DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

22-08-2018 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 22.08.2018 um 10.30 UTC



Nach vorübergehendem Temperaturrückgang während eines Trogdurchgangs in der
neuen Woche wieder Temperaturanstieg.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 29.08.2018


Auf der Rückseite einer nach Osteuropa abgezogenen Kaltfront strömt am Samstag
von Westen frische Meeresluft nach Deutschland. In der Höhe schwenkt ein
Troganteil vom östlichen Deutschland zur Ostsee. Ein weiterer Troganteil zieht
von Westeuropa her kommend bis Tagesende zum westlichen Deutschland.
Am Sonntag schwenkt dieser scharfe Trog über Deutschland hinweg nach Osten,
wobei der Südteil des Troges zur Adria abtropft.
Am Boden schiebt sich von Westen der Azorenhochkeil nach Mitteleuropa, wobei
sich bei uns eine Hochzelle bildet.
Am Montag nähert sich von Westen ein Höhenrücken, der aber noch von einem
schwachen Kurzwellentrog umlaufen wird. Die Achse des Höhenkeils erreicht erst
zum Tagesende Benelux. Das Bodenhoch wandert von Deutschland nach Nordpolen, so
dass an seiner Westseite Warmluftadvektion aufkommt.
Am Dienstag wandert die Keilachse nach Deutschland, während das Bodenhoch die
nördliche Ostsee erreicht. Niedertroposphärisch bleibt es bei einer warmen
Südostströmung.
Am Mittwoch folgt dem Keil in der flauen Westströmung ein schwacher Randtrog und
eine Tiefdruckrinne zieht nach Deutschland, die sich zum Tagesende von
Südskandinavien bis zu den Alpen erstreckt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bereits ab Samstag gibt es Unterschiede zwischen dem aktuellen Modelllauf des
EZMW und dem Lauf von gestern 00 UTC.
Im alten 00-UTC-Lauf ist der Trog schärfer ausgeprägt und hängt etwas zurück
über England. Damit zeigt sich über der südwestlichen Nordsee ein Bodentief, das
bis Sonntagmittag zur mittleren Ostsee zieht und der scharfe Trog dann mit
seiner Achse erst über Mecklenburg. Damit regnet es im alten Lauf am Samstag im
Norden und Westen deutlich mehr als im neuen und am Sonntag wird im alten Lauf
ein Starkwindfeld über Deutschland simuliert (Nordwestwind), während im neuen
Lauf sich bereits der Azorenhochkeil zu uns hereinschiebt.
Danach werden die Differenzen wieder deutlich geringer. Die nächste
Kaltfront/Tiefdruckrinne scheint mit einzelnen Schauern und Gewittern erst in
der Nacht zum Donnerstag nach Deutschland vorzudringen, wobei die simulierten
Regenmengen nach dem aktuellen Lauf und den beiden Modell-Runs von gestern nur
gering sind. Dazwischen herrscht schwacher Hochdruckeinfluss.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bei IKON hängt die 2. Trogachse zurück und das daran gekoppelte Bodentief liegt
daher Montag 00 UTC über Ostengland, bei EZMW südlich von Island. Dieses Tief
überquert am Montag Norddeutschland und seine Fronten versorgen auch den Süden
Deutschlands mit Regen. Am Dienstag zieht das Tief nach Litauen ab, so dass sich
auch bei ICON wieder Hochdruckeinfluss durchsetzt.

Bei NAVGEM zieht ein kräftiges Wellentief am Sonntag über das deutsche
Küstengebiet ostwärts und sorgt im Norden für kräftigen Regen. Anschließend
setzt sich auch hier Hochdruckeinfluss durch.

UKMO nimmt eine Lösung zwischen ICON und EZMW an: Hier zieht das o. e. Tief von
Schottland (Montag, 00 UTC) zur nördlichen Nordsee (di., 00 UTC). Damit wäre es
am Montag im Norden deutlich zyklonaler als beim EZMW.

Ansonsten sind die Unterschiede nur gering.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse zeigt bis zum 7. Tag fünf Cluster, die allesamt ab Montag die
Wetterberuhigung mit Abzug des Höhentroges zeigt. Unterschiede gibt es aber, die
wir auch schon teils bei den oper. Modellen sehen. Die extreme Lösung von ICON
mit dem Tief, das am Montag über Norddeutschland zieht, ist nur ansatzweise zu
erkennen und zwar im 3. Cluster. Bei diesem liegt das Bodentief Montag 00 UTC
über Ostengland ähnlich wie bei ICON. Allerdings ist es schwächer und entwickelt
sich nicht weiter. Daher wird die ICON-Variante (die im Übrigen am Montag auch
Starkwindböen und im Bergland Sturmböen bedeuten würde) als unwahrscheinlich
angesehen.
Letztlich erkennt man in allen Clustern bis Dienstag/Mittwoch das Heranschwenken
des Höhenrückens und auf seiner Rückseite das Drehen der Strömung auf Südwest.
Insgesamt ist also die Wetterberuhigung und damit der Temperaturanstieg
wahrscheinlich.
Das erkennt man auch an der Rauchfahne von Offenbach. Nach einem Tiefpunkt der
Temperatur in 850 hPa am Samstag/Sonntag steigt bis Mittwoch die Temperatur
wieder an auf Werte zwischen 15 und 11 Grad. Entsprechend würden sich wieder
meist sommerliche Temperaturen einstellen.
Diese liegen wahrscheinlich zwischen rund 22 Grad im Küstenbereich und rund 30
Grad in den Flusstälern Südwestdeutschlands.
Die Regenwahrscheinlichkeit ist in der neuen Woche nur gering. Lediglich am
Donnerstag ist sie leicht erhöht (Durchgang der Tiefdruckrinne).
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Wochenende gibt es nach CosmoLEPS im Alpenraum eine geringe Gefahr von
Starkregen, am Samstag auch im Nordeeumfeld (durch Schauer und Gewitter).
Zusätzlich sind an der See noch Böen Bft 8 gering wahrscheinlich, was für die
Nordsee nach EZMW-EPS noch bis Montag gilt.
Sonst sind markante Wettererscheinungen in der neuen Woche unwahrscheinlich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden