Thema des Tages

28-06-2018 09:50

"Nordostlage, in Mitteleuropa überwiegend zyklonal"

Der Jahresverlauf der Witterung in Mitteleuropa besteht aus einer
Folge typischer Wettersituationen, den "Großwetterlagen". Diese
ergeben sich aus weiträumigen Luftdruckverteilungen und den daraus
resultierenden Strömungsmustern in Bodennähe sowie auch in den
darüber liegenden Luftschichten. Das Wetter selbst wird außerdem
durch die Eigenschaften der in die Zirkulation einbezogenen
Luftmassen dominiert. Es kann während der Andauer einer
Großwetterlage an einzelnen Orten innerhalb des betrachteten Gebietes
durchaus wechseln, der allgemeine Witterungscharakter bleibt jedoch
erhalten.

Vom mittleren Nordatlantik westlich der Azoren bis nach Skandinavien
liegt am morgigen Freitag eine Hochdruckbrücke, die jedoch durch
einen von Island her südwärts ausgreifenden Frontenzug zum Teil
unterbrochen wird. Wichtig für unser Wetter ist aber der östliche
Pfeiler der Brücke, nämlich das kräftige Hochdruckgebiet EKKEHARD mit
Schwerpunkt über dem Nordmeer (Kerndruck 1030 hPa). EKKEHARD sorgt im
Norden sowie in den mittleren Teilen Deutschlands für Sonnenschein
und sommerliche Temperaturen, während Süddeutschland und Südosteuropa
sich dank eines ausgedehnten Tiefdruckgebietes über Südrussland bzw.
der Schwarzmeerregion vielerorts mit trübem Himmel und zeitweiligen
Regenfällen begnügen müssen.

Vom synoptisch-klimatologischen Standpunkt bietet sich daher die
Klassifizierung der Großwetterlage dieser Tage als eine für
Mitteleuropa "zyklonal" geprägte "Nordostlage" an (wiss. Abkürzung
"NEz"; zyklonal bedeutet tiefdruckbeeinflusst, denn auf der
Nordhalbkugel rotiert die Strömung in Tiefdruckgebieten entgegen des
Uhrzeigersinns). "NEz" zählt zu den gemischten Zirkulationsformen,
d.h. die zonale, also in Ost-West-Richtung verlaufende
Strömungskomponente und der in Nord-Süd-Richtung orientierte,
meridionale Anteil, sind etwa gleich groß. Sowohl in Bodennähe als
auch in der mittleren und höheren Troposphäre herrscht eine Strömung
aus nördlichen bis östlichen Richtungen, mit der mäßig warme Luft
herangeführt wird.

In der unten stehenden Abbildung finden Sie oben vom amerikanischen
Vorhersagemodell GFS für Freitag, den 29.06.2018, 12:00 Uhr UTC,
berechnete Prognosen der geopotentiellen Höhe der die mittlere
Troposphäre repräsentierenden 500-hPa-Hauptdruckfläche (schwarze
Isopotentialen, Maßeinheit geopotentielle Dekameter, [gpdam]), des
Bodendruckfeldes (weiße Isobaren in Hektopascal [hPa]) sowie der die
Schichtdicke der unteren Troposphäre kennzeichnenden "relativen
Topographie" H500-H1000 gpdam. Darunter wird für denselben Termin
eine vom DWD für die Luftfahrt herausgegebene, selbsterklärende
Prognosekarte des nordatlantisch-europäischen Raumes gezeigt.


Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.06.2018

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