiedene Peaks, während diese
in der Mitte und im Süden erst ab Donnerstag bzw. Freitag in ernstzunehmender
Form vorhanden sind.

Im Clustering des IFS-EPS werden für den Zeitraum Montag bis Dienstag
(T+72...96h) vier Muster (20, 11, 10, 10 Member) angeboten, wobei sich sowohl
Haupt- als auch Kontrolllauf im ersten Cluster wiederfinden. Für Mitteleuropa
haben die unterschiedlichen Cluster aber zunächst wenig Relevanz - außer, dass
sich nach Cluster III etwas stärkerer antizyklonaler Einfluss einstellen würde.
Auch im übrigen mittelfristigen Zeitraum von Mittwoch bis Freitag (T+120...168h)
gibt es vier Cluster, wobei die ersten drei Cluster mit 15, der vierte Cluster
mit sechs Membern besetzt ist. Haupt- und Kontrolllauf sind im ersten Cluster zu
finden. Cluster II entspricht in etwa dem gestrigen deterministischen Lauf des
EZMW-IFS.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Dienstag kann es an exponierten Küstenabschnitten vereinzelt stürmische Böen
(Bft 8) aus westlichen Richtungen geben. Sonst sind voraussichtlich von Montag
bis Freitag keine signifikanten Wettererscheinungen zu erwarten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS und MOSMIX
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VBZ Offenbach / M.Sc. Met. Stefan Bach