DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

01-06-2018 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 01.06.2018 um 10.30 UTC



Meist sommerlich-warm und vor allem im Süden teils kräftige Gewitter. Am
Wochenende vom Norden bis in die Mitte Abkühlung möglich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 08.06.2018


Auf der Suche nach dem Ende der "Gewittersumpflage", die uns seit Tagen
behelligt und nur am kommenden Wochenende ein vorübergehendes Minimum aufweist,
wird man auch beim neuesten EZMW-Lauf vom heutigen Freitag 00 UTC nicht wirklich
fündig. So hält sich das hohe Geopotenzial in Form eines Rückens über Island und
dem Nordmeer auch im Mittelfristzeitraum, der ab Montag kommender Woche beginnt.
Dieser Rücken stützt ein Bodenhoch an selbiger Stelle, sodass insgesamt
weiterhin eine starke Blockierung der Wellenvorgänge in der Atmosphäre
vorherrscht. Langwellentröge können somit vorerst nicht für eine Änderung der
Großwetterlage sorgen.

Weiter südlich in Richtung Kontinentaleuropa herrscht zwar unter dem Rücken
prinzipiell hohes Geopotenzial vor, allerdings sind darin mehrere Höhentiefs
eingebettet, die wiederum häufig schwachen Tiefdruckeinfluss am Boden
induzieren. Nach Deutschland fließt dabei auf der Vorderseite eines etwas
kräftiger ausgeprägten Höhentiefs über der Iberischen Halbinsel bzw. dem
westlichen Mittelmeer aus südlichen Gefilden warme Luft ein, die in 850 hPa für
Temperaturen zwischen 8 und 15 Grad sorgt. Die gebietsweise sommerlichen
Temperaturen mit Höchstwerten von häufig über 25 Grad bleiben somit ein Merkmal
der kommenden Tage.

Insbesondere nach Süden hin ist die Luft allerdings auch feucht und neigt daher
zur Schauer- und Gewitterbildung. Bei nur schwachen Antrieben aus der Höhe
verlagern sich mögliche konvektive Zellen nur langsam, sodass vor allem lokaler
Starkregen bis in den Unwetterbereich im Warnfokus bleibt.

Am Donnerstag kommt die feucht-warme Luft subtropischen Ursprungs bis in die
nördliche Mitte voran. Am Freitag zieht ein kleines Höhentief in die Nordsee,
welches ein Bodentief unterstützt und seine Ausläufer nach Deutschland führt.
Damit kann eine Kaltfront von Nordwesten her nach Deutschland vorstoßen. Sie
verdrängt die feucht-warme Luft bis zum Freitagabend in den Osten Südosten von
Deutschland. Dahinter gehen die T850 hPa bis auf 5 Grad zurück, wobei die
Luftmasse auch trockener ist.

Eine entscheidende Trendwende kann aber auch dieses Geschehen am Freitag nicht
bewirken. In der erweiterten Mittelfrist ab Samstag hält sich die feucht-warme
Luft unter schwachen Tiefdruckeinfluss im Süden. Nach Norden hin ist unter dem
nach Deutschland ziehenden und sich auffüllenden Höhentief ebenfalls schwacher
zyklonaler Einfluss zu erwarten, die eingeflossene leicht kühlere Luft erwärmt
sich aber allmählich wieder.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die grundlegenden Muster der vergangenen Läufe des Vortages manifestieren sich
auch im neuesten EZMW-Lauf vom heutigen Freitag 00 UTC. Neu ist jedoch das
kleine Höhentief am Freitag, in dessen Zuge mit einem Bodentief eine Kaltfront
nach Deutschland geführt werden soll und die Temperaturen dahinter auf etwa 5
Grad in 850 hPa sinken (ausgenommen der Süden). Die Temperaturunterschiede
betragen dabei im Vergleich zu den Vorläufen bis zu 8 Kelvin. Zudem wird der
zyklonale Einfluss am Wochenende auch nach Norden hin etwas stärker berechnet,
da nun das Höhentief von der Nordsee nach Mitteldeutschland zieht. Davon war in
den Vorläufen nichts zu sehen. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob das
Höhentief aufgrund der Rahmenbedingungen in den nächsten Läufen nicht schon
wieder herausgerechnet wird.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON und GFS zeigen die gleichen Muster wie das EZMW. Beim Höhentief ab Freitag
herrscht jedoch Uneinigkeit: GFS "sieht" es nur ganz schwach über der Nordsee,
wobei es nur im Nordosten abkühlen würde, ICON hingegen belässt es westlich der
Britischen Inseln ohne signifikante Auswirkungen auf unser Wetter. GEM folgt der
EZMW-Vorlage in Sachen Höhentief ab Freitag ebenfalls nicht und zeigt im Prinzip
nur das andere Höhentief im Bereich der Iberischen Halbinsel und dem westlichen
Mittelmeer. NAVGEM spielt das EZMW-Spiel ebenso nicht mit. Bei diesem Modell
verlagert sich das "andere" Höhentief vom westlichen ins zentrale Mittelmeer.
Nach CMA dagegen stößt zum Wochenende hin sogar ein Langwellentrog nach
Westeuropa vor. Auf dessen Vorderseite würde sich die Warmluftadvektion zunächst
verstärken, bevor der Trog nach Mitteleuropa weiterzieht und nachfolgend
kühleres und wechselhaftes Wetter bei uns aufkommt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles (T850 hPa, z500 hPa) verlaufen für
verschiedene deutsche Städte bis zum Donnerstag in jeweils engem Spread und
bestätigen somit den Hauptlauf. Ab Freitag öffnet sich die Streuung, Haupt- und
Kontrolllauf gelangen nun bei beiden betrachteten Parametern an den jeweiligen
unteren Rand der Streuung. Damit wird - nicht verwunderlich - nicht nur das
Höhentief ab Freitag, sondern auch der Durchgang der Kaltfront des zugehörigen
Bodentiefs infrage gestellt.

So kleinräumige Strukturen wie dieses für uns relevante Höhentief gehen in der
Clusteranalyse unter, weshalb die Betrachtungen dieser am heutigen Tage obsolet
sind.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass das warme und vor allem im Süden zu
Gewittern neigende Wetter mindestens bis Donnerstag erhalten bleibt. Am Freitag
besteht die Möglichkeit eines Kaltfrontdurchgangs von Nordwesten her, die den
äußersten Süden aber wohl nicht erreicht. Dort hält sich die feucht-warme Luft
auch am Wochenende. Nach Norden würde es dadurch etwas kühler und leicht
wechselhaft werden. Allerdings muss hinter dieses Szenario ein dickes
Fragezeichen gesetzt werden, da sich mit neueren Läufen in dieser
schwachgradientigen Situation schnell Änderungen ergeben könnten. Insbesondere
scheint daher auch eine Fortdauer des warmen und meist trockenen Wetters im
Norden noch eine Option zu bleiben.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Vor allem in der Südhälfte sind Schauer und Gewitter zu erwarten, die angesichts
der weiter nur schwach ausgeprägten Potenzialverteilung in der Höhe und daher
fehlendem Antrieb bei geringer Zuggeschwindigkeit weiterhin Starkregenpotenzial
aufweisen und lokal für Regenmengen bis in den Unwetterbereich sorgen können.
EFI reagiert wie so häufig jedoch nicht mit Signalen durch erhöhte CAPE-Werte.

Zudem ist am Freitag und Samstag mit dem Vordringen der Kaltfront nach Süden hin
an den Alpen staubedingt Dauerregen im markanten Bereich möglich. Die Ensembles
geben dafür bisher aber höchstens schwache Hinweise.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-MOS, EZWM-EPS, ab Freitag eher MOSMIX, weil dem neuen Szenario des EZWM
noch nicht zu trauen ist.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler