DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-06-2016 09:00
SXEU31 DWAV 040800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 04.06.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HN a / z

Vor allem im Süden und Westen kräftige Gewitter mit Unwetterpotential. Von
Nordosten her abtrocknend.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... ändert sich an der Strömungskonstellation im Vergleich zu den letzten
Tagen nicht allzu viel. Langsam vollzieht sich der Übergang von Tief
Mitteleuropa zu einer Randlage zum Hoch bei Island (HNz oder HNa). Deutschland
verbleibt im Bereich geringer Luftdruckgegensätze am Rande eines
Höhentiefkomplexes, das sein Drehzentrum in den Raum
Südwestdeutschland/Schweiz/Nordostfrankreich verlagert. Im Norden und Nordosten
macht das Entrainment trockenerer Luftmassen Fortschritte, so dass dort große
Gebiete konvektionsfrei bleiben und viel Sonne abbekommen.

Der Randtrog, eines größeren Nordosteuropäischen Langwellentroges streift den
Nordosten und sorgt für etwas Hebung. Ob diese ausreicht hochreichende
Konvektion im Nordosten in Gang zu bringen scheint fraglich.

Im Schwarzwald fällt schon aktuell im Bereich des Höhentiefs nicht gewittriger
Starkregen. Ansonsten stehen erneut teils unwetterartige Gewitter und
Starkregenfälle auf dem Zettel, wobei die höchste Labilität zwischen
Niederbayern und Nordrhein-Westfalen zu finden ist (CAPE teils bis 1500 J/kg).
Allerdings wird diese im N- bzw. NO-Bereich durch den erwähnten
Abtrocknungseffekt gedeckelt. Daher treten die stärksten Niederschläge (mit und
ohne Gewitter) vor allem im Bereich der Mittelgebirge an der Bodenkonvergenz von
Franken bis zur Eifel auf. Ein zweiter Schwerpunkt entwickelt sich im Süden,
Richtung Alpen. Angesichts steigender Labilität über der Mitte (leichte
Abkühlung in der mittleren Troposphäre und etwas wärmer in 850 hPa hat steigende
Lapse Rates zur Folge) und etwas abnehmender Feuchte dürfte die Hagelgefahr bei
den Gewittern etwas zunehmen und auch die Wahrscheinlichkeit von stärkeren Böen
in Gewitternähe steigt. Auch wenn Wind bei den Gewittern weiter nicht das große
Thema ist.
Die Niederschlagsmengen sind, bei PPW von 25 bis 30 mm, wahrscheinlich rasch
wieder im Unwetterbereich, sei es in kurzer Zeit oder bei wiederholten Schauern
etwas akkumuliert. In den aktuellen Simulationen fällt die Sparsamkeit im Umgang
mit der Konvektion der hochauflösenden Modelle auf, ob es tatsächlich so wenig
wird, darf bezweifelt werden.

Im Norden bis an den Nordrand der Mittelgebirge dominiert dagegen Absinken mit
freundlichem und sonnigem Wetter. Mit der oben erwähnten Hebung sind einzelne
Gewitter möglich, auch wenn die hohe Labilität dort gedeckelt ist, die
Auslösetemperaturen sind aber erreichbar. Unwetter sollte es nicht geben. Sonst
dagegen herrscht häufiger starke Bewölkung vor, was zur Folge hat, dass schon
bei 21 bis 24 Grad Schluss ist, in der Mitte und im Süden.

Stärkeren Wind gibt es vor allem im Zusammenhang mit konvektiven Umlagerungen,
Warnungen darüber hinaus sind aber nicht nötig.

In der Nacht zum Sonntag dominiert in der Nordhälfte Absinken mit vielfach
geringer Bewölkung und wo es geregnet hat, kann sich Nebel bilden. Nach Süden
zu, im Bereich des nach wie vor über dem Schweizer Jura liegenden Höhentiefs
überwiegt starke Bewölkung, die Schauer und Gewitter lassen zwar nach, gänzlich
zum Erliegen kommen sie aber nicht. Vor allem von Alpen etwas ausgreifend nach
Norden muss mit weiteren schauerartigen, örtlich gewittrigen Regenfällen
gerechnet werden. Markante Warnungen sollten aber ausreichen, unwetterartige
Entwicklungen sind eher unwahrscheinlich.

Sonntag... schwächt sich das noch etwas nach Süden zurückweichende Höhentief
zwar langsam ab, es behält aber seinen Einfluss auf unser Wetter, vor allem nach
Süden hin. Der Norden wird von der Höhe her antizyklonal dominiert, durch das
Höhenhoch, das seinen Schwerpunkt zur Nordsee verschiebt und einen Keil nach
Norddeutschland hinein erstreckt.

Die labilste Luft wird weiter nach Süden und in die Mitte geführt und liegt in
einem breiten Streifen von Nordrhein-Westfale und Rheinland Pfalz bis nach
Niederbayern. Der Samstag eingeleitete Prozess des Anstiegs der CAPE Werte setzt

sich fort, sie steigen auf bis zu 2500 J/kg. In diesem Bereich und südlich davon
können im Tagesverlauf wieder kräftige Schauer und Gewitter auftreten. Bei PPW
Werten von über 25mm liegt dabei der Fokus weiterhin beim Starkregen und Hagel,

wobei die Hagelgefahr insgesamt noch etwas zunimmt.

Wie an den Vortagen sind weiter lokal unwetterartige Entwicklungen zu erwarten,
vor allem über dem Süden und der südlichen Mitte. Das Potential für vereinzelt
heftige Gewitter steigt sogar noch etwas. Bei schwacher Scherung und insgesamt
schwachen Windgeschwindigkeiten ist organisierte Konvektion aber kein Thema.

Bei flauer Strömung sind sowohl die Hebungsantriebe im Süden, ausgehend vom
Höhentief, wie auch das Absinken durch den Höhenkeil nur sehr schwach
ausgeprägt. Eher von Bedeutung ist, dass im Norden bei Zufuhr von trockenerer
Luft, die durchaus vorhandene Labilität gedeckelt ist und die Auslösetemperatur
nach oben verschoben ist. Allerdings nicht soweit, dass sie nicht erreichbar
sind. Demnach sind auch in Norddeutschland einzelne durchaus kräftige Schauer
und Gewitter möglich, allerdings bei insgesamt deutlich größeren Sonnenanteilen
und mit geringer Unwettergefahr.

Von der See bis an die Mittelgebirge stehen sommerliche Temperaturen zwischen 25
und 29 Grad auf der Karte, während nach Süden hin bei teils starker Bewölkung
nur 20 bis 24 Grad im Programm sind.

In der Nacht zum Montag bildet sich gebietsweise Nebel, vor allem nach Süden und
Südwesten zu, lassen die Schauer und Gewitter eher langsam nach.

Montag... kommen wir zusehends unter den Einfluss des Keils, das eingebettete
Höhenhoch verschiebt seinen Schwerpunkt nach Nordwestdeutschland, während das
Bodenhoch seinen Kern zur Ostsee verlagert. So dass wir an seiner
schwachgradientigen Südwestflanke liegen. Dabei gelangt in den Nordosten eine
etwas kühlere und trockenere Luftmasse. In den anderen Gebieten lagert nach wie
vor die feuchte und instabile Warmluft mit T 850 um +10 Grad.

Bei PPW Werten von 25 bis 30 mm und Auslösetemperaturen, die locker erreicht
werden, bilden sich vor allem im Südwesten und Süden, ausgehend vom Bergland
Schauer und Gewitter, durchaus auch wieder kräftig ausfallen können, mit lokalem
Unwetterpotential, während dies in anderen Gebieten wohl nicht mehr
funktionieren dürfte aufgrund des überlagerten, wenn auch nur schwachen
Absinkens.

Die Einstrahlung nimmt jetzt auch im Südwesten deutlich zu, verbreitet steht ein
sehr warmer Sommertag mit 24 bis 29 Grad auf der Karte, nur ganz im Nordosten
und im äußersten Süden liegen die Temperaturen niedriger.

Modellvergleich und -einschätzung
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In groben Zügen ist die Entwicklung weitgehend klar, im Detail aber nicht. Die
hochauflösenden Modelle simulieren für den heutigen Tag auffallend wenig
Konvektion, angesichts der Rahmenbedingungen, hohe Feuchte und Labilität sowie
erreichbare Auslösetemperaturen, aber etwas überraschend, so dass wieder
Vorabinformationen ausgegeben werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner