DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

28-06-2018 07:01
SXEU31 DWAV 280800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 28.06.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NE z
Heute in einigen Gipfellagen der süddeutschen und östlichen Mittelgebirge Gefahr
von Sturmböen. Außerdem ganz im Südosten Dauerregen, in der Nacht zum Freitag
nachlassend. Am Samstag am Alpenrand und im südlichen Schwarzwald geringe
Gewitterneigung. Sonst keine markant zu bewarnenden Wetterereignisse.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Donnerstag... liegt Deutschland an der Südflanke einer Hochbrücke, die von einem
Bodenhoch unmittelbar westlich von Schottland über Südskandinavien hinweg bis
nach Nordwestrussland reicht. Nach Südosten hin wird die Hochbrücke durch einen
über Südosteuropa liegenden Höhentiefkomplex flankiert. Das Bodenhoch wird durch
ein blockierendes Höhenhoch gestützt, das sich westlich der Britischen Inseln
etabliert hat.
Die Frontalzone verläuft relativ weit nördlich über Island, Mittelskandinavien
und Karelien hinweg zum nördlichen Ural und beginnt stärker zu mäandrieren, so
dass auf Skandinavien ein kräftiger Trog übergreifen kann. Vorderseitiger
Druckfall lässt den östlichen Teil des nord- und nordosteuropäischen Hochkeils
verschwinden. Da gleichzeitig über Südwesteuropa leichter Druckfall einsetzt,
bleibt die nordöstliche bodennahe Strömung bestehen. Im Osten und Süden frischt
tagesgangsbedingt der Wind auf, in freien Lagen Ost- und Süddeutschlands können
einzelne Windböen, auf exponierten Gipfeln Böen bis Sturmstärke auftreten. Hier
ist, bedingt durch eine leichte Ageostrophie, gegenüber den Modellvorhersagen
ein leichter Aufschlag vorstellbar.
An der Nordflanke des über Süd- und Südosteuropa liegenden Höhentiefkomplexes
wird feuchtere Luft in den Osten und Süden Deutschlands geführt.
Kurzwellentröge, die in diese Strömung eingelagert sind, induzieren Hebung, so
dass zwischen dem Bayerischen Wald und Alpen zeitweise Regen fällt. Da der
Gehalt an niederschlagbarem Wasser auf mehr als 30 mm steigt, können
schauerartige Verstärkungen nicht ganz ausgeschlossen werden. Allerdings ist die
Schichtung stabil, so dass Gewitter eher unwahrscheinlich sind. Eine
entsprechende Dauerregenwarnung ist für den östlichen Alpenrand bereits aktiv.
Im Norden und Westen Deutschlands hält sich der Einfluss des sich unmittelbar
westlich von Schottland liegenden Hochs, so dass im Norden und Westen sowie im
Südwesten längere sonnige Abschnitte zu erwarten sind. Die Höchsttemperaturen
erreichen 24 bis 28, unmittelbar an der See und im höheren Bergland 18 bis 23
und zu den Alpen hin 12 bis 17 Grad.
In der Nacht zum Freitag greift der über Skandinavien liegende Trog unter
Verschärfung auf Finnland über und bringt eine kräftige Zyklogenese über
Karelien in Gang. Die Kaltfront des resultierenden Tiefs dringt bis in die
Ostsee vor.
Im Südosten sind noch weitere leichte Niederschläge zu erwarten, die aus
Kurzwellentrögen resultieren, die an der Nordflanke des südosteuropäischen
Höhentiefkomplexes westwärts geführt werden. Tendenziell sollten aber auch dort
die Niederschläge nachlassen.

Freitag... beginnt der über Finnland liegend Trog auszutropfen. Das über
Karelien liegend Bodentief hat den Höhepunkt seiner Entwicklung überschritten.
Gestützt durch kräftige Kaltluftadvektion entwickelt sich über dem Nordmeer und
der nördlichen Nordsee erneut ein ausgedehntes Bodenhoch, das sich zusehends
nach Skandinavien ausweitet. An dessen Westflanke wird die Kaltfront noch etwas
nach Süden gedrückt und dringt dann bis in das Nord- und Nordostdeutsche
Tiefland vor. Die Front weist einen stabilen aktiven Charakter auf, so dass sich
deren Wetterwirksamkeit auf ein paar lockere Wolkenfelder und eine leichte
Zunahme des Nordostwindes beschränkt. Hier könnte es, gestützt durch den
Tagesgang, an einigen Küstenabschnitten sowie zum Teil auch im Nordostdeutschen
Tiefland, für warnrelevante Böen reichen.
Der Südosten wird nach wie vor durch den über Südosteuropa liegenden
Höhentiefkomplex leicht zyklonal beeinflusst, so dass im südlichen Bayerischen
Wald und an den Alpen einzelne Schauer auftreten. Für Gewitter ist die
Schichtung zu stabil. Allenfalls im Hochschwarzwald und am Alpenrand können sich
mit geringer Wahrscheinlichkeit, gestützt durch die Orografie, einzelne Gewitter
entwickeln. Mit der Ausweitung des Hochs nach Südosten nimmt jedoch generell die
Niederschlagsneigung ab.
Abgesehen vom Südosten Deutschlands lässt das sich erneut kräftigende Hoch keine
nennenswerte Wolkenbildung zu, so dass die Temperaturen noch geringfügig
ansteigen können. Am Nachmittag werden 25 bis knapp 30 Grad erreicht. Ganz im
Norden, im Südosten sowie im Bergland wird es mit 18 bis 24 Grad nicht ganz so
warm.
In der Nacht zum Samstag greift auf den nahen Ostatlantik ein Trog über, wodurch
sich unter Verkürzung der Wellenlänge das Zirkulationsmuster ein wenig nach
Osten verschiebt. Gleichzeitig weitet sich, ausgehend von dem nunmehr über der
Nordsee liegenden blockierenden Hoch, ein Keil bis nach Ostgrönland aus.
Die o.g. Kaltfront erreicht den Mittelgebirgsraum und löst sich dort auf, in
exponierten Berglagen kann es im Frontbereich für einzelne stürmische Böen
reichen. Im Südosten Deutschlands und an den Alpen sollten dann die
Niederschläge aufhören. Wenn auch die Luftmasse präfrontal noch etwas feuchter
ist, so bleibt doch aufgrund des weiterhin vorhandenen, wenn auch schwachen
Gradienten, die Nebelneigung gering.

Samstag... verlagert sich der blockierende Höhenkeil nur unwesentlich nach
Osten, so dass Deutschland an dessen Vorderseite und somit unter einer
nördlichen bis leicht nordwestlichen Strömung verbleibt. Zwischen dem nunmehr
über Skandinavien liegenden kräftigen Bodenhoch und tiefem Luftdruck über
Südwesteuropa gelangt in weite Teile Deutschlands trockene und warme
Festlandsluft. Nur im Südwesten, ganz im Westen und an den Alpen hält sich noch
feuchtere Luft, aber allenfalls im Schwarzwald und an den Alpen ist etwas
Labilität vorhanden, so dass dort mit Hilfe der Orografie einzelne Gewitter
ausgelöst werden könnten. Da die Dynamik jegliche Unterstützung verweigert, ist
die Wahrscheinlichkeit für konvektive Umlagerungen nur sehr gering. Zudem wird
durch Entrainment trockenere und stabilere Luft beigemischt. Somit sollte es in
den anderen Gebieten West- und Südwestdeutschlands für Gewitter nicht reichen.
Im weitaus größten Teil Deutschlands sorgt Absinken im Randbereich des o.g.
Hochs für eine nahezu ungehinderte Einstrahlung, was die Temperaturen noch etwas
ansteigen lässt. In den tieferen Lagen Südwestdeutschlands sind Maxima um 30,
sonst 24 bis 29 Grad zu erwarten. An der Küste, im Osten, im östlichen Bergland
und an den Alpen wird es mit 18 bis 23 Grad nicht ganz so warm.
In der Nacht zum Sonntag erfolgt über Osteuropa erneut ein Austropfprozess.
Ansonsten ändert sich die Druck- und Geopotentialverteilung nur unwesentlich.
Absinken lässt die Konvektion (sofern sich im südlichen Schwarzwald und an den
Alpen überhaupt vorhanden) alsbald in sich zusammenfallen. Bei meist klarem
Himmel sind, abgesehen von den westlichen und südwestlichen Teilen Deutschlands,
einstellige Temperaturminima zu erwarten.

Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.
Auch hinsichtlich der Niederschläge im Südosten Deutschlands haben sich die
Modelle mittlerweile weitgehend angeglichen. Die bestehende Dauerregenwarnung
für den östlichen Alpenrand sollte daher hinreichend sein. Ob diese Warnung noch
auf Teile des Bayerischen Waldes ausgeweitet werden muss, ist noch nicht sicher.
Anhand der aktuellen Beobachtungen drängt sich diese Erweiterung vorerst nicht
auf.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann