DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

01-06-2018 18:01
SXEU31 DWAV 011800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 01.06.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Tendenziell nachlassende Gewitteraktivität und damit auch sinkende
Unwettergefahr. Anfangs in der Nordhälfte und am Samstag zwischen Deutscher
Bucht und Oder/Neiße noch kräftige Gewitter mit Unwettergefahr.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland weiterhin inmitten schwacher
Luftdruckgegensätze, in der eine zonal orientierte Tiefdruckrinne auszumachen
ist, die über Norddeutschland positioniert ist. Eingelagert sind mehrere
Konvergenzen, an denen sich tagsüber einmal mehr kräftige, teils unwetterartige
Gewitter entwickelt haben. Diese Gewitter fallen nun mehr und mehr dem Tagesgang
zum Opfer, auch wenn das im einen oder anderen Fall etwas länger dauern kann.
Tatsache ist, dass die Unwettergefahr sukzessive abnimmt und die Gewitter z.T.
in schauerartigen, nicht zwingend von Blitz und Donner begleiteten Regen
übergehen.
Südlich der Rinne ist von Westen her etwas trockenere und weniger labile Luft
eingeflossen, in der sich nennenswerte Konvektion heute stark in Grenzen hielt.
Das wird auch in der Nacht weitgehend so bleiben, allerdings simulieren einige
Modelle für den Alpenrand bzw. das südliche Vorland einige Gewitterzellen, die
sich nicht so schnell auflösen sollen. Möglicherweise helfen in der schwachen
südwestlichen Höhenströmung ablaufende Troganteile, die nächtliche Konvektion
auf Trab zu halten. Allerdings muss die Natur erst mal die "Vorgaben" der
Theorie umsetzen, was ja bekanntermaßen häufig, aber nicht immer der Fall ist.
Ansonsten sei noch vermerkt, dass der Luftdruck in Frankreich noch etwas
ansteigt, so dass sich der Gradient zur Rinne geringfügig verschärft.
Entsprechend lebt der westliche Wind in der Nordhälfte mitunter etwas auf,
allerdings auf so niedrigem Niveau, dass keine Warnschwellen erreicht werden.
Darüber hinaus können sich lokal ein paar flache Nebelfelder bilden.

Samstag ... scheint sich das Ende der uns seit Tagen beschäftigenden
Tiefdruckrinne abzuzeichnen, was grundsätzlich eine gute Nachricht ist. So
weitet sich der schwache, über Frankreich liegende Hochkeil noch etwas weiter
nach Osten aus, während sich die Rinne unter allmählichem Gesichtsverlust nach
Polen zieht - das alles bei weiterhin extrem schwachen Gradienten. Das trifft
übrigens auch auf die Potenzialverteilung zu, die südlich der von Grönland über
Fennoskandien bis nach Russland verlaufenden Frontalzone so was von flau ist,
dass man Schwierigkeiten hat, signifikante Strukturen zu erkennen. Wählt man in
500 hPa die 1-zu-1-Darstellung der gpDam (geopotenzielle Dekameter), so fällt
einem ein schmaler, vom nördlichen Balkan über Nordostdeutschland bis zur
Nordsee reichender Keil ins Auge, dem ein ähnlich schmaler, sich von England
über West- und Süddeutschland bis zu den Alpen erstreckender Randtrog
gegenübersteht. Beide Systeme sind tagsüber quasistationär und fallen nicht
gerade durch üppige Aktivitäten in der mittleren und oberen Troposphäre auf.
Oder mit anderen Worten, substanzielle dynamisch induzierte Vertikalbewegungen
sind weder in die eine noch in die andere Richtung zu erwarten.
So weit, so gut, und was resultiert daraus nun für ein Wetter? - In den Resten
der scheidenden Tiefdruckrinne befindet sich nach wie vor die feuchteste
Warmluft (PPW deutlich über 30 mm), die etwa von der Deutschen Bucht bis hinüber
zur Oder und Neiße reicht. Allerdings fällt auf, dass die Lapse-Rates abnehmen
(=> allmähliche Stabilisierung) und auch nicht mehr ganz so hohe ML-CAPE-Werte
generiert werden, auch wenn es wohl in Vorpommern noch mal für über 1000 J/kg
reicht. Kurzum, im genannten Korridor entwickeln sich am Samstag teils kräftige
Gewitter, die besonders nach Osten hin lokal auch noch mal unwetterartig
ausfallen können (Starkregen, Hagel). Ob das nochmalig für eine Vorabinformation
reicht, muss letztlich in der morgigen Frühkonferenz geklärt werden.
Ansonsten bestimmt eine weniger feuchte und auch nicht mehr ganz so labil
geschichtete (im Vergleich zu den Vortagen) Luftmasse das Geschehen, in der es
besonders in und am süddeutschen Bergland, mit geringerer Wahrscheinlichkeit
auch in der Mitte zu einzelnen Überentwicklungen kommt, die sich wenig oder gar
nicht verlagern. Vereinzelt besteht Unwettergefahr durch Starkregen, besonders
am Alpenrand.
Den meisten Sonnenschein dürfte es morgen an der Ostsee geben, ansonsten
unterschiedliche Bewölkung, im Westen und Nordwesten auch stärker bewölkt.
Dorthin gelangt etwas kühlere Nordseeluft (T850 10°C oder knapp darunter), so
dass die Temperatur lediglich auf Werte um 20°C steigt. In den übrigen
Landesteilen stehen 23 bis 29°C auf der Karte, eine Hitzewarnung ist nicht mehr
nötig.

In der Nacht zum Sonntag tut sich wenig an der GWL. Die Konvektion schwächt sich
langsam aber sicher ab, stellenweise bildet sich Nebel.

Sonntag ... wird der o.e. Höhenkeil von den Alpen her regeneriert. Auch das
Druckfeld nimmt bei weiterhin geringen Gegensätzen einen etwas antizyklonaleren
Anstrich an, der sich in Form einer vom Raum Island (wo ein 1025-hPa-Hoch liegt)
bis in den zentralen Mittelmeerraum reichenden Hochdruckzone widerspiegelt. Bei
allem gegebenen Respekt vor den geschilderten Strukturen, wir sprechen nach wie
vor über extrem schwache Druck- und Potenzialgradienten und somit auch
gesamttroposphärisch schwache Winde.
Unter dem Strich bedeutet das, dass das Wetter im Wesentlichen "von unten"
gemacht wird. Von der Nordsee her platziert sich etwas kühlere und
wolkenreichere, vor allem aber stabile Luft in Teilen der Norddeutschen
Tiefebene (T850 etwas unter 10°C), was die 2m-Temperatur nicht über 25°C, an der
Nordsee nicht mal über 20°C steigen lässt. Viel Sonne deutet sich dagegen an der
Ostsee und in Vorpommern an.
Recht sonnenscheinreich wird der Sonntag auch im Süden, wo die Warmluft aber
wieder etwas labiler wird und infolgedessen speziell über dem Bergland einzelne
Schauer oder Gewitter ausgelöst werden. Bei PPW von 20 bis 28 mm und CAPE
gebietsweise bis 800 J/kg ist Starkregen (bei stehenden Zellen lokal eng
begrenzt Unwetter) und kleinkörniger Hagel zu erwarten. Darüber hinaus bleibt es
im Großen und Ganzen trocken. Ob es nach Osten hin och für einzelne Schauer oder
Gewitter reicht, wie von GFS und SuperHD angezeigt, bleibt abzuwarten.

In der Nacht zum Montag fallen die abendlichen Schauer und Gewitter zusammen,
hier und da bildet sich flacher Nebel.

Montag ... bleibt das Potenzialfeld über dem Vorhersageraum leicht antizyklonal
konturiert und auch im Bodendruckfeld findet sich ein schwacher Keil. Am Wetter
ändert sich gegenüber dem Vortag gar nicht mal so viel. Im äußersten NO viel
Sonne, dafür im W und NW viele Wolken. Im Süden wieder mehr Sonne, aber im
Schnitt auch labiler => erhöhte Gewitterneigung vom Schwarzwald bis zum
Alpenrand, vielleicht auch noch im Bayerischen Wald. Dazu Temperaturen von 25
bis 30°C, im wolkigeren Nordwesten nur 19 bis 24°C.


Modellvergleich und -einschätzung
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Keine Ergänzungen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann