Thema des Tages

08-07-2018 07:50

Nur ein Tropfen auf den heißen Stein

Der Frühling und auch die ersten Wochen des Sommers liefen vor allem
in den nördlichen Regionen Deutschlands sowie im Osten meist nach
demselben Muster ab: über lange Zeiträume Hochdruckeinfluss mit nur
kurzen Unterbrechungen, die aber meist nur unergiebigen Regen zur
Folge hatten. Das Resultat davon ist gebietsweise eine
außergewöhnliche Trockenheit. Die Kombination aus sonnigem Wetter und
trockener Festlandsluft lässt die landwirtschaftlichen Flächen sowie
die Wälder zunehmend austrocknen. Mittlerweile sind nach Angaben des
Deutschen Bauernverbandes bei gewissen Kulturen massive Ernteeinbußen
zu verzeichnen. Zudem sind Waldbrände eine ständige Gefahr. Bereits
der Funkenflug von Erntemaschinen oder die Brennglaswirkung von
unachtsam weggeworfenen Gegenständen können Wälder und Flure schnell
in Brand setzen (nähere Informationen zur Walbrandgefahr: Thema des
Tages vom 01.07.2018
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/7/1.html).


Es ist daher nicht verwunderlich, dass Land- und Forstwirte mit
besonderer Aufmerksamkeit unsere täglichen Prognosen verfolgen.
Bisher konnten die "Wünsche" nach Regen aber kaum erfüllt werden. Wie
geht es aber nun in den nächsten Tagen weiter? An der grundlegenden
Großwetterlage ändert sich zumindest in den nächsten Tagen erstmal
wenig. Es bleibt dabei, dass sich der Schwerpunkt des für weite Teile
West- und Mitteleuropas wetterbestimmenden Hochdruckgebiets weiterhin
bei oder über den Britischen Inseln befindet. Allerdings gelangen
weite Teile Deutschlands zunehmend an den Rand dieser Hochdruckzone.
Damit können kleinräumige Tiefs etwas ins Wettergeschehen eingreifen.



Das markanteste davon ist ein Tiefdruckgebiet, das ab Montag vom
Europäischen Nordmeer über das südliche Skandinavien in den Norden
Deutschlands zieht und die Oder in der Nacht zum Mittwoch erreicht.
Mit diesem strömt kühlere und auch etwas feuchtere Nordseeluft heran.
Allerdings ist die Vorhersage der exakten Zugbahn solcher
kleinräumigen Tiefdruckgebiete zum einen nicht einfach und relativ
lange von Unsicherheiten geprägt, zum anderen sind die damit
verbundenen Niederschlagsprozesse schwierig vorherzusagen.


Aus aktueller Sicht kommt es ab Montagnachmittag zunächst im
Nordwesten zu ersten Schauern, die aber eher unergiebig ausfallen
werden. In der Nacht zum Dienstag breiten sich diese aus und
verstärken sich etwas. Außerdem gesellen sich vor allem in Küstennähe
auch ein paar Gewitter dazu. Am Dienstag tagsüber können schließlich
mit Ausnahme des Südwestens überall Schauer und einzelne Gewitter
auftreten, in der Nacht zum Mittwoch geht deren Verbreitung wieder
etwas zurück. Am Mittwoch konzentrieren sich die Schauer vor allem
auf die Osthälfte Deutschlands. Es liegt nun aber in der Natur der
Sache, dass die Schauer nur örtlich Regen bringen werden. Viele
Regionen werden daher auch dieses Mal "leer ausgehen". Von
flächendeckendem Regen ("Landregen") kann daher keinesfalls
gesprochen werden.


Es scheint zudem so zu sein, dass sich in der zweiten Wochenhälfte
sowie am Wochenende wieder ein altbekanntes meteorologisches Muster
einstellt: Das Bodenhoch etabliert seinen Schwerpunkt über
Nordwesteuropa. Damit rücken weitere Niederschläge im Norden und
Osten sowie in großen Teilen der Mitte Deutschlands in weite Ferne.
Bei zunehmenden Sonnenscheinanteilen steigt die Temperatur zudem
flächendeckend über die Marke von 25 Grad. Es ist daher zu
befürchten, dass die Niederschläge der ersten Wochenhälfte
gebietsweise nur ein Tropfen auf den sprichwörtlichen heißen Stein
sind.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.07.2018

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