DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

03-06-2016 09:00
SXEU31 DWAV 030800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 03.06.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
TM Übergang zu HN

Gewitterlage mit häufigen Schauern und Gewittern. Unwettergefahr vor allem durch
heftigen Starkregen, Samstag und Sonntag vermehrt auch durch Hagel. Von Norden
her langsam abtrocknend.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Freitag... steht hohem Geopotential über Nordwest und Nordeuropa ein Höhentief
über Süddeutschland und dem Alpenraum gegenüber. Letzteres schwächt sich ab und
von Nordwesten stößt ein Keil des Höhenhochs in Richtung Südskandinavien und
Norddeutschland vor. Im Bodendruckfeld erstreckt sich weiterhin eine
ausgesprochen schwachgradientige Tiefdruckrinne von Südosteuropa bis fast an den
Ärmelkanal. Die labilste Luft liegt nach wie vor auf der Nordflanke der Rinne
mit CAPE Werten von über 1000 J/kg im Nordwesten. Auch die PPW Werte liegen im
Bereich der nördlichen Mittelgebirge weiterhin bei über 30 mm.

In der Tiefdruckrinne verlagert sich ein flaches Tief, getriggert durch einen
Randtrog von Osten nach Westen und erreicht am Abend den Nordwesten. Daran
gekoppelt ist ein Regengebiet, das von Böhmen auf Sachsen und Nordostbayern
übergegriffen hat und im Tagesverlauf weiter über Thüringen nach Hessen und in
die westlichen Landesteile zieht. Aktuell ist der Regen nicht warnwürdig, im
Tagesverlauf wird er aber wieder von Gewittern durchsetzt und mit Starkregen
verbunden sein. Auch abseits des Regengebietes bilden sich über der Mitte dem
Westen und Süden Schauer und Gewitter, die vor allem in den Regionen mit hohem
CAPE Starkregen und Hagel bringen können, vor allem im Süden, wo die Zellen
nahezu stehen können, ist heftiger Starkregen zu erwarten.
Die Schwerpunkte des Niederschlags werden von den Modellen weiter
unterschiedlich gesetzt. Es fällt auf, dass im Südosten und Südwesten relative
Minima des Niederschlags vorhanden sind, inwieweit das belastbar ist scheint
fraglich. Vor allem aber strömt in den Norden, etwa vom Nordseeumfeld bis nach
Berlin/Brandenburg eine etwas trockenere Luftmasse, in der durch den o.e. Keil
auch leichtes Absinken zum Tragen kommt, so dass hochreichende Konvektion wohl
kaum noch ausgelöst wird.

Ganz im Norden lebt der Gradient etwas auf, für warnwürdige Böen reicht es aber
kaum. Die Temperaturen steigen am Freitag im Norden wieder auf sommerliche Werte
über 25 Grad. Das Absinken aufgrund des Vorstoßes des Höhenkeils lässt auch den
Bodendruck ansteigen und von daher lässt sich die Sonne vor allem im Nordosten
für längere Zeit blicken. Ab den Mittelgebirgen und südlich davon herrscht
starke Bewölkung vor und daher steigen auch die Temperaturen nur auf 20 bis 24
Grad an.

In der Nacht zu Samstag dehnt sich die Tiefdruckrinne am Boden weiter nach
Westen aus und das Randtief, nebst Trog in der Höhe verlagern sich nach Westen.
Das Bodentief erreicht Belgien, der Trog mit seiner Achse, das westlichen Teile
Deutschlands. Der Schwerpunkt der Schauer und Gewitter zieht damit langsam über
den Westen ab. Allerdings gibt es für den Westen und Süden noch Signale für
kräftigen Starkregen, auch im Zusammenhang mit Gewittern, die bis in den
Unwetterbereich reichen können. Sonst beruhigt sich das Wetter von Osten her und
die Wolken lockern sich auf. Daher kann es gebietsweise Frühnebel geben.

Samstag... ändert sich an der Gesamtkonstellation nicht allzu viel. Deutschland
verbleibt im Bereich geringer Luftdruckgegensätze am Rande eines
Höhentiefkomplexes, der sein Hauptdrehzentrum in den Raum
Südwestdeutschland/Schweiz/Nordostfrankreich verlagert. Im Norden und Nordosten
macht das Entrainment trockenerer Luftmassen weitere Fortschritte, so dass dort
große Gebiete weitgehend konvektionsfrei bleiben und sogar reichlich Sonne
abbekommen. Der Randtrog, eines größeren Nordosteuropäischen Langwellentroges
streift den Nordosten und sorgt für etwas Hebung. Ob diese ausreicht
hochreichende Konvektion im Nordosten in Gang zu bringen scheint fraglich.

Ansonsten stehen erneut unwetterartige Gewitter und Starkregenfälle auf dem
Zettel, wobei die höchste Labilität zwischen Sachsen und Nordrhein-Westfalen zu
finden ist (ML-CAPE teils bis 2000 J/kg). Allerdings wird diese im N- bzw.
NO-Bereich durch den erwähnten Abtrocknungseffekt gedeckelt. Daher treten die
stärksten Niederschläge (mit und ohne Gewitter) vor allem im Bereich der
Mittelgebirge an der Bodenkonvergenz vom Erzgebirge bis zur Eifel auf. Ein
zweiter Schwerpunkt entwickelt sich im Süden. Angesichts steigender Labilität
über der Mitte (leichte Abkühlung in der mittleren Troposphäre und etwas wärmer
in 850 hPa steigende Lapse Rates) und etwas abnehmender Feuchte dürfte die
Hagelgefahr bei den Gewittern zunehmen und auch die Wahrscheinlichkeit von
stärkeren Böen in Gewitternähe steigt. Auch wenn Wind bei den Gewittern weiter
nicht das große Thema ist.

Im Norden bis an den Nordrand der Mittelgebirge dominiert dagegen Absinken mit
freundlichem und sonnigem Wetter. Im Süden dagegen herrscht starke Bewölkung vor
und daher ähnelt die Temperaturverteilung der vom Vortag, mit sommerlichen
Temperaturen im Norden und Werten von 21 bis 24 Grad in der Mitte und im Süden.

Stärkeren Wind gibt es vor allem im Zusammenhang mit konvektiven Umlagerungen,
Warnungen darüber hinaus sind aber nicht nötig.

In der Nacht zum Sonntag ändert sich an der großräumigen Druckkonstellation
nichts Wesentliches. In der Nordhälfte dominiert Absinken und die Wolkendecke
lockert sich oder löst sich auf. Daher kann es im sehr feuchten
Mittelgebirgsraum Nebel bilden. Nach Süden zu, im Bereich von einem recht
flachen Höhentief gibt es noch weitere Starkregenschauer und anfangs auch
Gewitter. Die markanten Warnungen sollten aber ausreichen, unwetterartige
Entwicklungen sind eher unwahrscheinlich.

Sonntag... schwächt sich das noch etwas nach Süden zurückweichende Höhentief
zwar langsam ab, es behält aber seinen Einfluss auf unser Wetter, vor allem nach
Süden hin. Der Norden wird von der Höhe her antizyklonal dominiert, durch das
Höhenhoch, das seinen Schwerpunkt zur Nordsee verschiebt.

Die labilste Luft wird weiter nach Süden und die Mitte geführt und liegt in
einem breiten Streifen von Nordrhein-Westfale und Rheinland Pfalz bis nach
Niederbayern. Der Samstag eingeleitete Prozess des Anstiegs der CAPE Werte setzt
sich fort, sie steigen auf bis zu 2500 J/kg. In diesem Bereich und südlich davon
können im Tagesverlauf wieder kräftige Schauer und Gewitter auftreten. Bei PPW
Werten von über 25mm liegt dabei der Fokus weiterhin beim Starkregen und Hagel,
wobei die Hagelgefahr insgesamt noch etwas zunimmt.

Wie an den Vortagen sind weiter lokal unwetterartige Entwicklungen zu erwarten,
vor allem über dem Süden und der südlichen Mitte. Das Potential für vereinzelt
heftige Gewitter steigt sogar noch etwas. Bei schwacher Scherung und insgesamt
schwachen Windgeschwindigkeiten ist organisierte Konvektion kein Thema.

Dagegen herrscht im Norden Absinken vor, was auch am Boden für
Zwischenhocheinfluss sorgt und von der See bis an die Mittelgebirge für viel
Sonne und sommerlichen Temperaturen zwischen 25 und 27 Grad. Im Süden dagegen
bei meist starker Bewölkung liegen die Tageshöchstwerte nur bei 20 bis 24 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Großräumig bestehen kaum Zweifel an der Entwicklung. Die Konvektion bzw. die
Hauptniederschläge werden unterschiedlich simuliert, so dass auf
Schwerpunktsetzung zurückgegriffen werden muss. Heute wie auch am Wochenende
sollte mit Vorwarnungen gearbeitet werden, deren Bereich sich auf den Süden und
die Mitte fokussiert.
Wie im Text beschrieben steigt am Wochenende die Hagelgefahr; Samstag und
Sonntag sollte es insgesamt (lokal) heftigere Entwicklungen geben als heute am
Freitag.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner