DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

28-08-2018 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 28.08.2018 um 10.30 UTC



Am Freitag im Südosten regnerisch. Danach ruhiges, antizyklonal geprägtes Wetter
bei allmählich ansteigenden Temperaturen. Zu Wochenbeginn im süddeutschen
Bergland leichte Gewitterneigung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 04.09.2018


Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes, am Freitag, befindet sich Deutschland im
Einflussbereich eines Höhentroges, der sich unter Amplifizierung zunächst nur
sehr langsam über das Vorhersagegebiet hinweg ostwärts verlagert und in der
Nacht zum Samstag schließlich über Nordwestitalien abtropft.
Im Zuge des Abtropfprozesses kommt es über dem südlichen und östlichen Alpenraum
zu einer schwachen Zyklogenese, das daraus resultierende flache Bodentief, das
sich Freitagmittag über Oberösterreich befindet, verlagert sich nur sehr zögernd
ostwärts und füllt sich ab der Nacht zum Samstag allmählich auf. An dessen
Nordwestflanke hat sich eine "Gegenstromlage" über dem Süden und Osten Bayerns
eingestellt (südwestliche Höhen- und nördliche Bodenströmung), die dort ab
Freitagmittag für länger anhaltende Aufgleitregenfälle sorgt, die auch die Nacht
zum Samstag hindurch anhalten und gebietsweise auch warnrelevante Mengen bringen
kann.
Der Rest des Landes gelangt nach Abzug des mit dem Trog korrespondierenden
Bodentiefs, das sich bis zur Nacht zum Samstag von der polnischen Ostseeküste
ins Baltikum verlagert, von Nordwesten her in den Einflussbereich einer
Hochdruckbrücke, die sich von den Azoren kommend über die Biskaya, Benelux und
die Nordsee bis nach Skandinavien erstreckt. Schauer gibt es kaum mehr, am
ehesten im östlichen Bergland, allerdings bleibt noch die von Norden her
eingeströmte maritime Polarluft mit 850 hPa-Temperaturen zwischen 4 Grad im
Nordwesten und 10 Grad im Südosten wetterbestimmend.
Am Samstag verlagert sich der Resttrog allmählich weiter nach Polen, während das
abgetropfte Höhentief über Oberitalien quasistationär bleibt. An dessen
Nordflanke gibt es vor allem an den Alpen und im Alpenvorland weitere
Niederschläge, deren Intensität aber allmählich nachlässt.
Ansonsten nimmt die einem sich von den Britischen Inseln Richtung Nordsee und
Norwegen vorstoßenden Höhenrücken vorgelagerte Hochdruckbrücke am Boden eine
zunehmend zonale Ausrichtung an, wobei sich eine abgeschlossene
Hochdruckparzelle mit Schwerpunkt über dem nördlichen Mitteleuropa ausbildet.
Diese sorgt im großen Rest des Landes für störungsfreies und vor allem im Norden
und Westen auch recht sonniges Wetter, wobei sich die Luftmasse aber nur zögernd
erwärmen kann.
Am Sonntag verstärkt sich der Höhenrücken und weitet sich nach Mitteleuropa bzw.
nach Skandinavien aus, in der Nacht zum Montag etabliert sich sogar eine
eigenständige Höhenantizyklone über dem nördlichen Mitteleuropa. Das
Cut-Off-Tief über Norditalien verlagert sich zögernd nach Süden. Somit lassen
spätestens am Sonntag auch an den Alpen die nur noch leichten Niederschläge
nach. Im Bodenfeld verlagert sich der Schwerpunkt hohen Luftdrucks allmählich
zur Ostsee, so dass die Grundströmung auf Südost dreht und wieder wärmere Luft
advehiert werden kann (Temperaturen in 850 hPa am Montag, 00 UTC zwischen 7 Grad
im Nordosten und 15 Grad im Süden). Bei im Südosten noch bewölktem, sonst recht
sonnigem Wetter steigen die Temperaturen somit vor allem im Westen, Südwesten
und in der Mitte wieder auf sommerliche Werte.
Am Montag und in der Nacht zum Dienstag wird der anfangs noch breit angelegte
und über Mitteleuropa bis nach Nordfinnland reichende Höhenrücken sowohl von
einem nach Nordwesteuropa vordringenden Höhentrog als auch von einem Höhentief
über Osteuropa mehr und mehr in die Zange genommen, bleibt aber für das
Vorhersagegebiet noch wetterbestimmend. Im Bodenfeld sorgt allerdings schwacher
Druckfall für eine zunehmend gradientarme Druckverteilung über Mitteleuropa und
von Südwesteuropa kann sich sehr warme Luft subtropischen Ursprungs durchsetzen
(850 hPa-Temperaturen am Montag, 18 UTC zwischen 10 Grad im Nordosten und 16
Grad ganz im Süden). Somit steht ein recht sonniger Tag ins Haus mit leichter
Gewitterneigung am ehesten an den Alpen und im Schwarzwald.
Am Dienstag verlagert sich der Trog unter Amplituden- und Konturverlust nach
Südskandinavien, über dem Vorhersagegebiet bleibt das Geopotenzialfeld aber
weiterhin eher antizyklonal konturiert mit einem flachen, bis nach
Südwestdeutschland reichenden Höhenrücken. Im gradientschwachen Bodenfeld lässt
sich maximal eine flache Tiefdruckrinne ausmachen, wobei die wetterbestimmende
Luftmasse subtropischen Ursprungs vor allem im Süden zunehmend potenziell
instabil geschichtet ist. Am ehesten dort können sich noch vereinzelte kräftige
Gewitter entwickeln, bevorzugt über dem Bergland, ansonsten steht aber ein recht
sommerlicher Tag ins Haus.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Auch, wenn der Trogdurchgang und Abtropfprozess am Freitag bzw. Samstag im
Detail von Lauf zu Lauf mit leichten Differenzen behaftet ist (der gestrige 00
UTC-Lauf simulierte den Cut-Off-Prozess und somit auch den Trogdurchgang etwas
verzögert gegenüber den beiden aktuellen Läufen), so ist dem aktuellen Lauf
dennoch eine gute Konsistenz zu seinen Vorgängern zu bescheinigen. Am Sonntag
und Montag simulierte vor allem der gestrige 00 UTC-Lauf den Höhenrücken etwas
schwächer auf der Brust als der aktuelle, was aber kaum Prognoserelevanz hat.
Der flache Trog, der am Dienstag auf Südskandinavien bzw. das nördliche
Mitteleuropa übergreift, wurde im gestrigen 00 UTC-Lauf allerdings deutlich
markanter simuliert.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Trogpassage am Freitag inklusive Abtropfprozess in der Nacht zum und am
Samstag wird von fast allen Modellen ähnlich simuliert. Lediglich GEM hat den
Cut-Off nicht auf der Karte, ICON dagegen gegenüber dem IFS weiter südlich.
Beide Modelle simulieren auch etwas (ICON) bzw. deutlich (GEM) weniger
Niederschläge in Südostbayern.
Den nachfolgenden Höhenrücken am Sonntag bzw. Montag simuliert GFS am
markantesten, während GEM und ICON den Höhentrog über Nordwesteuropa etwas
progressiver auf der Karte haben, dieser nach GEM allerdings kaum Einfluss auf
das Wetter im Vorhersagegebiet haben dürfte.
In der erweiterten Mittelfrist tendiert GEM Richtung Hoch Mitteleuropa, GFS
zeigt die Großwetterlage "Hoch Fennoskandien, über Mitteleuropa antizyklonal"
und IFS schwenkt Richtung Hoch Britische Inseln. Nach Lesart aller vorliegenden
Modelle stehen damit für das Vorhersagegebiet keine nennenswerten Niederschläge
ins Haus (lediglich IFS hätte einzelne Schauer im äußersten Osten und Süden im
Gepäck) bei einem vor allem nach GFS und GEM weiterhin spätsommerlichen
Temperaturniveau, während vor allem nach Lesart des IFS in den Nordosten nur
mäßig warme Luftmassen advehiert werden.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die IFS-Clusterung zeigt bereits zu Beginn der Mittelfrist (72 bis 96 Stunden) 5
Cluster (jeweils 14, 14, 10, 8 und 5 Members), wobei die größten Unterschiede
den Abtropfprozess betreffend auszumachen sind. Cluster 5 tendiert dabei
Richtung GEM-Variante und hat keinen Cut-Off im Programm, auch Cluster 1, in dem
sich der Hauptlauf befindet, zeigt ihn nur schwach ausgeprägt. Cluster 2 und 3
haben ihn etwas kräftiger auf der Karte, Cluster 4 fährt eher die ICON-Variante
mit dem etwas weiter südlicher stattfindenden Cut-Off. Somit kann konstatiert
werden, dass es im Süden und Osten Bayerns ab Freitagmittag wohl zu länger
anhaltenden Niederschlägen kommt, über deren Menge und ob warnwürdig oder nicht,
können aber noch keine genauen Aussagen getroffen werden.
Auch im nächstfolgenden Zeitraum (120 bis 168 h) verteilen sich die
ENS-Mitglieder, haupt- und Kontrolllauf auf 5 Cluster (16, 11, 9, 8 und 7
Member), die allesamt zunächst ein hohes Geopotenzial für Mitteleuropa auf der
Karte haben, lediglich Cluster 4 (in dem sich der Hauptlauf befindet) und 5
lassen den äußersten Süden anfangs noch im Einflussbereich des Höhentiefs über
Norditalien. Cluster 4 lässt den Schwerpunkt hohen Geopotenzials allerdings
recht schnell nach Nordeuropa wandern, so dass sich über dem Vorhersagegebiet
"barometrischer Sumpf" einstellt. Von Prognoserelevanz ist dieser Umstand
allerdings kaum, wenn man mal von einer vielleicht etwas erhöhten
Wahrscheinlichkeit für Gewitter über dem Bergland absieht.
Die erweiterte Mittelfrist (192 bis 240 Stunden) hat dann nur noch zwei Cluster
auf der Karte (jeweils 30 und 21 Member). Cluster 1 zeigt eine Art nördliche
Westlage mit einem von den Azoren bis nach Mitteleuropa reichenden Höhenrücken,
wobei sich der Schwerpunkt hohen Drucks zum Ende hin ins westliche Mitteleuropa
verlagern soll. Cluster 2 (inklusive Hauptlauf) belässt es bei dem Schwerpunkt
hohen Geopotenzials über Nordeuropa mit einem kräftigen, allmählich von den
Britischen Inseln in den fennoskandischen Raum wandernden Bodenhoch.
Die Rauchfahnen für verschiedene Gitterpunkte in Deutschland zeigen bis Sonntag
einen in einem relativ engen Spread verlaufenden Verlauf der 850 hPa-Temperatur,
die z.B. in Offenbach von recht niedrigen 4 bis 8 Grad am Freitag bis
Sonntagfrüh allmählich wieder auf 6 bis 11 Grad steigt, wobei sich Haupt- und
Kontrolllauf im unteren Bereich der Kurvenschar bewegen. Bis dahin gibt es auch
so gut wie keine Ausreißer nach oben oder unten. Ab Sonntag bis Dienstag folgt
dann bei größer werdenden Spread ein deutlicherer Anstieg der Temperatur und am
Dienstag bewegen sich Haupt- und Kontrolllauf im oberen Bereich. Im Laufe der
zweiten Wochenhälfte gibt es dann wieder mehr Ausreißer nach unten.
Niederschlagstechnisch sind im Großteil des Landes nur wenig Signale
auszumachen. Für eine Einschätzung der Niederschläge im Südosten am
Freitag/Samstag lohnt sich ein Blick auf den Gitterpunkt Chieming. Wohl alle
Member simulieren dort Niederschläge, die meisten etwa zwischen 10 und 15 mm in
12 Stunden. Der Hauptlauf stellt dabei - zusammen mit dem Kontrolllauf und noch
zwei bis drei weiteren Membern einen Ausreißer nach oben dar mit mehr als 25 mm,
ein Member zeigt auch knapp 35 mm in 12 Stunden.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Signifikante Wettererscheinungen stehen im Mittelfristzeitraum kaum auf der
Karte. Lediglich am Freitag und Samstag (Zeitraum Freitag, 06 bis Samstag, 06
UTC) geben die probabilistischen Verfahren, insbesondere ECMWF-EPS und
COSMO-LEPS, Signale für Dauerregen am Alpenrand (gebietsweise
Wahrscheinlichkeiten bis 30% für mehr als 30 mm in 24 h).
Die zu Wochenbeginn bevorzugt über dem süddeutschen Bergland auftretenden
vereinzelten Gewitter haben nur lokal eng begrenzten markanten Charakter, der
von den probabilistischen Modellfeldern nicht herausgearbeitet werden kann.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZ-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff