DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

03-06-2018 08:01
SXEU31 DWAV 030800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 03.06.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Im Osten und Südwesten einzelne Schauer und Gewitter, örtlich mit Starkregen.
Sonst meist sonnig, im Norden zeitweise auch hochnebelartig bewölkt und trocken.
Nachts im Nordwesten zeitweise Nebel.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... ändert sich allgemein an der blockierenden Wetterlage über Europa
sehr wenig. Über der südwestlichen Biskaya ist ein okkludiertes Tiefdruckgebiet
zu finden, das sich dem Kantabrischen Gebirge von Nordwesten annähert. Stromab
wird im Umfeld dieses Wirbels ein Sekundärtrog über den Löwengolf in Richtung
der südlichen Seealpen geführt und bildet mit dem Hauptwirbel einen über
Südwesteuropa zonal strukturierten großräumigen Tiefdruckkomplex. Diese
Entwicklung äußert sich in Deutschland in Form leicht steigenden Geopotentials,
die auch mit einer marginalen Erwärmung der mittleren Troposphäre einhergeht. An
der Lage und Intensität der umfangreichen Antizyklone über den Färöer-Inseln und
Südskandinavien ändert sich hingegen wenig.
Die am Freitag von Westen eingesickerte etwas trockenere Luftmasse in Verbindung
mit dem leicht steigenden Geopotential sorgen allgemein für ein deutliches
Abklingen der Schauer- und Gewittertätigkeit in Deutschland, sodass in weiten
Bereichen Deutschlands heute ein sonniger oder nur locker bewölkter Sommertag
erwartet wird. Allerdings ist innerhalb der mittleren Troposphäre trotz des
Potentialanstiegs weiterhin eine diffus konturierte Tiefdruckrinne auszumachen,
die sich von der Nordsee kommend über Niedersachsen nach Sachsen und Tschechien
erstreckt. Die im Umfeld der Rinne konfluent geprägte Strömung sorgt besonders
im Nordwesten für eine hochreichend feuchte Schichtung, die sich in den
Mitternachtsaufstiegen sehr schön zeigt. Die daraus resultierende dichte
Bewölkung lockert sich im Tagesverlauf nur zögernd auf und es dauert vielerorts
bis zum Nachmittag, bis sich die Sonne verbreitet durchsetzen kann. Daher
verwundert es nicht, dass die Maximalwerte im Nordwesten mit 18 Grad an der See
und bis 23 Grad in Schleswig-Holstein und dem nördlichen Niedersachsen etwas
verhalten bleiben, während sonst erneut schwül-warme 25 bis 29 Grad erwartet
werden. Weitere "Schönheitsfehler" bilden noch zwei "Gewitterschwerpunkte", die
jedoch im Vergleich zu den vergangenen Tagen sowohl von der regionalen
Ausprägung als auch von der Intensität deutlich schwächer ausfallen.
Zum einen ist im Nordosten und Osten (zwischen Pommern und Erzgebirge) ganztags
eine feucht-labile Luftmasse vorhanden (ein Residuum vergangener Tage), die mit
zeitweise stattfindender Sonneneinstrahlung erneut Labilitätswerte von 300 bis
600 J/kg in Richtung Prignitz und bis knapp 800 J/kg im Oderumfeld erreicht.
Eine in die Tiefdruckrinne eingelagerte Bodenkonvergenz sorgt bis in die
Abendstunden hinein für wiederholte Schauer und Gewittertätigkeit, die sich im
Nachmittagsverlauf einerseits von der Intensität abschwächt und andererseits
zunehmend nach Polen und Tschechien verschieben sollte. Bei PWATs von rund 30
bis 35 mm und einer nur geringen Verlagerung der konvektiven Zellen ist
weiterhin Starkregen das Hauptthema, zwar zumeist markant, jedoch lokal auch mit
Unwetterpotential (mehr als 25 l/qm in 1 Stunde). In kräftigen Zellen ist auch
Hagel nicht ausgeschlossen.
Zum anderen brodelt es im äußersten Südwesten (Schwarzwald und Allgäu), wo die
dort lagernde mäßig labile niedertrop. Luftmasse von einem schwachen alpinen
"elevated mixed layer" überlagert wird. Dies resultiert ebenfalls in
MLCAPE-Werten von 400 bis 800 J/kg. Dank einer fehlenden Konvergenz dürfte sich
die vereinzelte Auslöse von hochreichender Konvektion eher auf das Bergland
beschränken, aber auch hier gilt, dass vor allem wegen Starkregens markante bis
lokal unwetterartige Gewitter zu erwarten sind. Örtlich kann Hagel nicht
ausgeschlossen werden. Abgesehen von diesen Gebieten bleibt es in den meisten
Bereichen Deutschlands trocken und der Wind weht schwach, im Norden aus
Nordwesten, im Süden aus Nordost. Im Umfeld von Gewittern kann der Wind
vorübergehend stürmisch auffrischen.

In der Nacht zum Montag ändert sich an der Lage der synoptisch-skaligen
Strukturen mehr oder weniger nichts und auch die Luftmasseverteilung (Norden,
Osten und äußerster Südwesten feucht, sonst trockener) bleibt unverändert.
Entlang einer gut ausgeprägten Inversion in etwa 950 hPa breitet sich erneut
feuchte Luft von der Nordsee kommend ins Landesinnere aus und bringt Teilen
Norddeutschlands (Emsland bis Mecklenburg) eine dichte Stratusbewölkung.
Besonders im Nordseeumfeld kann auch örtlich Sprühregen nicht ausgeschlossen
werden. Sonst ist es deutschlandweit meist klar, nur zeitweise ziehen lockere
Wolkenfelder vorüber und es bleibt trocken. Wie auch am Tage besteht allerdings
im Umfeld der Oder sowie im äußersten Südwesten trotz fehlenden Antriebs aus der
Höhe ein geringes Schauer- und örtlich gar Gewitterrisiko. Die Luftmasse bleibt
weiterhin feucht-labil, sodass bereits geringe Hebungsimpulse (z.B. Konvergenzen
oder die Orografie) für die Auslöse von hochreichender Konvektion ausreichen.
Wenn überhaupt, dann ist weiterhin örtlich Starkregen im markanten Bereich ein
Thema. Aber auch in diesen Bereichen gilt, dass die Nacht meist trocken
verläuft. Die Tiefstwerte liegen meist zwischen 14 und 10 Grad und der schwache
Wind weht im Norden weiterhin aus Nordwest bis West und im Süden aus Nordost.
Mit der einsickernden feuchten Luft im Nordwesten nimmt dort die Nebelneigung
zu.

Montag... steigt das Geopotential über Mitteleuropa und somit auch über
Deutschland noch etwas an. Zudem kommt es stromab der blockierenden Antizyklone
über Nordosteuropa zu einer markanten Entwicklung eines Langwellentroges mit
hochreichender Kaltluftadvektion (850 hPa Temperaturwerte gehen in Finnland und
Nordschweden auf unter 0 Grad zurück). Von dieser Kaltluft wird Deutschland zwar
nicht getroffen, allerdings sorgt diese Druckkonstellation in der Höhe für eine
zunehmende Nordwestströmung, die besonders Nord- und Ostdeutschland betrifft.
Die Tiefdruckrinne, die uns so lange beschäftigt hat, wird vorerst aufgefüllt
und spielt keine größere Rolle mehr. Der über Südwesteuropa zonal ausgerichtete
Tiefdruckkomplex bleibt am Montag weiterhin bestehen. Um diesen Trog geführte
Sekundärtröge streifen den äußersten Südwesten Deutschlands und können dort
geringfügig synopisch-skalige Hebung hervorrufen.
Die Luftmasse bleibt in den meisten Bereichen stabil und trocken. Allerdings
muss man weiterhin den äußersten Osten (Lausitz) im Blick behalten, wo die Reste
der Tiefdruckrinne und 400 bis 800 J/kg MLCAPE für ein geringes Schauer- und
Gewitterrisiko sorgen. Örtlich kann noch Starkregen auftreten. Und auch der
Schwarzwald, Oberschwaben und das Allgäu bleiben im Fokus eines lokal
ausgeprägten Gewitterrisikos (PWATs um 28 mm und 500 bis 1000 J/kg MLCAPE sowie
schwache Hebung). Hier muss erneut bei Durchzug von Schauern und Gewittern mit
Starkregen im markanten Bereich gerechnet werden, wobei lokal das Erreichen der
Unwetterschwelle dank einer nur geringen Verlagerung nicht ausgeschlossen werden
kann. Sonst scheint die Sonne von einem meist wolkenlosen Himmel und auch die
zähe hochnebelartige Bewölkung im Nordseeumfeld sollte sich bis zum Nachmittag
zunehmend auflockern. Allerdings könnte es direkt an den Küsten bis zum Abend
trüb bleiben, was sich auch in den Höchstwerten von 17 bis 22 Grad
widerspiegelt. Sonst wird es mit 25 bis 30 Grad wieder sommerlich warm. Der Wind
weht schwach aus Nord, im Norden aus Nordwest, im Süden aus Nordost. Zum Abend
frischt der Wind über der Nordsee leicht böig auf.

Im Verlauf der Nacht zum Dienstag bleibt die Höhenströmung über Deutschland
weiterhin antizyklonal geprägt, weist jedoch niedertroposphärisch über
Norddeutschland zunehmend zyklonale Strukturen auf. Dies ist gekoppelt an eine
Kaltfront, die gesteuert von einem kräftigen Tiefdruckgebiet südlich des Weißen
Meeres bis nach Dänemark vordringt, dort jedoch zunehmend in höheres
Geopotential läuft und zudem strömungsparallel ausgerichtet beginnt zu wellen.
Zusammengefasst nähert sich Norddeutschland nun kein intensives Frontensystem,
aber es sorgt dennoch für Hebung und Advektion feuchter Nordseeluft nach
Norddeutschland. Wie bereits die Nacht zuvor breitet sich entlang einer
niedertroposphärischen Inversion feuchte Luft in Form dichter Stratusbewölkung
aus, die nun allerdings verbreitet die Regionen nördlich der Mittelgebirge
erfasst. Abgesehen von lokalem Sprühregen wird zumeist kein Niederschlag
erwartet. Über der Mitte und dem Süden bleibt es unter Hochdruckeinfluss klar
und trocken, wenn man von einem geringen Schauer- und Gewitterrisiko im
äußersten Südwesten absieht. Der Wind weht im Norden schwach aus Nordwest und
sonst überwiegend aus Nordost. Die Tiefstwerte liegen zwischen 17 Grad am
Oberrhein und 12 Grad im Darßer Umfeld.

Dienstag... schwenkt die Hauptachse des Langwellentroges über die Ostsee und
Weißrussland zur Ukraine und sorgt über dem Nordosten und Osten Deutschlands
ebenfalls für einen vorübergehend etwas zyklonaler geprägten Strömungscharakter.
Die übrigen Bereiche Deutschlands verbleiben weiterhin unter schwachem
Hochdruckeinfluss. Die bereits erwähnte Kaltfront kommt noch etwas weiter nach
Süden voran und dürfte am Tage über dem Nordosten Deutschlands zu liegen kommen.
Dies macht sich durch einen Rückgang der 850 hPa Temperaturwerte auf unter 10
Grad bemerkbar, während sie im Südwesten bei 15 Grad verbleiben. Die dichte
Bewölkung der Nacht bedeckt tagsüber weiterhin den Norden und den Osten
Deutschlands, wobei sie sich im Tagesverlauf jedoch zunehmend auflockert. Grund
hierfür ist zunehmendes Absinken auf der antizyklonalen Seite des kräftigen
Höhenjets sowie von Nordwesten einsetzender Geopotentialanstieg was ein Auflösen
der Front mehr oder weniger vor Ort bewirken sollte. Über der Mitte und dem
Süden überwiegt zwar weiterhin der Sonnenschein, doch auch hier können
wiederholt ausgedehnte Wolkenfelder durchziehen. Zudem nimmt der Feuchtegehalt
der Luftmasse etwas zu, was einerseits durch die PWATs gezeigt wird, die auf 25
bis 30 mm steigen, aber auch durch zunehmende MLCAPE-Werte von 600 bis 1200 J/kg
angedeutet wird. Synoptisch-skalige Hebung ist keine auszumachen, allerdings ist
die Luftmasse nur schwach gedeckelt und von daher nimmt südlich der Donau zum
Abend das Schauer- und Gewitterrisiko allgemein zu. Starkregen und örtlich
Hagelschlag werden die markanten und örtlich auch unwetterartigen
Begleiterscheinungen sein. Die Höchstwerte liegen im Norden und Nordwesten bei
18 Grad (küstennah) bis 24 Grad im Landesinneren. Im Osten und Süden wird es mit
25 bis 30 Grad erneut hochsommerlich warm. Der schwache, in Gewitternähe
zweitweise stürmisch auffrischende Wind weht meist aus Nord, im Nordosten aus
Nordost.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle zeigen bis in die Nacht zum Dienstag übereinstimmend eine geringe
Druckverteilung an und auch die periphere Trogpassage wird zeitlich und räumlich
übereinstimmend gut gezeigt. Natürlich bleiben noch Detailfragen offen, wie z.B.
die endgültige Position der über Nordostdeutschland alternden Front, dies macht
sich aber nur bei der Frage der Bewölkungsverteilung und -auflösung über Nord-
und Ostdeutschland bemerkbar.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy