DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-08-2018 17:01
SXEU31 DWAV 151800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 15.08.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Am Freitag im Westen, Süden und der Mitte einzelne Gewitter. Nur geringe
Unwettergefahr.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... setzt hinter einer weitgehend wetterinaktiven Warmfront von
Südwesten her die Zufuhr sehr warmer bis heißer Luftmassen nach Mitteleuropa
ein. Die Warmfront eines Tiefs bei Island streift aktuell den Norden mit örtlich
geringen Regenfällen und zieht nachts zur Ostsee und nach Südschweden hin ab.
Dahinter lockern die Wolken von Süden und Südwesten her vermehrt auf, so dass
die Nacht in großen Landesteilen gering bewölkt über die Bühne geht. Höchstens
örtlich bilden sich Dunst oder Nebel, die aber nicht warnwürdig werden. Nur im
Nordwesten gibt es durch leichte Warmluftadvektion weiter dichtere Bewölkung,
weitgehend aber ohne Niederschlag.
Das flache Hochdruckgebiet am Boden verlagert sich ins östliche Mitteleuropa. In
seinem Einflussbereich ist der Druckunterschied bei uns gering, entsprechend
bleibt der Wind schwach, lediglich an der Nordsee frischt er mal etwas auf, ohne
das Warnschwellen in die Nähe gelangen.

Donnerstag ... schwenkt ein markanter Langwellentrog nach Westeuropa herein.
Unter seiner Vorderseite fällt dort der Bodendruck, mit der Folge dass sich über
Frankreich eine Tiefdruckrinne bildet. In deren Rückseite ist die Kaltfront des
Islandtiefs eingelagert, die beide zögernd nach Osten vorankommen; uns aber noch
nicht erreichen.
Davor wölbt sich ein Höhenrücken über Mitteleuropa noch etwas stärker Richtung
Nordosten auf, während es nach Südosten abgedrängt wird. Damit kommt bei uns
eine südwestliche Höhenströmung auf, in die erste ablaufende kurze Wellen
leichte Hebungsimpulse liefern.
In zwar zunehmend sehr warmer, aber nur leicht instabiler, vor allem aber auch
trockener Luft führen diese zu nichts, auch nicht in Verbindung mit etwaigen
Konvergenzen im Bodendruckfeld, die sich in einigen Modellen über dem Nordwesten
und Westen finden lassen.
Der Osten und Süden liegen ohnehin noch unter dem Höhenrücken, wo sich
entsprechend wettertechnisch nicht viel tut.
Die anfangs im Norden liegenden "Restwolken" ziehen ab, die 850 hPa Temperatur
steigt auf 11 Grad ganz im Norden und bis 18 Grad im Süden.
Bei häufig ungehinderter Einstrahlung können die Temperaturen in 2m Höhe somit
auf vielfach 27 bis 32 Grad steigen. Besonders Richtung Nordsee sind die
Temperaturen gedämpft und erreichen unter etwas mehr Bewölkung nur 22 bis 25
Grad.
Der Druckgradient über Deutschland ist meist nicht der Rede wert, nur an der
Nordsee ist der Wind teilweise mäßig unterwegs mit der Option der ein oder
anderen Bft 6 bis 7 an der nordfriesischen Küste.

In der Nacht zum Freitag erreicht der Trog unter Verkürzung seiner Wellenlänge
die Nordsee und die vorgelagerte Kaltfront greift auf den äußersten Westen und
Nordwesten über. Da die Bodenrinne aber schon weiter ist; etwa über der Mitte
Deutschlands, hat der Wind vor der Kaltfront auf Nordwest gedreht und mit
leichter Kaltluftadvektion stabilisiert die Schichtung dort schon wieder. Auch
die Hebung wird etwas gedämpft.
Dennoch dürfte die kräftige positive Vorticityadvektion für schauerartigen Regen
gut sein, in den vereinzelt Gewitter eingelagert sein können.
Ansonsten passiert in relativ trockener Luft nichts Wesentliches. Der Tagesgang
dürfte im Bereich der Konvergenz Konvektion unterdrücken.

Freitag ... tropft der Trog zu den Pyrenäen ab, während der Resttrog unter
Abschwächung auf den Nordwesten übergreift; entsprechend lässt auch der aus der
trogvorderseitigen PVA resultierende Hebungsantrieb nach. Die Bodenrinne mit
eingelagerter Konvergenz verlagert sich in den Osten Deutschlands, die
nachfolgende, inzwischen leicht ins schleifen kommende Kaltfront dürfte bis zum
Abend etwa auf eine Linie Vorpommern-Saarland vorankommen.

Dabei gelangt präfrontal sehr warme, teils heiße Luft zu uns, die vor allem
zwischen Bodenrinne und Kaltfront auch feuchter wird. Dabei steigt Cape in
diesem Bereich auf 500 bis 1000 J/kg, bei PPW Werten von 30 bis 35 mm. Somit
werden am Tiefausläufer und präfrontal Gewitter wahrscheinlicher, die sich
ausgehend vom Bergland aus bilden dürften. Lokale Unwetter kann es vor allem im
Südwesten und im östlichen Mittelgebirgsraum geben. Für eine überregionale
Unwetterlage reicht es aber nicht.

Im Nordwesten stabilisiert es rasch weiter und konvektiv geht dort nichts; und
auch im Osten und Südosten dürfte es in trockener Luft nicht zur Auslöse
reichen.
Mit Passage der Kaltfront frischt der Wind vorübergehend stärker auf, ob dabei
häufiger die Bft 7 auftritt, ist noch unsicher.
Vor der Front steigt die Temperatur auf 29 bis 34 Grad, postfrontal sind im NW
nur 21 bis 24 Grad drin.

In der Nacht zum Samstag füllt sich der Trog auf und verschwindet in 500 hPa
nahezu aus den Karten, während in der höheren Troposphäre (300 hPa) ein recht
scharfer kurzwelliger Trog erkennbar bleibt, der im Osten und Süden noch einen
gewissen Hebungsantrieb liefern kann.
Ansonsten steigt das Geopotential, was den Aufbau einer Hochdruckzone stützt,
die sich von Westen nach Deutschland hereinschiebt.

Die Luftmassengrenze kommt nur zögernd ostwärts voran, so dass der äußersten
Osten und Südosten in der warmen Luft verbleiben. Die Schauer und Gewitter
lassen nach, klingen aber in der Südosthälfte nicht vollständig ab (s.o.). In
der Nordwesthälfte klart es gebietsweise auf bei Tiefstwerten teilweise um 10
Grad.
Zum Morgen nähert sich dem Nordwesten das nächste Frontensystem an, was auf den
nordfriesischen Inseln die ein oder andere Bft 7 aus Südwest zur Folge haben
kann.

Samstag ... formiert sich über Mitteleuropa wieder hohes Geopotential, was eine
Bodenhochdruckzone stützt, die von der Biskaya über Mitteleuropa nach Osten
reicht. Damit setzt sich wieder Absinken bei uns durch.
Allerdings ist die warme, potentielle instabile Luft im Südosten nicht
ausgeräumt. Dort sind im Tagesverlauf wieder einzelne Schauer und Gewitter zu
erwarten, vor allem mit Hilfe der Orografie.
Bei langsamer Verlagerung ist Starkregen möglich und auch vereinzelt WU dadurch
nicht ausgeschlossen.

Der Norden wiederum liegt am Rand der über Nordeuropa verlaufenden Frontalzone.
Tiefausläufer streifen den Norden aber höchstens mit Wolken, etwas Regen und
auffrischendem Wind vor allem an den Küsten. Dort sind starke bis vereinzelt
stürmische Böen aus SW möglich.
Mit dem Absinken und wieder einsetzender WLA sind Temperaturen von 23 im
Nordwesten und bis 30 Grad im Süden und SE drin.



Modellvergleich und -einschätzung
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Am Freitag gibt es noch einige Unsicherheiten, die allerdings die Konvektion
betreffen und die vorab zu diskutieren kaum lohnt.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner