DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

11-08-2018 07:01
SXEU31 DWAV 110800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 11.08.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
W z
Heute im Norden und dort vor allem an der Küste kurze Gewitter, dabei an der See
Gefahr von Sturmböen, landeinwärts stürmische Böen. An der Küste auch abseits
von Gewittern Sturmböen möglich. Auch in der ersten Nachthälfte an der
Vorpommerschen Küste noch einzelne stürmische Böen. Danach Wetterberuhigung. Am
Sonntag an und in den Alpen leichte Gewitterneigung, sonst keine markanten
Wettergefahren. Am Montag von Nordwesten und Westen her erneut Gewitter mit
Starkregen und Sturmböen, Unwetter nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Samstag... überquert ein markanter Trog den Norden Deutschlands. Dieser sorgt im
Norden und Nordosten für eine rege Schauer- und Gewittertätigkeit, wobei
zunächst an der Nordsee und im späteren Tagesverlauf mit geringerer
Wahrscheinlichkeit auch an einigen Abschnitten der Ostseeküste Starkregen
auftreten kann. Das korrespondierende Bodentief verlagert sich in den Oslofjord,
an dessen Südflanke treten, nicht zuletzt auch gestützt durch den Tagesgang, bis
in die mittleren Gebiete hinein Windböen auf. Vornehmlich bis weit ins
küstennahe Binnenland hinein sind stürmische Böen zu erwarten. An der See
(zunächst Nordsee, im Tagesverlauf vermehrt und dann auch ausschließlich Ostsee)
wird in Böen Sturmstärke erreicht, wobei zumindest stürmische Böen an der
Vorpommerschen Ostseeküste bis in die Nacht zum Sonntag hinein andauern können.
Wahrscheinlich wird die Böenentwicklung etwas schwächer ausfallen als gestern
noch angenommen wurde. Dies resultiert aus der nördlicheren Positionierung des
Bodentiefs. Ob sich erneut eine Böenfront entwickelt wie am Freitag, die dann
den Nordosten Deutschlands mit Sturmböen bis weit ins Binnenland hinein
überquert, ist weniger wahrscheinlich, da im Vergleich zu den gestrigen
Modellläufen hierfür keine Signale mehr zu sehen sind. Weiter im Süden bleibt,
abgesehen von einer Windzunahme, von diesem Trog nicht allzu viel übrig.
Wahrscheinlich werden dort nur in freien Lagen oder zumindest in Mittelgebirgen
Warnschwellen erreicht.
Da Hochdruckeinfluss dominiert, sind, abgesehen vom Nordwesten, längere sonnige
Abschnitte zu erwarten. In Richtung Nordsee wird es mit 19 bis 22 Grad kühler
als bisher. Ansonsten sind 22 bis 27 Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Sonntag verlagert sich der wetterbestimmende Trog nach Polen,
gefolgt von einem flachen Rücken, so dass sich unterm Strich eine eher zyklonal
geprägte Westlage ergibt. Mit dem Abziehen des Bodentiefs in die mittlere Ostsee
fächert dann auch über dem Nordosten der Gradient auf, so dass ab der zweiten
Nachthälfte an der Vorpommerschen Ostseeküste keine stürmischen Böen mehr
auftreten sollten.
In weiten Teilen Deutschlands sorgt ein ausgedehntes Bodenhoch für eine
Wetterberuhigung, so dass nach langer Zeit verbreitet Tiefsttemperaturen im
einstelligen Bereich auftreten können.

Sonntag... greift der Höhenrücken unter Abflachung auf Deutschland über. Das
korrespondierende Bodenhoch verabschiedet sich nach Südosteuropa. Über
Westeuropa entwickelt sich eine flache Tiefdruckrinne. Zwischen dieser und dem
Hoch über Südosteuropa (oder was davon übrig ist) dreht zunächst in der unteren
Troposphäre, später auch in höheren Troposphärenschichten die Strömung von West
auf Südwest. Hierdurch wird wieder wärmere Luft advehiert. Dabei ist die
Schichtung noch relativ stabil, so dass konvektive Umlagerungen ausbleiben
sollten. Eine Ausnahme ergibt sich für die Alpen, wo sich im späteren
Tagesverlauf und vor allem gegen Abend einzelne Gewitter entwickeln können,
wobei die Gefahr von Starkregen besteht.
Bei nahezu ungehinderter Einstrahlung, die nur im Nordwesten und in Ostseenähe
von den Resten einer Warmfront und deren Bewölkung etwas gedämpft wird, zeichnet
sich erneut ein Temperaturanstieg ab. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 25
bis 30, im Norden und im höheren Bergland auf 20 bis 25 Grad.
In der Nacht zum Montag greift ein Trog auf Westeuropa über, was über dem
Vorhersagegebiet die Strömung etwas aufsteilen lässt. Da die Strömung nach wie
vor sehr antizyklonal geprägt ist, dürfte die Konvektion in und an den Alpen
alsbald in sich zusammenfallen und auch ansonsten die Nacht ruhig bleiben.
Allenfalls im Küstenumfeld kann es, bedingt durch eine dort streifende schwache
Warmfront, zu geringen Niederschlägen kommen.

Montag... greift von Westeuropa kommend ein weiterer markanter Trog in unser
Wettergeschehen ein. Dieser wird zwar von Kaltluftadvektion überlaufen, aber die
in 500 und erst recht im 300 hPa-Niveau vorhandene kräftige positive
Vorticityadvektion sollte dies mehr als kompensieren, so dass Hebung generiert
wird. Zudem laufen kurzwellige Anteile aus diesem Trog nach Nordosten ab, die
einen zusätzlichen Hebungsantrieb liefern.
Vorderseitig wird ein Schwall labil geschichteter Subtropikluft nach
Mitteleuropa geführt. Hierdurch steigt der Gehalt an niederschlagbarem Wasser
auf 30 bis etwa 40 mm, wobei sich nur im Osten noch trockenere Luft hält. CAPE
erreicht etwa 500, ganz im Süden ca. 1000 J/kg. Mit dem Trog kommt verstärkt
Scherung ins Spiel (sowohl in der unteren Troposphäre als auch bis in mittlere
Troposphärenschichten hinauf reichend), so dass die Voraussetzungen für
organisiertere konvektive Umlagerungen gegeben sind. Hier kann nur dien
Kaltluftadvektion etwas dämpfend wirken.
Als wahrscheinlichstes Szenario könnte sich in der vorgelagerten labil
geschichteten Warmluft an einer Konvergenz eine Gewitterlinie bilden, die durch
einen nach Nordosten ablaufenden Kurzwellentrog "angefeuert" wird. Diese dürfte
von Nordwesten und Westen im Tagesverlauf bis auf die mittleren Gebiete
übergreifen. Auch an und in den Alpen zeichnet sich wieder eine rege
Gewittertätigkeit ab. Eine ausgewachsene Schwergewitterlage deutet sich jedoch
nicht an, dennoch sind Unwetter durch heftigen Starkregen und Sturmböen nicht
auszuschließen. Wahrscheinlich bleibt es nur ganz im Osten noch weitgehend
trocken, dort sind längere sonnige Abschnitte am wahrscheinlichsten, was die
Temperatur auf 28 bis 34 Grad steigen lässt. In den anderen Gebieten sind 22 bis
27, unmittelbar an der Nordsee und in den westlichen Mittelgebirgen Maxima um 20
Grad zu erwarten. Allerdings ist die gesamte Entwicklung noch mit Unsicherheiten
behaftet.
In der Nacht zum Dienstag überquert der nördliche Teil des o.g. Troges den
Norden Deutschlands und erreicht Westpolen, wogegen der südliche Teil dieses
Troges "zurückhängt" und nicht über die Westalpen nach Osten vorankommt. Schauer
und Gewitter werden daher rasch den Osten Deutschlands überqueren, wobei nur in
den Abendstunden mit geringer Wahrscheinlichkeit noch unwetterartige
Entwicklungen vorstellbar sind. Nach Abzug des Troges stellt sich über dem
Norden und der Mitte Deutschlands eine zyklonale Westströmung ein, wodurch an
der Küste, im küstennahen Binnenland und vielleicht auch im Nordwesten weiterhin
eine rege Schauertätigkeit, an der See auch mit kurzen Gewittern, zu erwarten
ist. Weiter landeinwärts sollten kaum noch Schauer auftreten und es kann zum
Teil aufklaren.
An den Alpen, im Südosten und im äußersten Osten macht sich noch die
Trogvorderseite bemerkbar. Kaltluftadvektion und die hieraus resultierende
Stabilisierung lassen die Niederschläge einen skaligen Charakter annehmen. An
den Alpen können dann die Warnschwellen für Dauerregen überschritten werden. Ob
dies nur für den östlichen Alpenrand der Fall ist (wie es die deterministischen
Modelle zeigen) oder hiervon der gesamte Alpenrand betroffen ist, lässt sich
noch nicht prognostizieren. Zumindest zeichnet sich in Bezug auf Dauerregen auch
an den Alpen keine schadensträchtige Unwetterlage ab.

Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Die Unsicherheiten bzgl. einer möglichen Dauerregenlage in der Nacht
zum Dienstag wurden bereits weiter oben diskutiert. Für unwetterartige
Niederschlagssummen werden für ein 12-std. Zeitintervall nur von OSMO-LEPS
schwache Signale geboten. Da dies nur exponierte Staulagen am östlichen
Alpenrand betreffen würde, drängt sich anhand der aktuellen Modellläufe eine
derartige Warnung nicht unbedingt auf.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann