DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-07-2018 17:30
SXEU31 DWAV 131800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 13.07.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Am Wochenende im Süden sowie in Teilen der Mitte einzelne Gewitter. Aufgrund von
Starkregen lokal Unwetter.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland im Bereich nur geringer Geopotentialunterschiede,
wenngleich die Höhenströmung leicht zyklonal geprägt ist. Einzig in den
äußersten Süden reicht ausgehend vom Mittelmeerraum ein schwacher Rücken. Auch
im Bodenniveau herrscht eine sehr flache Druckverteilung vor, wobei sich im
Laufe der Nacht der Keil eines Hochs über Großbritannien und der Nordsee von
Nordwesten nach Deutschland vorschiebt. Mit einer nordwestlichen Strömung
gelangt weiterhin Meeresluft ins Landesinnere, die sich heute tagsüber bereits
wieder spürbar erwärmen konnte. Dabei ist die Luftmasse in Teilen
Süddeutschlands und im Osten bzw. Nordosten labil geschichtet. Sie weist dort
CAPE-Werte bis etwa 600 J/kg auf, im Nordosten sogar noch etwas mehr.
Entsprechend haben sich dort einzelne Schauer und Gewitter entwickelt, die meist
im gelben oder markanten Warnbereich liegen. Im Nordosten, wo die PPWs über 25
mm liegen, gab es lokal auch Starkregen um 30 l/qm. Diese Schauer und Gewitter
werden am Abend bzw. eingangs der Nacht bedingt durch den Tagesgang und durch
das Vordringen des Hochs abklingen. Allerdings greift in der Nacht ein in die
nordwestliche Höhenströmung eingelagerter Kurzwellentrog auf den Nordwesten und
Westen Deutschlands über, der vor allem in 300 hPa ausgeprägt ist. Dort sind
dann ganz vereinzelt Schauer nicht ausgeschlossen. Etwas MU Cape ist auch
vorhanden, dennoch bleiben Gewitter unwahrscheinlich. Sonst gestaltet sich die
Nacht ruhig und vielerorts klar, allerdings kann in den Nordwesten erneut
Nordseestratus einsickern.

Samstag ... kommt der weiterhin vor allem in 300 hPa ausgeprägte Trog nur wenig
weiter ostwärts voran, wobei sich allmählich ein Höhentief über der Ostsee
abspaltet. Im Bodendruckniveau dominiert schwacher Hochdruckeinfluss, wobei sich
der zunächst noch in den Nordwesten reichende Hochkeil abschwächt. Durch die
weitere Erwärmung wird die Luftmasse im Süden und in der Mitte weiter
labilisiert. CAPE liegt meist bei Werten bis 500 J/kg, vor allem über dem Süden
Bayerns werden Werte um 800 J/kg erreicht. In Verbindung mit dem Trog muss in
der Mitte und vor allem im Süden häufiger mit Schauern und Gewittern gerechnet
werden, als es heute der Fall war. Der Gehalt an niederschlagbarem Wasser liegt
meist um 25 mm, im Süden Bayerns bei bis zu 30 mm. Insofern muss bei Gewittern
mit Starkregen um 20 l/qm gerechnet werden, lokal sind aufgrund der langsamen
Verlagerung auch Unwetter durch heftigen Starkregen wahrscheinlich. Zudem kann
Hagel auftreten, durch lokal Downbursteffekte können vereinzelt Sturmböen (Bft
8, 9) nicht ausgeschlossen werden.
Nördlich der Mittelgebirge dominiert am Rande des Hochs über der Nordsee
Absinken, sodass konvektive Entwicklungen unterdrückt werden. Dort sorgt der
Nordseestratus, der sich von Niedersachsen über Schleswig-Holstein bis nach
Mecklenburg-Vorpommern ausbreitet, für einen teils trüben Start in den Tag.
Aufgrund der Jahreszeit sollte sich dieser aber im Tagesverlauf weitgehend
auflösen. Allerdings hat er einen dämpfenden Effekt auf die Tageshöchstwerte,
sodass es im Norden bei Temperaturen zwischen 20 und 24 Grad kühler bleibt.
Sonst werden sommerliche Höchstwerte zwischen 25 und 29 Grad, im Südwesten
örtlich bis 31 Grad erreicht.

In der Nacht zum Sonntag liegt das Höhentief über dem Norden, von dem aber keine
nennenswerten Hebungsantriebe ausgehen. Im Bodendruckniveau dominiert weiterhin
schwacher Hochdruckeinfluss, der durch einen Höhenrücken gestützt wird, der sich
vom Atlantik über Großbritannien bis nach Skandinavien aufwölbt. In der Mitte
und im Süden fallen die Schauer und Gewitter relativ rasch in sich zusammen.
Nachfolgend klart es recht verbreitet auf und es kühlt auf 16 bis 9, im Norden
lokal bis auf 7 Grad ab.

Sonntag ... kann sich der Höhenrücken über Skandinavien noch etwas stärken,
wodurch im Tagesverlauf im Bodenniveau ein abgeschlossenes Hoch entsteht, das
von der Südspitze Norwegens bis in den Norden und Osten Deutschlands reicht. Das
Höhentief zieht über den Norden in den Nordwesten Deutschlands. In dessen Umfeld
ist es zeitweise stärker bewölkt, für einen Schauer reicht es vermutlich aber
nicht.
Durch die Ausweitung des Hochs wird die labile Luftmasse in den Süden und
Südwesten abgedrängt. CAPE liegt teilweise um 1000 J/kg, PPW um 25 mm. Hinzu
kommt ein flacher Randtrog, der von Ostfrankreich Richtung Süddeutschland
schwenkt. Dadurch treten einerseits dynamisch bedingt, andererseits aus der
Luftmasse heraus im Süden Schauer und Gewitter auf. Als Begleiterscheinung muss
erneut mit Starkregen, Hagel und Sturmböen gerechnet werden, wobei lokal
Unwetter insbesondere durch heftigen Starkregen und/oder Hagel auftreten können.


In der Nacht zum Montag wird das Höhentief in die Zirkulation eines Höhentroges
nordwestlich der Britischen Inseln eingebunden und überdeckt schließlich als
Randtrog weite Teile Deutschlands. An dessen Südspitze verstärken sich die
Hebungsvorgänge. Dadurch hält die Schauer- und Gewittertätigkeit im Süden in der
Nacht weiter an und kann sich sogar noch etwas verstärken, sodass auch größer
flächig schauerartig verstärkter und teils gewittriger Regen auftritt. Dabei ist
auf Basis von ICON gebietsweise 6-stündiger Starkregen um 25 mm möglich. Sonst
dominiert weiterhin der Einfluss des Hochs, sodass im Norden und in weiten
Teilen der Mitte eine ruhige und überwiegend klare Nacht bevorsteht.

Montag ... weitet sich der Randtrog noch weiter ostwärts über Deutschland aus.
Das Bodenhoch schwächt sich deutlich ab, bleibt aber im Norden und Osten
zunächst noch wetterbestimmend. Dies ist wohl auch der Grund, weshalb trotz
zunehmender Labilität im äußersten Osten und Nordosten keine
Niederschlagssignale in den Modellen vorhanden sind. Diese beschränken sich mit
Schauern und Gewittern auf den Süden, wo CAPE weiterhin Werte um 1000 J/kg
aufweist, PPW steigt bis auf 27 mm. Insofern sind bei weiterhin schwacher
Höhenströmung auch einzelne Unwetter durch heftigen Starkregen wahrscheinlich.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Wetterentwicklung wird von den Modellen weitgehend übereinstimmend
prognostiziert. Einzig in der Nacht zum Montag fallen die Niederschläge nach
ICON im Süden deutlich kräftiger und verbreiteter aus als bei EZMW und GFS.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Johanna Anger