DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-08-2018 17:01
SXEU31 DWAV 181800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 18.08.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Meist ruhige Hochdruckrandlage mit dichteren Wolken im Norden und böigem Wind an
den Küsten sowie vereinzelten Gewittern (Unwetter-Starkregen nicht
ausgeschlossen) an den Alpen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Norddeutschland am Südrand der zonal orientierten,
recht glatt konturierten Frontalzone, die sich vom Nordatlantik kommend über das
Nordmeer und Skandinavien bis nach Nordwestrussland erstreckt. Als Gegenpart
fungiert ein Höhenrücken, der von den Azoren über Frankreich bis nach
Süddeutschland reicht und sich im Laufe der Nacht noch etwas ostwärts ausweitet.
Ein in die Frontalzone eingebetteter kurzwelliger Troganteil verlagert sich bis
Sonntagfrüh nach Schottland, vorderseitig ist WLA aktiv, die auch weite Teile
Nordwest- und Norddeutschlands zumindest in Form dichterer Wolkenfelder
tangiert.
Im Bodenfeld reicht ein Keil des Azorenhochs über Frankreich hinweg bis in die
Mitte Deutschlands und kann sich im Laufe der Nacht noch ein wenig verstärken.
Ein mit dem Kurzwellentrog korrespondierendes Tiefdruckgebiet, das aus dem
ehemaligen Subtropensturm "Ernesto" hervorgeht, zieht im Laufe der Nacht rasch
über Nordirland hinweg nach Schottland, seine Warmfront erreicht die Nordsee und
streift auch Nordwestdeutschland. Bis auf gebietsweise etwas Regen oder
Nieselregen im Nordseeumfeld bleibt es aber trocken.
Der Südosten des Landes befindet sich noch immer im Einflussbereich potenziell
instabiler Luftmassen, die trotz Vordringen des Hochkeils nicht komplett durch
die ansonsten wetterbestimmende, relativ trockene Luft ersetzt werden kann. Die
in dieser Luftmasse anfangs noch hauptsächlich über dem süddeutschen
Mittelgebirgsraum und den Alpen auftretenden Gewitter sollten sich im Laufe der
Nacht allmählich auflösen. Als markante Begleiterscheinungen können aber vor
allem anfangs noch punktuell kleinkörniger Hagel und vor allem Starkregen
auftreten.
Somit verläuft die Nacht warntechnisch ruhig. Der anfangs in Nordfriesland noch
lebhafte West- bis Südwestwind schwächt sich mit Vordringen des Hochkeils etwas
ab und dürfte ab den Abendstunden nicht mehr warnrelevant sein. Vor allem im
Südosten kann sich im Bereich der etwas feuchteren Mischluftmasse gebietsweise
Nebel bilden.

Sonntag ... verlagert sich der Kurzwellentrog über die Nordsee hinweg allmählich
weiter ostwärts und erreicht Montag, 00 UTC Dänemark. Der hauptsächlich aus WLA
generierte trogvorderseitige Hebungsantrieb hält sich aber weiterhin in Grenzen
und betrifft in erster Linie die Regionen nördlich des Vorhersagegebietes.
Der über die Südhälfte und die Mitte Deutschlands hinweg bis ins östliche
Mitteleuropa reichende Höhenrücken wird dabei aber etwas nach Süden abgedrängt.
Das mit dem Kurzwellentrog korrespondierende Bodentief verlagert sich bis
Montag, 00 UTC über die Nordsee hinweg zum Kattegat. Die Warmfront zieht rasch
über den äußersten Norden Deutschlands hinweg nordostwärts ab, die Kaltfront
erreicht abends die mittlere Nordsee. Somit steht über dem Norden und Nordwesten
des Landes ein teils stark bewölkter Tag ins Haus, allerdings ohne nennenswerte
Niederschläge, am ehesten fällt noch im Nordseeumfeld und nahe der dänischen
Grenze etwas Regen oder Nieselregen. Der Wind frischt mit Annäherung der
Kaltfront im Warmsektor über der Deutschen Bucht wieder etwas aus Südwest auf,
eventuell reicht es auf Helgoland und Sylt auch mal für eine Bft 7.
Im übrigen Land dominiert nach wie vor Hochdruckeinfluss, wenngleich auch der
bis nach Südwestdeutschland reichende Bodenhochkeil etwas abgebaut wird. Der
äußerste Süden und Südosten befinden sich allerdings weiterhin im
Einflussbereich potenziell instabiler Luftmassen, wobei die Labilitätsparameter
gegenüber dem Vortag noch etwas zurückgehen. Die PPW-Werte liegen um oder etwas
über 25 mm, ML-Cape von mehr als 500 J/kg wird lediglich noch am Alpenrand bzw.
im südlichen Vorland simuliert. Deckel ist, ebenso wie Hebungsantrieb, so gut
wie keiner vorhanden und somit können sich - orographisch getriggert - am
ehesten an den Alpen und im Südschwarzwald, eventuell aber auch entlang der Alb
und im ostbayerischen Mittelgebirgsraum ab den frühen Nachmittagsstunden erneut
einzelne Gewitter entwickeln mit den üblichen Begleiterscheinungen (kleinräumig
Starkregen, Hagel, stürmische Böen). Aufgrund der geringen
Verlagerungsgeschwindigkeit (Höhenströmung kaum vorhanden) kann auch
unwetterartiger Starkregen nicht ausgeschlossen werden. Insgesamt hält sich die
Gewittertätigkeit aber sehr in Grenzen.
Nach wie vor wird vor allem in den Süden und in die Mitte des Landes sehr warme
Luft aus dem südwesteuropäischen Raum geführt, die Temperatur in 850 hPa
erreicht Werte zwischen 9 Grad im Nordseeumfeld und 17 Grad in Südostbayern.
Während im bewölkten Norden/Nordwesten somit Höchstwerte zwischen 20 und 26 Grad
erreicht werden, wird es sonst mit 26 bis 32 Grad hochsommerlich warm bis heiß.

In der Nacht zum Montag ziehen Kurzwellentrog und Bodentief - letzteres unter
leichter Vertiefung - weiter nach Südschweden. Die Kaltfront erreicht morgens
mit leichten schauerartigen Regen- oder Nieselregenfällen (meist weniger als 5
mm in 12 Stunden) die deutsche Nordseeküste. Dabei frischt der Wind auf und
dreht von Südwest auf Nordwest, für Böen Bft 7 reicht es aber lediglich an
exponierten Küstenabschnitten.
Während die dichten Wolkenfelder im Vorfeld der Front bis Montagfrüh etwa eine
Linie Pfalz - Harz - Oderbruch erreichen, bleibt es südöstlich davon meist
gering bewölkt. Die Gewitter an den Alpen lösen sich im Laufe der ersten
Nachthälfte allmählich auf, stellenweise kann sich ganz im Süden aber Nebel
bilden.

Montag ... nimmt die schwache nordwestliche Höhenströmung über dem
Vorhersagegebiet nach Abzug des flachen Troges von Westen her wieder eine
zunehmend antizyklonale Konturierung an.
Das Bodentief zieht unter weiterer Vertiefung weiter ins Baltikum, die Kaltfront
kommt aufgrund zunehmend schwächerer Schubkomponente nur noch zögernd nach
Südosten voran und erreicht abends in etwa die Mitte des Landes, wo sie
quasistationär wird. Unter wieder zunehmendem Hochdruckeinfluss erweist sie sich
aber als nur wenig wetteraktiv und macht sich hauptsächlich anhand dichter
Wolkenfelder und gebietsweise leichtem Nieselregen bemerkbar. Lediglich im
Ostseeumfeld simuliert das ein oder andere Modell mal ein paar mm, zumal die
rückseitig einströmende erwärmte Meeresluft (etwa 7 bis 10 Grad in 850 hPa)
recht stabil geschichtet ist.
Der West- bis Nordwestwind frischt mit Passage der Kaltfront und postfrontal vor
allem im Nordosten - mit Unterstützung durch den Tagesgang - böig auf, Richtung
Ostsee reicht es am ehesten mal für eine Bft 7, auf dem Brocken und dem
Fichtelberg kann es eventuell auch eine stürmische Böe (Bft 8) geben.
Die Südhälfte verbleibt weiterhin im Einflussbereich sehr warmer Luftmassen (12
bis 16 Grad in 850 hPa), wobei im äußersten Südosten noch Restlabilität
vorhanden ist. Bei PPW-Werten um oder knapp über 25 mm und 500 J/kg ML-Cape -
punktuell mehr - entwickeln sich bevorzugt an den Alpen erneut vereinzelte
Gewitter mit Starkregen und kleinkörnigem Hagel (Unwetter aufgrund von
Starkregen nicht ausgeschlossen). Ansonsten scheint aber etwa südlich einer
Linie Pfalz - Lausitz fast überall die Sonne. Im Norden und in der Mitte werden
postfrontal Höchstwerte zwischen 22 und 26 Grad erreicht, im Nordseeumfeld nur
um 20 Grad, in der Südhälfte bleibt es mit 27 bis 32 Grad sehr warm bis heiß.

In der Nacht zum Dienstag verstärken sich sowohl der nach Mitteleuropa
gerichtete Höhenrücken als auch der Azorenhochkeil über weiten Teilen
Deutschlands von Westen her wieder. Die Kaltfront über der Mitte des Landes löst
sich weitgehend auf, übrig bleiben aber noch recht dichte Wolkenfelder, die nur
zögernd auflockern. Auch im Norden bzw. Nordwesten macht sich am Südrand der
Frontalzone WLA anhand dichterer Schichtbewölkung bemerkbar. Nennenswerte
Niederschläge (bis auf gebietsweise etwas Nieselregen) sind aber keine zu
erwarten.
An den Alpen kommt die Gewittertätigkeit recht rasch zum Erliegen und somit
steht eine warntechnisch ruhige Nacht ins Haus. Ganz im Süden, aber auch -
sollten die Wolken stärker auflockern - in der Norddeutschen Tiefebene kann sich
örtlich Nebel bilden.

Dienstag ... kann sich der vom nahen Ostatlantik bis ins südöstliche
Mitteleuropa reichende Höhenrücken noch etwas verstärken und dank WLA
vorderseitig eines Höhentroges südlich von Island auch ein wenig nach Norden,
Richtung Skandinavien, aufwölben. In 300 hPa wird sogar ein eigenständiges
Höhenhoch simuliert, das über der Mitte Deutschlands hinweg ostwärts schwenkt.
Auch im Bodenfeld bleibt der Hochkeil erhalten, wenngleich tagesgangbedingt
leichter Druckfall einsetzt. Vor allem über den Norden und Nordwesten ziehen
aber weiterhin zeitweise dichtere Wolkenfelder hinweg, die WLA am Südrand der
Frontalzone geschuldet sind, aber weiterhin keine (nennenswerten) Niederschläge
bringen. In der Mitte und vor allem im Süden scheint dagegen häufig die Sonne,
die anfänglich noch recht dichten Wolken über den mittleren Landesteilen, die
der sich auflösenden Kaltfront geschuldet sind, lösen sich allmählich auf. Reste
der labilen Luftmasse befinden sich am ehesten noch an den Alpen, wo sich erneut
vereinzelte Gewitter entwickeln können. Ansonsten ist die Luftmasse aber recht
stabil bis indifferent geschichtet und hochreichend warm (-10 bis -8 Grad in 500
hPa, zwischen 8 Grad auf Rügen und 17 Grad im Südwesten in 850 hPa). An den
Höchstwerten ändert sich somit gegenüber dem Vortag nur wenig, insgesamt wird es
im Norden vielleicht wieder etwas wärmer.


Modellvergleich und -einschätzung
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Alle vorliegenden Modelle zeigen im Kurzfristzeitraum ein ähnliches Szenario,
prognose- und warnrelevante Unterschiede sind so gut wie keine auszumachen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff