DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

21-07-2018 17:30
SXEU31 DWAV 211800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 21.07.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In der Nacht zum Sonntag und am Sonntag im Süden gebietsweise mehrstündiger
Starkregen nicht ausgeschlossen. Zudem im Süden sowie in Teilen der Mitte und
des Nordens am Sonntag einzelne Gewitter. Dabei lokal Unwettergefahr aufgrund
von Starkregen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... erstreckt sich ein Höhentrog von Skandinavien über Deutschland und
Frankreich hinweg bis zur Biskaya. Dabei sind die Geopotentialunterschiede
größtenteils nur sehr schwach ausgeprägt. Allerdings schwenkt derzeit ein
Randtrog über den Süden des Landes hinweg. Davon ausgehende Hebungsvorgänge
haben in Teilen des Südens und der Mitte größer flächig für Regen gesorgt. In
der Nacht zieht der Randtrog zwar Richtung Österreich ab, über Tschechien und
Niederösterreich resultiert daraus aber ein abgeschlossenes Höhentief. Ein
weiteres kleinräumiges Drehzentrum ist über dem Süden Baden-Württembergs zu
erkennen.
Entsprechend muss auch in der Nacht über dem Süden und dort insbesondere über
Bayern weiterhin mit Regen gerechnet werden, der teils konvektiv durchsetzt ist.
Da die Niederschläge um das Höhentief kreisen, wird es Bereiche geben, in denen
länger anhaltend Regen fällt. Über Südostbayern gibt es von EZMW, EURO4 und auch
von den hochauflösenden Modellen C-D2 und C-D2 EPS Signale für mehrstündigen
Starkregen. Dabei sind regional Niederschlagsummen um 35 l/qm innerhalb von
sechs Stunden möglich. Allerdings unterscheidet sich der Schwerpunkt der Modelle
zum jetzigen Zeitpunkt noch, sodass eine mögliche Starkregenwarnung nur
kurzfristig ausgegeben werden kann.
Abseits des Regengebietes haben sich im Westen und Südwesten in der labilen
Luftmasse Schauer und Gewitter gebildet. Zumindest die Gewitter sollten bedingt
durch den Tagesgang im Laufe der ersten Nachthälfte weitgehend in sich zusammen
fallen. Schauer kann es dort aber weiterhin geben.
Im Bereich einer flachen Tiefdruckrinne, die derzeit zonal über den Norden und
Osten hinweg läuft, hat es heute mangels Labilität nicht zur Auslösung von
Gewittern gereicht. In der Nacht greift ein Troganteil auf den Norden über,
wodurch auch dort ganz vereinzelt Schauer entstehen. Aufgrund nicht
ausreichender Labilität sind Gewitter aber nicht zu erwarten.

Sonntag ... kommt der Troganteil über dem Norden Deutschland langsam ostwärts
voran. Im Bodendruckfeld erstreckt sich nun meridional ausgerichtet die flach
ausgeprägte und nur bei kleinerem Isobarenabstand erkennbare Tiefdruckrinne von
Schleswig-Holstein und der Ostsee bis etwa nach Hessen und Thüringen. In deren
Bereich befindet sich eine labile Luftmasse mit CAPE-Werten bis 600 J/kg, lokal
auch darüber. Aufgrund mangelnder Dynamik aus der Höhe sind dort aber nur
vereinzelt Schauer und Gewitter zu erwarten. Bei PPW Werten um 35 mm muss dann
auch lokal mit Starkregen gerechnet werden, der aufgrund geringer
Zuggeschwindigkeit auch unwetterartig ausfallen kann.
Ähnliche Labilitätsindizes weist die Luftmasse weiterhin über dem Süden
Deutschlands auf, der sich ausgehend von einem Höhentief über Niederösterreich
und Tschechien (12 UTC) noch im Bereich einer Geopotentialrinne befindet.
Leichte Hebungsantriebe sorgen dort weiterhin gebietsweise für schauerartigen
Regen. Auch abseits des Regengebietes lebt die Gewittertätigkeit im Tagesverlauf
wieder auf, wobei noch unklar ist, inwieweit die vorhandene Bewölkung die
Konvektion dämpft. In Verbindung mit Gewittern muss erneut mit Starkregen
gerechnet werden, der lokal unwetterartig ausfallen kann. Dabei gibt es auch
Signale für mehrstündigen Starkregen. Auf Basis der EPS-Verfahren betrifft dies
insbesondere den Alpenrand und das Alpenvorland.
Im Nordwesten und Westen des Landes setzt sich schwacher Hochdruckeinfluss
durch, wobei mit einer nordwestlichen Strömung stabilere Nordseeluft
herangeführt wird.
Die Temperaturen erreichen erneut meist sommerliche Werte, nur unter dichteren
Wolken im Süden sowie unmittelbar an der Nordsee bleibt es kühler.

In der Nacht zum Montag kommt der Höhentrog weiter ostwärts voran, gleichzeitig
schiebt sich ausgehend vom Südwesten Europas ein Höhenrücken Richtung
Deutschland. Einzig der äußerste Osten und Südosten des Landes bleiben noch
leicht zyklonal geprägt. Im Bodendruckfeld steigt der Druck weiter an, wobei
sich ein Keil des Azorenhochs von Westen ins Landesinnere ausweitet. Somit kommt
auch die stabilere Luft weiter landeinwärts voran, kann aber die labile
Luftmasse aus dem äußersten Osten und Südosten noch nicht gänzlich abdrängen.
Dort kommt es noch zu einzelnen Schauern, Richtung Alpen zu schauerartigem und
anfangs noch gewittrigem Regen. Die Gefahr für Starkregen nimmt aber ab.
In den Nordwesten und Westen dringt von der Nordsee gebietsweise dichtere
Bewölkung vor, Niederschläge werden aber nicht erwartet.

Montag ... kommt der Höhenrücken ein wenig weiter ostwärts voran und auch im
Bodendruckfeld dominiert der Einfluss des Azorenhochkeils. Somit gestaltet sich
das Wetter in weiten Teilen des Landes ruhig und vielfach sonnig, wobei im
Westen und Nordwesten anfangs noch dichtere Bewölkung aus der Nacht dominiert.
Außen vor bleibt weiterhin der Südosten Bayerns, über den ausgehend von dem
Höhentrog über Osteuropa ein flacher Randtrog hinweg schwenkt. In Verbindung mit
der dort immer noch liegenden labileren Luftmasse (CAPE bis 500 J/kg, PPW um 30
mm) entwickeln sich nochmal einzelne Schauer und Gewitter. Dabei besteht lokal
die Gefahr für Unwetter aufgrund von heftigem Starkregen.
Es wird verbreitet sommerlich warm, wobei lokal Höchstwerte bis 32 Grad erreicht
werden. Kühler bleibt es nur bei Seewind an den Küsten und unter dichteren
Wolken.

In der Nacht zum Dienstag gelangen wir zunehmend unter den Höhenrücken. Im
Bodendruckniveau dominiert weiterhin leichter Hochdruckeinfluss. Mit Vorankommen
des Höhenrückens fallen auch im Südosten Bayerns letzte Schauer und Gewitter in
sich zusammen, sodass auch dort eine Wetterberuhigung einsetzt. Der Himmel zeigt
sich überwiegend klar und es kühlt auf 17 bis 13 Grad ab.

Dienstag ... gelangen weite Teile Deutschlands unter den Höhenrücken, der sich
etwa vom westlichen Mittelmeerraum bis nach Dänemark erstreckt. Dabei etabliert
sich etwa über der Nordhälfte Deutschlands ein abgeschlossenes Bodenhoch. Somit
steht einem vielfach sonnigen Tag nichts im Wege. Die Luftmasse kann sich noch
etwas weiter erwärmen und erreicht bereits vielerorts Höchstwerte bis 33 Grad.
Lokal sind bereits bis 34 Grad zu erwarten.


Modellvergleich und -einschätzung
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Unsicher ist noch, wo die Niederschlagsschwerpunkte in der Nacht zum Sonntag und
am Sonntag im Süden Deutschlands liegen werden. Insofern müssen mögliche
Starkregenwarnungen über einen mehrstündigen Zeitraum kurzfristig ausgegeben
werden. Die großräumige Entwicklung wird von den Modellen einheitlich
prognostiziert.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Johanna Anger