DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

05-08-2018 09:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 05.08.2018 um 10.30 UTC



Umstellung der Wetterlage von extrem heiss und trocken auf klimatologisch
normale Verhältnisse. Im Übergangszeitraum Donnerstag /Freitag kräftige
Niederschläge durch Gewitter oder Starkregen wahrscheinlich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 12.08.2018


Entscheidend im Mittelfristzeitraum ist die lang erwartete Umstellung der
Wetterlage von extremer Hitze zu "normalen" mitteleuropäischen Verhältnissen.
Sie vollzieht sich am Donnerstag/Freitag mit Durchgang einer atlantischen
Kaltfront. Zuvor wird es am Mittwoch auf der Vorderseite eines über dem
Ostatlantik lagernden und weit nach Süden reichenden Höhentroges nochmals sehr
heiß. Wie erwähnt, beendet dann eine Kaltfront, die unter Wellenbildung über
Deutschland ostwärts hinwegzieht, bis Freitag Nachmittag die extreme
Hitzeperiode in ganz Deutschland. Dieser Vorgang ist neben einer markanten
Abkühlung wahrscheinlich auch mit ebenso markanten Niederschlägen verbunden. In
der Zeit danach bleibt die Witterung durch den nachfolgenden Höhentrog zyklonal
bestimmt, wobei am Boden geringe Luftdruckgegensätze vorherrschen. Die
Zyklonalität findet dabei ab Samstag Unterstützung durch ein weiteres, vom
Atlantik zu den Britischen Inseln ziehendes Tief. Dessen Tiefausläufer überquert
Deutschland ab Samstag und sorgt zumindest für weitere Niederschläge. Auch am
Sonntag ist vielfach mit weiteren Regenfällen zu rechnen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der letzten 3 Modellläufe des ECMWF ist ausgesprochen hoch.
Bereits zu Beginn des Mittelfristzeitraumes, wo die lang erwartete
Witterungsumstellung in Gang kommt, sind die Ergebnisse sowohl quantitativ als
auch vom zeitlichen Ablauf her identisch. Das gilt auch weitestgehend noch für
den ab Freitag von Westen nachfolgenden Höhentrog, der letztlich dafür sorgt,
dass die Frontalzone sich endlich wieder nach Mitteleuropa verlagert und damit
die Chancen auf Niederschlag deutlich ansteigen.


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Vergleich mit anderen globalen Modellen


GFS und ICON haben die Umstellung ebenso im Programm wie ECMWF, die Frontalzone
ist am kommenden Wochenende aber bei letzterem am weitesten nach Süden
verschoben. Grob gesprochen ist damit auch die Wahrscheinlichkeit für
Niederschläge in großen Teilen Deutschland höher als bei den anderen Modellen.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Von Mittwoch 00 UTC bis Donnerstag 00 UTC liegen drei Cluster vor, Haupt- und
Kontrolllauf fallen in Cluster 1, den mit Abstand am höchsten besetzten Cluster
(29 Member, Cluster 2 und 3 nur 11 Member). Im Ergebnis ist am Donnerstag 00 UTC
ein weit nach Süden reichender Höhentrog über dem äußersten Westen Westeuropa zu
erkennen, während die Achse des vorgelagerten Höhentroge Deutschland bereits
verlassen hat.
Immerhin 6 Cluster liegen im Zeitraum Freitag 00 UTC bis Sonntag 00 UTC vor.
Dabei liegen Haupt- und Kontrolllauf diesmal in Cluster 4, der mit 8 Membern
recht dünn besetzt ist. Für Mitteleuropa ist diese Einstufung schwer
nachvollziehbar, da der dort am Sonntag 00 UTC dargestellte, scharf konturierte
westeuropäische Höhentrog im deterministischen Lauf nicht zu erkennen ist.
Cluster 1 hätte wesentlich größere Ähnlichkeit!

Die Rauchfahne zeigt für das 850 hPa Niveau, bereits am Mittwoch beginnend,
einen Temperaturrückgang, der sich von Donnerstag zu Freitag deutlich verstärkt
und im Mittel auf ein um 10 K niedrigeres Niveau bei etwa 10 °C hinausläuft.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Signifikante Wahrscheinlichkeiten für nennenswerte Niederschlagsmengen
erscheinen erwartungsgemäß an den Umstellungstagen Donnerstag/Freitag. Dabei
stimmen Cosmo-Leps, ICON EU EPS und EMWF EPS gut überein. Regemengen von mehr
als 20 l/m² in 24 Stunden treten demnach in großen Teilen Deutschland mit einer
Wahrscheinlichkeit von 10 bis 20 %, vereinzelt mit Wahrscheinlichkeiten von 30%
ein.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, EPS von Cosmo, ICON und ECMWF, Mosmix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. R. Hering-Zieringer*