DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

11-07-2018 07:01
SXEU31 DWAV 110800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 11.07.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
N z
Höhentief über Deutschland, In dessen Bereich Gewitter, Gefahr von Starkregen,
vor allem im Nordosten.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... liegt Deutschland unter einem Höhentief, das sich über den mittleren
Gebieten etabliert hat. In dessen Bereich ist labil geschichtete Luft
wetterbestimmend, so dass sich zum Teil wiederholt Schauer und auch kurze
Gewitter entwickeln können. Bei Temperaturen, die im 500 hPa-Niveau zum Teil
unter -20 Grad liegen, handelt es sich um typische Kaltluftgewitter. Das
Kriterium für Starkregen wird dann erreicht, wenn sich Schauerstraßen bilden
sollten. Aber auch aufgrund der langsamen Verlagerung im Bereich des Zentrums
des Höhentiefs ist Starkregen vorstellbar. Hoch auflösende Modelle liefern
hierzu entsprechende Signale.
An der Nordflanke dieses Höhentiefs wird vom östlichen Mitteleuropa Warmluft in
die Zirkulation einbezogen, so dass dort mehr Hebung ins Spiel kommt. Zudem wird
um dieses Höhentief ein Kurzwellentrog herumgeführt. In diesen Gebieten liegt
der Gehalt an niederschlagbarem Wasser zwischen 30 und 35 mm; zudem ist die
Schichtung leicht labil (aber nicht so labil wie im "Kernbereich" des
Höhentiefs), aber das sollte dafür hinreichend sein, dass an der Nordflanke des
Höhentiefs die intensivsten Niederschlagsprozesse ablaufen. Dieser Bereich
dürfte von Mecklenburg-Vorpommern und vom nördlichen Niedersachsen weiter
südwestwärts bis auf das östliche NRW übergreifen. Aber aufgrund der lang
andauernden Trockenheit drängt sich in diesen Gebieten eine Unwetterwarnung
nicht auf, selbst wenn mal örtlich begrenzt die Warnschwellen für Unwetter
überschritten werden.
Der Südwesten und zu großen Teilen auch der Süden Deutschlands bleibt von dieser
Entwicklung weitgehend verschont. Absinken, das hauptsächlich aus positiver
Vorticityadvektion resultiert, hält dort die Konvektion flach, so dass auch
längere sonnige Abschnitte vorstellbar sind. Bei längerem Sonnenschein sind bis
24 Grad erreichbar, ansonsten bewegen sich die Temperaturen zwischen 17 und 22
Grad.
In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich das Höhentief mit seinem Kern
allmählich in die Lausitz. Ein erneut dieses Höhentief umlaufender
Kurzwellentrog kann nach hoch auflösenden Modellen zu einer Intensivierung der
Niederschläge führen, wobei die Signale für unwetterartige Niederschlagssummen
deutlicher ausgeprägt werden. Allerdings ist dies noch nicht sicher. Genauso
unsicher ist auch, ob sich dieses Niederschlagsband nach Süden verschiebt (was
aufgrund der Verlagerung des Höhentiefs nach Süden vorstellbar ist) oder ob es
in einem Bereich von der unteren Oder über das nördliche Niedersachsen hinweg
bis ins östliche NRW weiterregnet. Zumindest die Konvektion sollte
tagesgangsbedingt nachlassen, so dass Gewitter in der zweiten Nachthälfte nur
noch wenig wahrscheinlich sind. Und in den Gebieten, in welchen kräftigere
Niederschläge fallen, dürfte sich die Dürresituation entspannen.
Im Südwesten und im Süden Deutschlands kann es längere Zeit aufklaren. Dabei
kann die Bildung von Nebelfeldern nicht ausgeschlossen werden.

Donnerstag... verlagert sich das Höhentief nach Westpolen, wobei die
Hebungsprozesse von der Nordflanke dieses Tiefs auch auf dessen Westflanke
übergreifen. Allerdings wirkt positive Vorticityadvektion dem entgegen;
folgerichtig schwächen auch die Modelle die Niederschläge ab, wobei sich die
gesamte Struktur etwas nach Osten verlagert, d.h. die Gebiete etwa von der
Nordsee bis zum Hochrhein und zu den Alpen kaum noch von Niederschlagsprozessen
erfasst werden. In diesen Regionen sind größere Auflockerungen, im Süden auch
längere sonnige Abschnitte am wahrscheinlichsten.
Im Nordosten ist aufgrund der Nähe zum Höhentief die Labilität noch am höchsten,
so dass sich dort, gestützt durch den Tagesgang, erneut Schauer und Gewitter
entwickeln können. Starkregen ist jedoch weniger wahrscheinlich als heute.
Von Schleswig-Holstein bis zum Hochrhein steigt mit Hilfe der Sonne die
Temperatur bis 27 Grad. Im weitaus größten Teil Deutschlands sind 19 bis 24 Grad
zu erwarten.
In der Nacht zum Freitag setzt sich die Ostverlagerung des Höhentiefs fort,
wodurch das o.g. Niederschlagsband das Vorhersagegebiet über die Oder hinweg
nach Polen verlässt. Danach stellt sich eine schwache nordwestliche Strömung
ein. Allerdings greift in der zweiten Nachthälfte ein in höheren
Troposphärenschichten (300 hPa) ausgeprägter Trog auf den Nordwesten
Deutschlands über. Dessen Wetterwirksamkeit ist aufgrund der Tageszeit vorerst
gering. Verbreitet klart es auf, wodurch sich erneut stellenweise Nebel bilden
kann.


Freitag... verlagert sich das o.g. Höhentief nach Nordostpolen und verliert
somit seinen Einfluss auf unser Wettergeschehen. Auch der vom Nordwesten
allmählich auf die Mitte übergreifende Trog, der im wesentlichen nur in höheren
Troposphärenschichten ausgeprägt ist, kann nicht viel ausrichten. Zwar ist die
Schichtung relativ labil, CAPE erreicht an der Vorderseite dieses Troges bis
1000 J/kg, auch der Flüssigwassergehalt liegt bei rund 30 mm, aber von
Nordwesten schiebt sich ein Hochkeil herein, so dass Absinken überwiegen dürfte.
Hochreichende Konvektion dürfte daher am ehesten mit Hilfe der Orografie
ausgelöst werden, wobei dies im Bereich der westlichen und zentralen
Mittelgebirge am wahrscheinlichsten ist. Aber gerade in diesen Gebieten liegt
der Gehalt an niederschlagbarem Wasser nur bei wenig über 20 mm, so dass es
allenfalls für markant zu bewarnende Gewitter reichen sollte. Wie bereits an den
Vortagen sind längere sonnige Abschnitte im Nordwesten, Westen und in
Süddeutschland am wahrscheinlichsten. Die Tageshöchstwerte erreichen 20 bis 26,
im Nordwesten, unmittelbar an der See und im Bergland Werte um 18 Grad.
In der Nacht zum Samstag kräftigt sich der antizyklonale Einfluss noch etwas.
Einzelne Gewitter, sofern sich welche entwickeln konnten, sollten daher alsbald
in sich zusammenfallen, so dass es danach weitgehend niederschlagsfrei bleibt.
Absinken lässt den Himmel verbreitet aufklaren. Aufgrund des schwachen
Gradienten können sich, abgesehen vielleicht vom Norden und Nordosten, erneut
flache Nebelfelder bilden.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
finden. Hinsichtlich der Lage und Bewegung des Höhentiefs haben sich die Modelle
mittlerweile angeglichen und zeigen auch von Modelllauf zu Modelllauf nur noch
geringe Inkonsistenzen.
Nach probabilistischen Verfahren sind Starkniederschläge im Nordosten
Deutschlands (bis ggf. in den Berliner Raum hinein) Starkniederschläge am
wahrscheinlisten. Das Ausgreifen auf das östlich Niedersachsen, wie es einige
hoch auflösenden deterministischen Modelle zeigen, wird nur von PEPS gestützt
(in welches auch Anteile der UKMO-Modellfamilie einfließen). Die anderen
probabilistischen Verfahren belassen derartige Signale über dem Nordosten
Deutschlands. Am wahrscheinlichsten sind Starkniederschläge in einem Band, das
von der unteren Oder und Usedom bis nach Südmecklenburg gerichtet ist.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann