DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

26-06-2018 17:01
SXEU31 DWAV 261800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 26.06.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Mittwoch im Südosten leichte Gewitterneigung. Am Donnerstag ganz im Südosten
Dauerregen (markant) nicht ausgeschlossen, aber noch sehr unsicher.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... ergibt der Rücken über Westeuropa und die beiden flankierenden Tröge
eine schöne Omegalage, wobei die Achse des Rückens von den Pyrenäen nach
Schottland reicht und der östliche Trog seine Drehzentren ins südöstliche Europa
verschiebt.
Wir liegen dabei unter einer mehr und mehr auf Nordost drehenden Höhenströmung
und ein von Polen nach Südwesten ziehendes Höhentief wird in den Trogkomplex
über Südosteuropa integriert. Die Hochdruckzone am Boden kräftigt sich insgesamt
weiter und weist am Mittwochmorgen zwei Zentren auf. Das erste über der Nordsee,
ein weiteres über der Ostsee und dem Baltikum.
Die mäßig warme Luftmasse ist dabei höchstens ganz im Südosten leicht instabil
geschichtet, wo auch durch das Höhentief etwas Hebung ausgelöst wird. Es reicht
allerdings für vereinzelte Schauer im Grenzbereich zu Tschechien, Österreich und
an den Ostalpen. Ansonsten überwiegt leichtes Absinken, es bleibt somit trocken
bei häufig geringer Bewölkung. Auch die hochnebelartige Bewölkung im Nordwesten
verschwindet zusehends, da mit drehen der Strömung der Feuchtenachschub von der
Nordsee her unterbunden wird, die übrigen Quellwolken fallen in sich zusammen.
Nur in Hochlagen des Südens frischt der Ost- bis Nordostwind mal kräftiger auf
mit vereinzelten Bft 6 bis 7, er bleibt aber auch dort - wie in den anderen
Gebieten - nicht warnrelevant.
Die Luft kühlt meist auf Werte zwischen 13 und 8 Grad ab.

Mittwoch ... schwenkt ausgehend vom Höhentief über SE Europa (Schwerpunkt über
der Adria) ein Randtrog über den Südosten und Süden Deutschlands nach Südwesten.
Abends reicht er etwa von Vorpommern bis nach Südostbayern erstreckt. Das
Omega-Hoch verlagert seinen Schwerpunkt etwas nach Norden, nach Schottland. Ein
davon ausgehender Rücken reicht über Südskandinavien und das Baltikum hinweg
nach Osteuropa.
Damit gelangt von Osten her vorübergehend etwas höhenkältere Luft (bis -20 Grad
in 500 hPa) in den Südosten des Landes. Durch PVA wird leichte Hebung generiert,
die allerdings durch die KLA teils kompensiert wird.
Im Bodenfeld erstreckt sich nach wie vor eine umfangreiche Hochdruckzone von den
Britischen Inseln über die Nordsee und Südskandinavien bis ins Baltikum. An
deren Südflanke führt die zunehmende Tiefdruckaktivität über Südosteuropa zu
einer leichten Gradientzunahme, so dass der Nordost- bis Ostwind allmählich
auffrischt. Warnrelevante Böen gibt es zunächst kaum, am ehesten reicht es noch
im östlichen und ostbayerischen Mittelgebirgsraum sowie auf exponierten
Alpengipfeln für einzelne Böen Bft 7 bis 8.

Vor allem in Südostbayern wird die Schichtung leicht instabil, teils bis 500
J/kg ML-Cape, andere, Konvektion zulassende Modelle zeigen eher weniger. Somit
kann im Tagesverlauf vom Sächsischen Bergland/Vogtland über den ostbayerischen
Mittelgebirgsraum bis ins östliche Alpenvorland sowie an den Alpen die
Schauertätigkeit aufleben. Am ehesten reicht es wohl im Bergland sowie in
Südostbayern für kurze Gewitter, lokal eng begrenzt begleitet von kleinkörnigem
Hagel und eventuell auch Starkregen. Im übrigen Land dominiert der Einfluss der
Hochdruckzone, wobei es in der Peripherie des Troges im Osten und Süden wolkig
bleibt, sonst aber vielerorts die Sonne scheint. Mit der Einstrahlung steigt die
Temperatur vor allem im Norden und Westen weiter an und erreicht Höchstwerte
zwischen 23 und 28 Grad, im Nordseeumfeld bei auflebendem Seewind 20 Grad. Im
Südosten wird es dagegen mit 20 bis 24 Grad nicht ganz so warm, am Nordrand der
Alpen und des Erzgebirges bleibt es eventuell noch kühler.

In der Nacht zum Donnerstag kommt der Randtrog über Süddeutschland nach Westen
voran, dahinter stellt sich eine östliche Höhenströmung ein.
Rückseitig der Rinne kommt vor allem über der Südhälfte WLA in Gang, wodurch
auch Hebung generiert wird, die zunehmend den äußersten Südosten des Landes
beeinflusst. Somit klingen dort die Schauer und eventuellen Gewitter rasch ab,
aber bereits in der zweiten Nachthälfte greifen von Österreich her schauerartige
Regenfälle auf den Südosten Bayerns über. Gewitter sind aufgrund der zunehmend
stabilen Schichtung wohl kaum mehr zu erwarten und nach wie vor werden auch
keine warnrelevanten Mengen simuliert.

Die Achse der Hochdruckzone kommt geringfügig nach Süden voran und die
Tiefdrucktätigkeit über dem Balkan weitet sich etwas nordwärts aus, was zu einer
weiteren (leichten) Gradientzunahme führt. Vor allem im Bayerischen Wald kann es
in exponierten Hochlagen Windböen geben. Im Südschwarzwald sind in exponierten
Gipfellagen Sturmböen möglich, wobei sich Richtung Hochrhein und Schweizer
Mittelland allmählich eine Bisenlage einstellt.

Ansonsten verläuft die Nacht warntechnisch ruhig und im Norden und Westen sowie
in den mittleren Landesteilen gering bewölkt, während es im Osten und Süden
aufgrund der WLA eher bewölkt bleibt.

Donnerstag ... dauert die WLA an der Nordflanke des Höhentiefs über Südeuropa
über dem Südosten Deutschlands an, die Hebungsprozesse intensivieren sich sogar
noch leicht.
Das umfangreiche Höhenhoch über Schottland kann sich derweil wieder etwas
regenerieren, von ihm ausgehend kommt der sich nach Osten erstreckende Keil
aufgrund einer beginnenden Austrogung über Skandinavien nach Süden voran und
befindet sich abends mit seiner Achse über der mittleren Nordsee, Dänemark und
der südlichen Ostsee.
Auch im Bodenfeld kommt die Hochdruckzone über dem nördlichen Mitteleuropa etwas
nach Süden, bis nach Norddeutschland voran, was in der zu einer weiteren
Gradientzunahme im Süden führt.
In den Kamm- und Gipfellagen der süddeutschen Mittelgebirge (in erster Linie
Bayerwald und Schwarzwald) gibt es stürmische Böen, exponiert Sturmböen (Bft 8
bis 9) aus Ost bis Nordost. Im Südwesten kann es in den Niederungen steife Böen
(Bft 7) geben, ebenso in einigen Tälern der ostbayerischen Mittelgebirge.

In Südostbayern verstärken sich die schauerartigen Regenfälle, der aktuelle Lauf
(Dienstag, 12 UTC) des ICON-EU simuliert warnrelevante Mengen (um 30 mm in 12
Stunden). IFS und vor allem GFS haben deutlich geringere Mengen auf der Karte
und auch die Probabilistik springt nicht darauf an.

Vor allem im Norden und Westen dürfte der Tag dagegen recht sonnig verlaufen,
während es im Süden und Osten bewölkt, nach Südosten zu gar bedeckt bleibt. Dort
werden mangels Einstrahlung und bei Dauerregen teilweise kaum 15 Grad erreicht,
im Norden und Westen dagegen sommerliche 23 bis 28 Grad, bei auflandigem
(See)wind kann es allerdings vor allem im Nordseeumfeld gebietsweise kühler
bleiben.
In der Nacht zum Freitag lässt die WLA und damit auch die Intensität der
Regenfälle in Südostbayern nach. In 12 Stunden werden vom ICON nochmal um 10 mm
simuliert.
Der Gradient fächert auch im Süden wieder etwas auf. In tiefen Lagen gehen die
Böen meist wieder unter die Warnschwellen zurück, im Bergland und dort vor allem
in exponierten Lagen reicht es nach wie vor zu starken bis stürmischen Böen aus
Ost bis Nordost.

Freitag ... kräftigt sich das Höhenhoch über Schottland noch etwas und verlagert
sich etwas nach Osten. Davon ausgehend reicht ein Keil in den Nordwesten
Deutschlands, der durch einen nachfolgenden Trog über Skandinavien nach Süden
gedrückt wird. Die Potentialrinne von Südfrankreich bis zum Balkan weicht ebenso
etwas nach Süden zurück.
Der antizyklonale Einfluss bei uns kräftigt sich damit wieder und die feuchte
Luft im Süden wird etwas Richtung Alpen und nach Südosten zurückgedrängt.
Niedertroposphärisch liegen wir in einer nordöstlichen Strömung am Rande des
Hochdruckgebietes über Nordwesteuropa.
Allerdings kommt es nun vorderseitig des Troges über Finnland zu einer
Zyklogenese. Die Kaltfront des Tiefs greift im Tagesverlauf auf den äußersten
Norden Deutschlands über. Sie ist allerdings kaum wetteraktiv und zeichnet sich
eher durch ein paar Wolkenfelder, als durch Regen aus.
Die Regenfälle im Südosten lassen weiter nach, da auch die WLA zum Erliegen
kommt und kaum mehr Hebung simuliert wird.
Bei auflockernder Bewölkung können sich dort bei zwar limitierter Labilität,
aber in immerhin feuchter Luft ein paar Schauer bilden, lokal dürfte es auch für
Gewitter reichen. Dabei sind vereinzelt Starkregen und kleinkörniger Hagel nicht
ausgeschlossen.
Ansonsten scheint meist die Sonne, gebietsweise zeigen sich ein paar dünne
Wolken und es bleibt weiter trocken.
Die Höchstwerte liegen im Südosten bei wolkigem Himmel nur wenig über 20 Grad,
sonst zwischen 25 und 31 Grad.
Sonderlich beeindruckend ist der Gradient auch im Süden nicht mehr, es langt in
Hochlagen oder windanfälligen Lagen gerade mal für Bft 6 bis 7, auf exponierten
Bergen für Bft 8.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die Entwicklung ist im Großen und Ganzen klar. Die Gewitter im Südosten sind
natürlich noch mit Unwägbarkeiten behaftet. Ob es wirklich zu Dauerregen in
Südostbayern kommt, ist sehr unsicher und darf noch ein paar Modellläufe
beobachtet werden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner