DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

06-08-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 06.08.2018 um 10.30 UTC



Ende der Hitzewelle. Mit Umstellung der Wetterlage am Donnerstag und Freitag
gebietsweise kräftige Niederschläge.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 13.08.2018


Zu Beginn der Mittelfrist am Donnerstag liegt Deutschland auf der Vorderseite
eines Höhentroges über Westeuropa in einer südwestlichen Höhenströmung. Mit
dieser gelangt nochmals sehr warme bis heiße Luft nach Deutschland, bevor
schließlich in der Nacht zum Freitag und am Freitag mit Passage einer ersten
wellenden Kaltfront die Umstellung der Wetterlage und somit das Ende der
Hitzewelle eingeleitet wird. Mit Passage der Kaltfront und präfrontal kommt es
gebietsweise zu Niederschlägen, die insbesondere in Verbindung mit Gewittern
auch kräftig ausfallen können.
Bis Freitagabend hat die Kaltfront weite Teile des Landes mit Ausnahme des
äußersten Südens und Südostens überquert. Rückseitig gelangt im Vergleich zum
jetzigen Temperaturniveau eine deutlich kühlere Luftmasse zu uns, sodass die
Höchstwerte meist "nur" noch zwischen 22 und 26 Grad liegen.

Nach Passage des nachfolgenden Höhentroges kann sich am Samstag leichter
Hochdruckeinfluss durchsetzen. Allerdings erfolgt vor Westeuropa eine erneute
Austrogung, sodass die Strömung über West- und Mitteleuropa von einer westlichen
wieder zunehmend auf eine südwestliche Strömung dreht. Dadurch kommt die im
äußersten Süden des Landes noch liegende Warmluft wieder nordwärts voran, sodass
mit Ausnahme des Nordwestens und des äußersten Nordens erneut sommerliche
Höchstwerte bis 29 Grad zu erwarten sind.

Dem Nordwesten nähert sich bereits ein weiteres Frontensystem, das zu einem Tief
vor der norwegischen Küste gehört. Sie greift in der Nacht zum Sonntag auf den
Nordwesten über, kommt aber aufgrund einer strömungsparallelen Ausrichtung und
einer Wellenbildung über der südlichen Nordsee bzw. Frankreich zunächst kaum
weiter voran. Somit bleiben weite Teile Deutschlands noch in der Warmluft. Sie
wird allerdings im Laufe des Montags nachhaltig nach Osten abgedrängt, wenn mit
Annäherung des Höhentroges eine erneute Kaltfrontpassage erfolgt und weitere
Niederschläge aufkommen.

In der erweiterten Mittelfrist gelangt Deutschland zunehmend unter den
Höhentrog, sodass die wechselhafte und mäßig warme bis warme Witterung anhält.
Ob die erwarteten Niederschläge aber überall eine Linderung der Trockenheit
herbeiführen, ist derzeit noch fraglich.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Das Ende der Hitzewelle und die Umstellung der Wetterlage hin zu einem
wechselhafteren Wettercharakter mit Beginn der Mittelfrist werden weiterhin
konsistent vorhergesagt.

Im Detail gibt es allerdings noch Unterschiede insbesondere bezüglich der
Niederschlagsverteilung. Dies betrifft vor allem das Wochenende und den Beginn
der neuen Woche. Während die zweite Front nach den gestrigen Modellläufen
bereits am Samstag mit teils kräftigen Niederschlägen auf den Westen und
Nordwesten Deutschlands übergreifen sollte, vollzieht sich die Frontpassage nach
dem heutigen 00 UTC Lauf deutlich langsamer. Somit ist mit einem nachhaltigen
Rückgang der Temperatur landesweit erst am Montag zu rechnen. Zudem gestaltet
sich das Wochenende deutlich niederschlagsärmer als gestern noch prognostiziert.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Umstellung der Wetterlage wird auch von GFS und ICON gezeigt. Allerdings
vollzieht sich die Frontpassage am Donnerstag bzw. Freitag nach GFS am
schnellsten, nach EZMW am langsamsten.
Auch bei der zweiten Frontpassage gibt es noch Modellunterschiede, wobei in
diesem Fall auf Basis von ICON die Warmluft noch etwas länger hierzulande
erhalten bleiben würde. GFS und EZMW sind sich hingegen einig und drängen bis
Dienstag die 10-Grad Isotherme in 850 hPa ostwärts aus Deutschland heraus.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne von Offenbach zeigt bis einschließlich Sonntag einen
einheitlichen Verlauf bei relativ geringem Spread. Dabei ist von Donnerstag auf
Freitag der erste markante Rückgang der Temperatur zu erkennen, verbunden mit
wiederholten Niederschlagssignalen. Auch den erneuten Anstieg der Temperatur am
Wochenende zeigen alle Member. Deutlich größer wird der Spread ab Montag. Zwar
deuten alle Member auf einen erneuten Temperaturrückgang hin, sowohl der
deterministische als auch der Kontrolllauf befinden sich aber am unteren Rand
des Ensembles. Ähnliches gilt auch für das Geopotential. Betrachtet man also den
deterministischen Lauf gegen Ende der Mittelfrist und in der erweiterten
Mittelfrist als Ausreißer, so sind doch Höchstwerte um 25 Grad mit Ausnahme des
Nordens weiterhin wahrscheinlich.

Die Clusterung des EZMW zeigt für den Zeitraum von 72 bis 96 Stunden zwei
Cluster, wobei sich für Mitteleuropa keine signifikanten Unterschiede ergeben.
Für den Zeitraum von Samstag bis Montag gibt es sechs Cluster. Unterschiede für
Mitteleuropa ergeben sich dabei ähnlich zum Ensemble in der Ausprägung und Lage
des Höhentroges. Vier der sechs Cluster lassen den Trog wie beschrieben gegen
Ende der Mittelfrist und darüber hinaus auf Mitteleuropa übergreifen, was eine
kühlere und wechselhaftere Witterung zur Folge hat. Cluster 4 und 6 belassen den
Trog über Westeuropa. Sie weisen zwar die geringste Memberanzahl auf, diese
Lösung hätte aber zur Folge, dass die Temperatur auf einem deutlich höheren
Niveau verbleibt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Donnerstag treten gebietsweise kräftige Gewitter in Verbindung mit
Starkregen, Hagel und Sturmböen auf. Unwetterartige Entwicklungen aufgrund von
heftigem Starkregen mit Mengen um 40 l/qm innerhalb kurzer Zeit und größerem
Hagel sind wahrscheinlich. Im Nordwesten ist auch abseits der Gewitter
Starkregen mit Mengen zwischen 30 und 40 mm / 6 Stunden auf Basis von GFS und
EZMW nicht ausgeschlossen. Die EPS-Verfahren zeigen hierfür kaum Signale. Im
Osten und Süden nochmals starke Wärmebelastung.

Am Freitag sind im Osten und Süden nochmals einzelne kräftige Gewitter
wahrscheinlich. Dabei sind lokal nochmals Unwetter aufgrund von Starkregen,
Hagel und Sturmböen zu erwarten. Sonst gibt es voraussichtlich keine
Wettergefahren.

Am Samstag sind voraussichtlich keine Wettergefahren zu erwarten.

Am Sonntag gibt es in Verbindung mit der sich nur langsam verlagernden Front im
äußersten Nordwesten und Norden auf Basis von EZMW und EZMW-EPS eine geringe
Wahrscheinlichkeit für markanten Stark/Dauerregen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger