DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

30-07-2018 07:30
SXEU31 DWAV 300800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 30.07.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HF a

Hitzewelle mit Maxima gebietsweise über 35 Grad. Heute und am Dienstag nur
geringe Gewitterneigung. Am Mittwoch deutlich steigende Gewitterneigung, aber
wohl eher keine ausgewachsene Unwetterlage.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... liegen wir in einer südwestlichen Höhenströmung am Rand eines
umfangreichen Langwellentroges über dem nahen Nordostatlantik. Dabei gelangt
heiße Luft aus dem Südwesten Europas nach Deutschland, die das Geopotential noch
etwas steigen lässt, so dass sich ein Rücken kräftigt, der vom Mittelmeer über
den Alpenraum nach Nordosten weist. Damit korrespondiert eine schwache
Bodenhochdruckzone, die vom Südwesten Europas über Mitteleuropa bis in den
Nordwesten Russlands reicht.
Die zu uns strömende Luftmasse ist zwar instabil geschichtet, aber durch das
leichte Absinken auch gedeckelt und relativ trocken. Die Auslöse von Gewittern
sollte sich also doch sehr in Grenzen halten. Am ehesten sind im Südosten mit
Hilfe der Orografie vereinzelte Gewitter denkbar und auch in einem Streifen vom
Erzgebirge bis zur westlichen Ostsee, wo konvergente Strukturen im Bodenwindfeld
einen (sehr) schwachen Hebungsantrieb liefern können, sind einzelne Gewitter am
Nachmittag und Abend nicht ausgeschlossen. Falls sich Gewitter bilden sollten,
ist schnell Starkregen und kleinkörniger Hagel mit dabei. Ob es auch im
äußersten Nordwesten zu einem Gewitter reicht ist sehr fraglich. Dieser Bereich
wird zwar von Kurzwellentrögen gestreift, die über die Nordsee nach Nordosten
ablaufen, dort ist die Schichtung aber auch nicht sonderlich labil.
Ansonsten ist eigentlich Thema Nummer 1 weiter die große Hitze und die
Trockenheit. Die Temperaturen steigen gegenüber dem Wochenende wieder deutlich
an. Bei Werten an die 20 Grad in 850 hPa liegen die Maxima fast deutschlandweit
bei nahezu ungehinderter Einstrahlung über 30 Grad, örtlich sind wieder 37 bis
38 Grad möglich.

In der Nacht zum Dienstag fallen die letzten, ohnehin nur vereinzelten Gewitter
in sich zusammen und die Nacht verläuft meist gering bewölkt und
niederschlagsfrei. Die Minima liegen gebietsweise um 20 Grad, in größeren
Städten, Ballungsräumen teilweise bei 23/24 Grad. Angenehmere Temperaturen gibt
es lediglich im Südosten, wo teilweise auch mal 15 Grad unterschritten wird. Ein
kleiner Unsicherheitsfaktor ist im Nordwesten zu finden. Dort nähert sich über
Südengland ein markanter Kurzwellentrog, auf dessen Vorderseite kräftige PVA für
Hebung sorgt. Diese könnte auch den Nordwesten tangieren mit einzelnen Schauern
und Gewittern von Benelux her und über der Nordsee. Auch stärkere Entwicklungen
sind bei zunehmender Scherung wohl denkbar, die meisten Modelle lassen deutsches
Gebiet aber noch außen vor.

Dienstag... verlagert sich der Kurzwellentrog über die Nordsee hinweg nordwärts
und erreicht abends bereits Südnorwegen. Nach derzeitigem Modellszenario würden
die besten Rahmenbedingungen für hochreichende Konvektion, was Scherung angeht
(über 20 m/s), im Nordwesten am Vormittag oder Mittag zu finden sein, also zur
unpassendsten Tageszeit. Sollte es aus der Nacht heraus für ein kräftiges MCS
reichen, könnte es in Teilen Norddeutschlands am Vormittag "ungemütlich" werden.
Momentan ist ein derartiges Szenario aber unwahrscheinlich, da nicht in der
Modellwelt vertreten. Lediglich ganz im Nordwesten kommt es mit der Trogpassage
vor allem am Vormittag zu Schauern und Gewittern.

Der Süden und Osten verbleiben dagegen weiterhin im Einflussbereich der
Hochdruckbrücke, die einen markanten Höhenrücken über dem westlichen
Mittelmeerraum mit dem fennoskandischen Hochdruckgebiet verbindet. Rückseitig
des Kurzwellentroges ist die südwestliche Höhenströmung über dem Westen und
Norden des Vorhersagegebietes relativ glatt konturiert, dennoch könnten darin
eingebettete flache kurzwellige Anteile eventuell etwas Hebungsantrieb liefern.


Dabei kann sich - ausgehend vom oben genannten Kurzwellentrog - im Tagesverlauf
eine flache Bodentiefdruckrinne (inklusive Konvergenz) über die Mitte des Landes
hinweg nach Süden ausweiten, worin sich auch die labilste Luftmasse befindet.
Kleinräumig werden im Nordwesten, im Bereich der Rinne sowie im Südosten 500 bis
an die 1000 J/kg ML-Cape simuliert, die PPW-Werte betragen meist 25 bis 35 mm,
mit den höchsten Werten im Nordwesten. Sowohl die Orographie als auch
kleinräumige Hebung an Kurzwellentrögen kommen als Trigger für Auslöse in Frage.

Dennoch simuliert ICON-EU so gut wie keine Niederschläge, Super HD und das WRF 4
km haben dagegen als konvektive Modelle vereinzelte Gewitter auf der Karte,
nämlich im Nordwesten und Westen, wo eine schwache Kaltfront übergreift und im
Bereich der Konvergenz. Begleiterscheinungen sind der Starkregen (bis hin zu
Unwetter), kleinkörniger Hagel und vor allem im Nordwesten aufgrund der besseren
Scherung auch Sturmböen. Eine Unwetterlage steht aber sicherlich nicht ins Haus,
die Gewitter dürften auch am Dienstag eher lokal eng begrenzte Einzelphänomene
bleiben.

Für den Großteil des Landes steht erneut ein sonniger, trockener und sehr heißer
Tag ins Haus, zeitweise stärker bewölkt ist es am ehesten im Nordwesten. Vor
allem im Südosten erreicht die Hitze ihren vorläufigen Höhenpunkt, nachmittags
werden 850 hPa- Temperaturen zwischen 14 Grad an der Nordsee und 21 Grad im
Südosten simuliert. Entsprechend werden Höchstwerte zwischen 32 und 38 Grad
erreicht, von Unterfranken bis nach Sachsen-Anhalt
eventuell noch etwas darüber.
Nicht ganz so heiß wird es postfrontal der "Kaltfront" im Nordwesten, vom
Niederrhein bis nach Nordfriesland liegen die Höchstwerte zwischen 27 und 32
Grad, an der Nordsee bleibt es bei aufkommendem Nordwestwind teilweise unter
25 Grad warm.

In der Nacht zum Mittwoch wird der Höhenrücken durch einen weiteren
Kurzwellentrog, der über Frankreich ostwärts schwenkt, nach Südosten abgedrängt.
Im Bodenfeld kommt die Tiefdruckrinne ebenfalls etwas nach Südosten voran und im
Nordwesten setzt hinter der Kaltfront, die im Norden etwas nach Osten
vorankommt, sonst aber quasistationär bleibt, durch Kaltluftadvektion leichter
Druckanstieg ein.
Der Tiefausläufer erweist sich in der recht glatt konturierten südsüdwestlichen
Höhenströmung, zunächst als wenig wetteraktiv, da kein nennenswerter
Hebungsantrieb auszumachen ist und sie bodennah bereits von der o.e.
Kaltluftadvektion überlaufen wird.
Die Gewitter lassen somit zunächst nach. Im Nordwesten und im Bereich der Rinne
bleibt es aber länger bewölkt, im Südosten dagegen oft klar. Während im
Nordwesten postfrontal einströmende Meeresluft für angenehme Nachttemperaturen
sorgt, bleibt es sonst sehr mild bis warm mit Tiefstwerten von über 20 Grad in
einzelnen Großstädten, im Lee einzelner Mittelgebirge und im Bereich der
Ostseeküste. Im Laufe der Nacht könnte der Tiefausläufer aber durch schwache
kurze Wellen aktiviert werden, so zumindest die Lesart des Super HD, das in der
zweiten Nachthälfte wieder eine Zunahme der Gewitteraktivität simuliert.


Mittwoch... bleibt nur noch der Südosten des Landes im Einflussbereich der
Potenzialbrücke. Der Rest des Landes befindet sich unterhalb einer
südsüdwestlichen Höhenströmung, worin zunächst nur sehr schwache Tröge nach
Nordosten ablaufen. Erst im Tagesverlauf greift von Westen her der etwas
kräftiger ausgeprägte Kurzwellentrog von Frankreich her über und könnte dann
auch etwas mehr dynamische Hebung ins Spiel bringen.

Im Bodenfeld kommt die Kaltfront im Nordwesten noch ein wenig nach Südosten
voran. Sie trennt die heiße und potenziell instabil geschichtete Luftmasse in
weiten Teilen des Landes von angenehmeren maritimen und stabiler geschichteten
Luftmassen im Nordwesten. Etwa nordwestlich einer Linie Eifel - Westmecklenburg
sinkt die Temperatur in 850 hPa auf 15 bis 10 Grad. Während sich eine flache
Hochdruckbrücke von Frankreich her bis nach Nordwestdeutschland erstreckt,
überwiegt südöstlich der Kaltfront im Osten und Süden Deutschlands
"barometrischer Sumpf"; eine Rinne mit konvergentem Windfeld ist nur schwer
auszumachen. Insgesamt ist die Luftmasse aber labil geschichtet und mit der
Einstrahlung können wieder mehr als 500, gebietsweise auch mehr als 1000 J/kg
ML-Cape generiert werden bei PPW-Werten meist über 30 mm.

Insgesamt dürfte es aufgrund schwächerer Deckelung und höherer potenzieller
Instabilität etwas häufiger als an den Vortagen für Auslöse reichen, wieder
ausgehend von den Mittelgebirgen. Auch im Bereich kleinräumiger Konvergenzen
kann Konvektion auftreten, diese lassen sich aber nur schwer ausmachen. Als
Begleiterscheinungen stehen die üblichen Parameter Starkregen, Hagel und
Sturmböen (letztere vor allem bei großem Spread in Bodennähe) auf der Agenda, in
punkto Starkregen sicherlich auch bis in den Unwetterbereich. Ob es auch im
Bereich der Kaltfront gebietsweise zu schauerartigen, teils gewittrigen
Regenfällen kommt, wie von einigen Modellen inzwischen simuliert, muss
abgewartet werden.

Ganz im Nordwesten bleibt es trocken und vor allem Richtung Nordsee scheint
wieder meist die Sonne, während es sonst im Frontbereich bzw. unmittelbar
dahinter eher stark bewölkt bleibt. Präfrontal kann dagegen vor Einsetzen der
Konvektion längere Zeit die Sonne scheinen. Dort bewegen sich die Temperaturen
in 850 hPa nochmals zwischen 16 und 21 Grad, wobei es sehr schwül werden dürfte.

Die Höchstwerte liegen postfrontal im Nordwesten bzw. im Frontbereich bei
angenehmen 24 bis 28 Grad, während sonst nochmals schwülheiße 30 bis 36 Grad, in
der Lausitz und in Teilen Bayerns eventuell auch noch etwas höhere Werte
erreicht werden.

In der Nacht zum Donnerstag schwenkt der Trog nach Nordosten und schwächt sich
dabei ab. Auf seiner Vorderseite kommt es über der Mitte und im Nordosten
Deutschlands noch längere Zeit zu schauerartigen, vor allem anfangs zu
gewittrigen Regenfällen, die erst im Verlauf der Nacht langsam von Südwesten her
nachlassen. Dabei besteht die Starkregengefahr bis in den Unwetterbereich. Im
Westen und Nordwesten bleibt es trocken und auch die einzelnen Gewitter im Süden
und Südosten dürften dem Tagesgang folgen und im Laufe der Nacht abklingen. Im
Nordwesten kühlt es auf angenehme Temperaturen um 15 Grad ab, sonst liegen die
Temperaturen bei teils starker Bewölkung teilweise bei 18 bis 21 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Entwicklung wird von allen Modellen in der Kurzfrist ähnlich simuliert. Die
Hitze bleibt und wird erst zum Mittwoch im Nordwesten gemildert. Die Konvektion
wird mit einigen Abweichungen berechnet, alles in allem passiert bis
Dienstagabend aber noch nicht viel. Erst in der Nacht zum Mittwoch werden die
Unterschiede markanter und einige Modelle zeigen bereits eine Zunahme der
Gewitterneigung. Ob am Mittwoch an der wellenden Kaltfront schauerartiger Regen
auftritt, der vielleicht sogar Richtung Starkregen geht, ist noch unsicher. Im
präfrontal heißen Bereich nimmt die Gewitterneigung aber deutlich zu und es muss
lokal mit Unwettern, vor allem durch Starkregen, gerechnet werden. Eine
"ausgewachsene" Unwetterlage ist das wahrscheinlich aber noch nicht.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner