DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-06-2018 07:01
SXEU31 DWAV 250800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 25.06.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Na
Meist ruhiges, antizyklonal geprägtes Wetter. Lediglich im Osten und Süden am
Mittwoch geringes Gewitterrisiko.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... befindet sich der Vorhersagebereich an der "kalten" Ostflanke einer
blockierenden und hochreichenden Antizyklone, die sich in 500 hPa von der
Iberischen Halbinsel nordwärts bis zu den Britischen Inseln erstreckt. Dabei
reicht ein Höhenrücken nordostwärts bis nach Mittelskandinavien. Flankiert wird
das Höhenhoch von einem Höhentief westnordwestlich der Iberischen Halbinsel und
einem Höhentrog über Ost- bzw. Südeuropa mit Drehzentren über dem Baltikum und
Süditalien. An dieser stabilen "Omega"-Konstellation ändert sich zunächst nur
wenig, so dass Deutschland unterhalb einer recht kräftigen nordnordöstlichen
Höhenströmung verbleibt, die allmählich etwas antizyklonaler konturiert ist und
mit der auch niedertroposphärisch von Nordwesten her maximal nur mäßig warme
Nordseeluft ins Vorhersagegebiet geführt wird (Temperaturen in 850 hPa zwischen
7 und 11 Grad).
Die nördliche Überströmung des Norwegischen Küstengebirges generiert im Lee des
Gebirges weiterhin einen Bodentrog, so dass sich am recht scharfen
Druckgradienten zwischen diesem Trog und dem unverändert kräftigen Bodenhoch
über den Britischen Inseln tagsüber zunächst nur wenig ändert. Vor allem über
der östlichen Nordsee, knapp westlich des Skagerraks, weht damit weiterhin
lebhafter Nordwestwind, wobei es entlang der Nordfriesischen Küste noch für
einzelne steife Böen (Bft 7) reicht. Nachmittags und abends schwächt sich mit
Annäherung des weiter oben erwähnten, nach Mittelskandinavien reichenden
Höhenrückens etwas auf und der Wind schwächt sich ab.
Die restliche Wettergeschichte für den heutigen Tag ist schnell erzählt. Vom
Vorhersagegebiet dem Trog am nächsten gelegen, befinden sich höchstens der
äußerste Osten bzw. Südosten im Bereich leicht labiler Luftmassen.
Prognosesoundings zeigen am ehesten noch im Bereich Bayerischer Wald bzw.
Richtung Oder und Neiße eine so hochreichende labile Schichtung (bis etwa
550/600 hPa), dass es eventuell auch mal für ein kurzes Gewitter reichen kann.
Die Wahrscheinlichkeit dafür ist aber sehr gering und auch die Modelle
"springen" nicht darauf an.
Mit der nordwestlichen Bodenströmung gelangt recht wolkenreiche Nordseeluft ins
Land, an den Alpen hat sich eine schwache Stausituation eingestellt, so dass es
dort zunächst noch regnet. Im Tagesverlauf weitet sich aber ein Keil des Hochs
von Westen her nach Süddeutschland aus, so dass die Niederschläge nachlassen und
sich vor allem im Südwesten auch mal länger die Sonne durchsetzen kann. Der
Nordosten könnte vom Skandenlee profitieren, so dass dort ebenfalls die Sonne
länger durchkommt. Ansonsten bleibt es eher bewölkt, vor allem im Nordwesten
(und auch am Nordrand der Mittelgebirge), wo sich um den Höhenrücken
herumgeführte WLA noch zusätzlich bemerkbar macht, auch oft bedeckt.
Niederschläge fallen nur vereinzelt, am ehesten noch in Form leichten
Nieselregens im Luv der westlichen und zentralen Mittelgebirge, wobei GFS und
IFS im Gegensatz zum ICON-EU recht verbreitet geringe Mengen simulieren. Die
Temperaturen machen mit Höchstwerten zwischen 16 und 22 Grad (im Luv einiger
Mittelgebirge teils darunter) keine allzu großen Sprünge, mit
Sonnenunterstützung können im südlichen Oberrheingraben eventuell auch bis zu 24
Grad erreicht werden.

In der Nacht zum Dienstag ändert sich an der Gesamtkonstellation nur wenig.
Insgesamt verlagern sich Höhen- und Bodentief über dem Baltikum bzw. dem
Finnischen Meerbusen (Bodentief) geringfügig nach Süden, der nach Mitteleuropa
gerichtete Keil des Bodenhochs über den Britischen Inseln weitet sich weiter
nach Mitteleuropa aus, das Hochdruckgebiet selbst verlagert seinen Schwerpunkt
zur westlichen Nordsee. Vor allem im Süden und Westen können die Wolken somit
vielleicht etwas verbreiteter auflockern, während es sonst - außer im Nordosten
- überwiegend bewölkt bleibt. Hier und da kann sich Nebel bilden.

Dienstag... kommt das Höhentief vom Baltikum bis zum Abend weiter nach Süden,
bis nach Ostpolen voran, das Höhenhoch befindet sich dann mit seinem Schwerpunkt
über dem Ärmelkanal, so dass sich an der nordnordöstlichen Höhenströmung über
dem Vorhersagegebiet nur wenig ändert. Die mitteltroposphärische WLA ist
inzwischen komplett zum Erliegen gekommen, so dass insgesamt Absinken überwiegt,
dynamische Hebungsantriebe sind keine auszumachen. Somit kann sich die
Absinkinversion (zwischen etwa 600 bzw. 650 hPa im Südosten und 800 hPa im
Westen) noch etwas verstärken.
Das mit dem Höhentief korrespondierende flache Bodentief füllt sich weiter auf
und verlagert sich ebenfalls nach Ostpolen. Insgesamt dreht die Strömung somit
niedertroposphärisch mehr und mehr auf Nord bis Nordost, womit die Zufuhr
feuchter und wolkenreicher Nordseeluft aber nur langsam gekappt wird. Mit
längeren sonnigen Abschnitten ist somit am ehesten noch ganz im Westen und im
Südwesten sowie im Nordosten (vor allem nördlich und östlich der Elbe) zu
rechnen, während es am Nordrand der Mittelgebirge oft noch stärker bewölkt
bleibt. Unterhalb der Absinkinversion ist die Luftmasse recht labil geschichtet,
für Schauer reicht es aber wohl nur vereinzelt und am ehesten noch Richtung Oder
und Neiße sowie im östlichen und ostbayerischen Mittelgebirgsraum. Die
Gewitterwahrscheinlichkeit ist dabei sehr gering. Somit stehen keine
Warnereignisse auf der Karte.
Die Luftmasse kann sich nur zögernd erwärmen (8 bis 12 Grad in 850 hPa), die
Temperaturen erreichen aber bei etwas mehr Sonnenschein wieder recht angenehme
Höchstwerte zwischen 18 und 24 Grad, im Südwesten bis 26 Grad.

In der Nacht zum Mittwoch verlagert sich das Höhentief allmählich nach Südpolen,
das Bodentief füllt sich nahezu komplett auf, so dass das Höhentief eher
Kaltlufttropfencharakter annimmt. Das Bodenhoch weitet sich über das nördliche
Mitteleuropa allmählich Richtung Baltikum aus, wobei eine "Schwachstelle" über
Jütland, dem Skagerrak und dem Kattegat verbleibt, wodurch weiterhin eine
schwache nordnordwestliche Bodenströmung im Nordseeumfeld aufrechterhalten wird,
so dass sich der "Nordseestratus" dort vielleicht etwas länger hält, als es von
den Modellen aktuell simuliert wird. Nach Lesart der meisten Modelle werden
nämlich mit der auf Ost bis Nordost drehenden Bodenströmung vorübergehend recht
trockene Luftmassen ins Vorhersagegebiet geführt, wobei die tiefen Wolken vor
allem im Nordwesten/Westen sowie in den mittleren Landesteilen mehr und mehr
verschwinden sollen. Mit Annäherung des Kaltlufttropfens gelangen vor allem ab
der zweiten Nachthälfte allerdings von Polen her dichtere Wolkenfelder in die
Osthälfte des Landes. Regen gibt es dabei aber kaum, am ehesten noch im
Erzgebirge und im Zittauer Gebirge.
In den Regionen mit länger klarem Himmel kann sich gebietsweise Nebel bilden,
ansonsten stehen nach wie vor keine weiteren warnrelevanten Wetterereignisse auf
der Karte.

Mittwoch... verlagert sich der Kaltlufttropfen nach Lesart des ICON-EU bis zum
Abend weiter nach Süden, Richtung Westungarn. An dessen Westflanke wird aufgrund
von PVA auch etwas dynamische Hebung generiert, die auch den Osten/Südosten
Deutschlands beeinflusst.
Im Bodenfeld kann sich die nunmehr von den Britischen Inseln bis ins Baltikum
reichende Hochdruckzone noch etwas verstärken und damit auch die nordöstliche
Bodenströmung. Somit frischt der Wind im Tagesverlauf aus Ost bis Nordost auf
(im Nordseeumfeld herrscht allerdings aufgrund eines nach wie vor vorhandenen
schwachen Lee-Troges über Südskandinavien bis nach Jütland reichend eher
schwacher Nordwind), für warnwürdige Böen dürfte es aber auch in den Kammlagen
der östlichen und ostbayerischen Mittelgebirge kaum reichen.
Vor allem in den Osten und Südosten gelangt in der Peripherie des KLT`s recht
wolkenreiche Luft, während im Westen und Norden wohl ziemlich verbreitet die
Sonne scheint. Über die genaue Ausweitung der dichten Wolken nach Westen und
deren räumlicher Verteilung lässt sich aktuell aber nur spekulieren.
Mit der Hebung wird im Osten und Südosten auch Labilität generiert. Vor allem
das GFS simuliert sogar recht verbreitet Schauer und auch einzelne Gewitter bei
einer ML-Cape von gebietsweise mehr als 500 J/kg, die allerdings wohl auch der
von diesem Modell oft zu hoch simulierten Grundschichtfeuchte geschuldet ist.
Deutlich zurückhaltender agiert dagegen der aktuelle ICON-EU-Lauf, der nahezu
keine (konvektiven) Niederschläge auf der Karte hat, wobei diesem "Braten" auch
nicht wirklich zu trauen ist.
Vor allem in der Westhälfte steigen die Temperaturen bei sonnigem Wetter an,
vorausgesetzt, die dichteren Wolken kommen von Osten her nicht so weit nach
Westen voran, was ja noch etwas unsicher ist. MOSMIX simuliert allerdings
aktuell Höchstwerte zwischen knapp unter 20 Grad am Nordrand von Alpen bzw.
Erzgebirge/Zittauer Gebirge und sogar knapp 28 Grad gebietsweise entlang des
Rheins.


Modellvergleich und -einschätzung
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Alle vorliegenden Modelle zeigen im Kurzfristbereich eine ähnliche
Wetterentwicklung. Unterschiede bestehen am ehesten noch bzgl. der simulierten
Labilität und der damit zusammenhängenden Schauer- und Gewittertätigkeit im
Südosten/Osten Deutschlands am Mittwoch. Dabei scheint GFS eher etwas zu über-
und ICON-EU zu untertreiben.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff