Thema des Tages

07-06-2018 11:20

Abkühlung in Sicht!

Nach dem nun auch offiziell bestätigten wärmsten Mai seit
Aufzeichnungsbeginn im Jahre 1881 in Deutschland waren auch die
ersten Tage des neuen Monats bei uns geprägt von Wärme bzw. Hitze.
Vielerorts wurden Sommertage mit Höchsttemperaturen über 25 Grad,
mancherorts sogar heiße Tage mit Höchsttemperaturen über 30 Grad
verzeichnet. Während in der Nordhälfte zumindest in den Nächten für
Abkühlung gesorgt wurde und die Tiefsttemperaturen teilweise bis auf
einstellige Werte zurückgingen, fiel die "Erfrischung" im Süden bei
Tiefsttemperaturen zwischen 19 und 12 Grad deutlich moderater aus.
Vereinzelt konnte am heutigen Donnerstagmorgen sogar eine Tropennacht
registriert werden, wobei die Temperatur in der Nacht dort nicht
unter 20 Grad sank. Nicht wenige Menschen fühlen sich bei dieser
Wärme/Hitze unwohl und lechzen bereits nach Abkühlung. Und die ist
nun tatsächlich in Sicht!

Bevor es aber soweit ist, stehen noch ein paar warme bis heiße und
vor allem in der Südhälfte auch gewitterträchtige Tage samt lokalen
Unwettern insbesondere durch Starkregen ins Haus. Ab Montag kommender
Woche wird die warme bis heiße Luft jedoch zunehmend von Westen her
aus Deutschland vertrieben (siehe dazu die Grafik der
Höchsttemperaturen ab Sonntag unter
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/6/7.html).
Hintergrund ist eine Umstellung der Großwetterlage, wobei sich der
seit Wochen über Mittel- oder Südwesteuropa liegende Tiefschwerpunkt
nach Skandinavien verlagert.

Dadurch ändern sich die Strömungsverhältnisse über Deutschland
grundlegend. Statt warmer Luft aus südöstlichen oder südlichen
Richtungen aus dem Mittelmeerraum oder aus Südosteuropa wird dann
deutlich kühlere Luft aus nördlichen bis nordwestlichen Gefilden zu
uns geführt. Allgemein ist von einem Temperaturrückgang von etwa 6
bis 8 Grad auszugehen, sodass sich die Tageshöchsttemperaturen bis
Mitte der kommenden Woche auf 18 bis 23 Grad einpendeln.

Damit gehen die Temperaturen auf ein für die Jahreszeit übliches
Niveau zurück. Ein Kälterückfall Mitte Juni tritt in unseren Breiten
relativ häufig auf und wird üblicherweise als "Schafskälte" (oder
wahlweise auch als "Schafkälte") bezeichnet (mehr Infos dazu unter
www.dwd.de/lexikon, Stichwort "Schafskälte"). Allerdings ist die
Temperatur bei einer gut ausgeprägten Schafskälte im Vergleich zum
langjährigen Mittel etwa 4 Grad kühler, sodass in diesem Jahr
höchstens von einer "Schafskälte light" gesprochen werden kann. Dass
die Temperaturen trotz einer passenden nördlichen Strömung in der
kommenden Woche nicht noch tiefer sinken, liegt an der bereits sehr
warmen Nordsee. So liegt beispielsweise die Wassertemperatur auf Sylt
derzeit bei 17 Grad und damit im Maximalbereich der für Juni üblichen
Wassertemperaturen. Die ursprünglich kalte polare Luft erwärmt sich
also über dem Meer noch deutlich, bevor sie bei uns ankommt.

Stellt sich nun noch die Frage, ob mit der Umstellung der Wetterlage
und der Abkühlung auch endlich Regen für die Nordosthälfte in Sicht
ist und die zum Teil große Trockenheit dort gelindert wird (siehe
dazu auch das Thema des Tages vom 05.06.2018 unter
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/6/5.html)? In der
Tat nehmen die Niederschlagssignale ab der kommenden Woche in
Nordostdeutschland in den Wettermodellen zu, was angesichts der zu
erwartenden neuen Lage des Tiefs über Skandinavien nicht
unrealistisch ist. Allerdings sind die Niederschlagshinweise nicht
unbedingt "überbordend", sodass es dort hoffentlich nicht nur bei dem
berühmten "Tropfen auf dem heißen Stein" bleibt!

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.06.2018

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