DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

02-06-2018 07:30
SXEU31 DWAV 020800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 02.06.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HNz

Im Nordosten teils schwere Gewitter, auch im Südosten Unwettergefahr durch
Gewitter, sonst nur vereinzelt gewittrig.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... zeigt das Geopotential über Deutschland eine sehr flache Verteilung,
leicht erhöhtem Geopotential über dem zentralen Mittelmeer steht etwas
niedrigeres Geopotential über Deutschland und dem südlichen Skandinavien
gegenüber. Somit kommen aus der Höhe keine nennenswerten Hebungsantriebe, die
Konfiguration in der Höhe Unterbindet die Hebung allerdings auch nicht. Damit
sind eventuelle Umlagerungen niedertroposphärisch induziert. Dabei zeigt das
Bodendruckfeld aktuell ein flaches Hoch über Frankreich, das im Tagesverlauf
aber abgebaut wird. Diesem steht eine Tiefdruckrinne gegenüber, die sich von der
Nordsee nach Südostpolen erstreckt und die damit den Nordosten Deutschlands
beeinflusst. Im Tagesverlauf wandert die Rinne weiter nach Nordosten und
erreicht Polen, auf ihrer Südwestflanke bleibt aber sehr feuchte und labile Luft
wetterbestimmend. Zwischen der Tiefdruckrinne und dem Frankreichhoch ist
bodennah dagegen deutlich kühlere und trockenere Luft eingeflossen, was in
diesen Gebieten zu einem deutlichen Rückgang der Gewitteraktivität und
-intensität führt. Das bedeutet, dass von Benelux und der Nordsee bis zum
Erzgebirge höchstens vereinzelte Gewitter auftreten werden, bevorzugt über den
Mittelgebirgen, wobei dies meist im markanten Bereich (bis 25 l/qm in einer
Stunde) bleiben sollten.

Nordöstlich der Elbe, also im Bereich der feucht-labilen Luft, kann man sich
dagegen wie an den Vortagen daran machen, die hebungsrelevanten Parameter der
Modelle zu durchforsten. Da dort aber weiterhin kein Luftmassenwechsel
stattgefunden hat, sondern noch die Gewitterluft der Vortage liegt, sind
durchgreifende Änderungen auch bezüglich der Gewitterparameter nicht zu
erwarten. Der Vollständigkeit halber seinen hier aber dennoch aus einigen
Modellen ein paar der entsprechenden Werte genannt:
ICON-EU: CAPE bis 1300 J/kg, PPW knapp unter 40 mm
GFS: CAPE bis 1100 J/kg, PPW knapp unter 40 mm
EZMW (12 UTC Vortag): CAPE 1000 J/kg, ARPEGE: CAPE bis 1500 J/kg
COSMO-D2: CAPE bis 1400 J/kg, PPW punktuell bis 50 mm
Also alles, grob gesagt, wie gehabt, und da die Gewitter weiterhin langsam
ziehen, ist mit der Einschätzung, dass der Schwerpunkt auf Starkregen bis in den
extremen Bereich (über 40 l/qm in der Stunde) geht und die Gewitter von
kleinerem Hagel begleitet sein können, der dafür auch in größeren Mengen fallen
kann, keine grundlegend neue Erkenntnis preisgegeben worden. Den Schwerpunkt der
Gewitteraktivität sieht COSMO-D2 in einem Bereich von Rostock und dem Darß bis
an die Oder, wobei die unmittelbaren Küstengebiete ausgenommen sind. Schwächere
Signale bringt COSMO-D2 auch in Richtung Elbmündung. ARPEGE zielt in die gleiche
Richtung, und auch ICON (00 UTC) und EZMW (12 UTC Vortag) als Globalmodelle
teilen diese Einschätzung.

Im Süden und Südwesten sind Gewitter auch nicht ausgeschlossen, vor allem über
dem Bergland, allerdings sind die CAPE-Werte dort bei allen betrachteten
Modellen etwas geringer. Noch deutlicher zeigen sich die Unterschiede zum
Nordosten aber im Gehalt an niederschlagbarem Wasser, der in der Spitze nur bei
30 mm (COSMO-D2, andere Modelle niedriger) liegt. Damit sollten dort die
Gewitter, so sie entstehen, im markanten Bereich bleiben (25 l/qm in einer
Stunde).

In der Nacht ändern sich die synoptischen Parameter kaum. Die Gewitter lassen
tagesgangbedingt nach. Verbreitet bildet sich Nebel, der lokal auch warnwürdig
sein kann.

Sonntag... steigt das Geopotential auf der Vorderseite eines Langwellentroges
über der Biskaya und der Iberischen Halbinsel, in dem zwei Kaltlufttropfen
eingelagert sind, vorübergehend etwas an. Es kommt am Tage zur Ausbildung eines
schmalen Geopotentialmaximums über dem Südwesten Deutschlands, die zum Abend
aber schon wieder abgebaut wird. Das heißt: Im Geopotentialfeld sind keine
durchgreifenden Änderungen auszumachen. Dam gegenüber schiebt sich von Westen
bzw. Nordwesten im Bodendruckfeld ein Keil nach Deutschland. Dieser (genauer die
1015er-Isobare) erreicht bis zum Abend Mitteldeutschland und den Main. Auch wenn
der Keil im Laufe der Nacht wieder etwas zurück gedrängt wird, so tut dies der
Feststellung keinen Abbruch, dass es am Sonntag zu einer weiteren Stabilisierung
der Schichtung und damit zu einer Beruhigung der Wettersituation kommt.

Betrachtet man ICON-EU, so liegen die PPW-Werte am Nachmittag zwischen 18 und 28
mm, mit den niedrigeren Werten im Süden und den höheren im Norden. Im Osten
Bayerns und im Südwesten Baden-Württembergs steigen die CAPE-Werte nochmals über
1000 J/kg, ansonsten liegen sie, auch im äußersten Osten, deutlich darunter. Die
Muster des CAPE (hohe Werte südlich des Mains, nicht ganz so hohe, aber dennoch
erhöhte Werte an Oder und Neiße) zeigt auch COSMO-D2 (Lauf 03 UTC), aber
letzteres Modell simuliert im Südwesten Baden-Württembergs CAPE-Werte von bis zu
2400 J/kg. Es bildet damit nicht nur die Speerspitze der Modellphalanx, sondern
liegt auch deutlich höher . GFS schiebt im Süden die hohen CAPE-Werte eindeutig
nach Westen (Süden von Baden-Württemberg, Südwesten Bayerns) und bedenkt den
ostbayrischen Raum mit weniger potentiellen Energie. Bezüglich der PPW-Werte
zeigen auch GFS und COSMO-D2 ein Nord-Süd-Gefälle mit den höheren Werten im
Norden, beide Modelle liegen aber bezüglich dieser Größe auf einem höheren Level
als ICON-EU.

Insgesamt lässt sich aus den Modellen herauslesen, dass am Sonntag im äußersten
Osten und im Süden noch Gewitter möglich sind, in diese Richtung deuten auch die
MOS-Wahrscheinlichkeiten. Mit von der Partie sind Starkregen und unter Umständen
auch kleinkörniger Hagel, die Unwettergefahr ist aber deutlich niedriger als an
den Vortagen.

In der Nacht kommt es bei leichtem Hochdruckeinfluss sowie schwachem Wind wieder
zur Nebelbildung.


Montag... Wandern die beiden Kaltlufttropfen des westeuropäischen
Langwellentroges sehr zögerlich nach Osten, der östliche der beiden kommt
ausgangs der Nacht etwa über den Seealpen zu liegen. Vorderseitig des Troges
bildet sich, von Südwestfrankreich bis nach Ostbayern verlaufend, ein flaches
Tief, welches sich im Laufe des Tages verstärkt, um in der Nacht wieder an
Intensität einzubüßen. Nördlich der Rinne weist weiterhin ein Hochkeil von den
Britischen Inseln her nach Norddeutschland. In seinem Bereich ist die Luft zwar
feucht (PPW laut ICON-EU 20 bis 25 mm), aber bodennah etwas kühler und stabil
geschichtet, die CAPE-Werte sind niedrig und die Gewittergefahr ist gering.
Große Unterschiede lassen sich dabei zwischen den Modellen nicht feststellen.

Im Süden ist die Luft dagegen labiler geschichtet. Die CAPE-Werte von ICON-EU
erreichen 1000 J/kg, bei einem zonalen Anstieg von Nord nach Süd mit den
höchsten Werten am Alpenrand. Die Verteilung der CAPE-Werte bei GFS ähnelt der
von ICON-EU, wobei die Maxima bei GFS mit etwa 2000 J/kg etwa doppelt so hoch
liegen wie bei ICON-EU. Eher im Südwesten (Baden-Württemberg) setzt dagegen
ARPEGE den CAPE-Schwerpunkt, das Maximum des Modells liegt etwa in der
Größenordnung von GFS.

Von fast allen Modellen wird auch ein erhöhtes Schauer- und Gewitterpotential in
den östlichen Mittelgebirgen gesehen, die dortigen CAPE-Werte liegen aber
allgemein deutlich niedriger als im Süden.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Konstellation der synoptischen Felder in der Höhe und am Boden
(Geopotential, Druck) wird von allen Modellen recht ähnlich vorhergesagt.
Unterschiede zeigen sich z.B. in der Feuchte und der Schichtung mit den
entsprechenden Folgen für die Hebungsbedingungen und damit für die
Gewitterwahrscheinlichkeit und erwartete Intensität. Modellunterschiede wurden
im Text behandelt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Martin Jonas