DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

01-06-2016 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 01.06.2016 um 10.30 UTC



Wahrscheinlich Fortdauer der unbeständigen Witterung mit schauerartigen
Regenfällen und teils kräftigen Gewittern.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 08.06.2016


Am kommenden Wochenende - zu Beginn des Mittelfritzeitraums - liegen große Teile
Deutschlands unter einem zonal exponierten Höhentrog, der vom Schwarzen Meer bis
zum Ärmelkanal reicht und im Laufe des Samstags über Frankreich abtropft. Im
Bereich schwacher Luftdruckgegensätze kommt es in der weiterhin vor Ort
liegenden feuchten und potenziell instabilen Luftmasse verbreitet zu
schauerartigen Regenfällen und Gewittern mit der Gefahr lokaler Unwetter, vor
allem durch Starkregen und/oder Hagel.
Lediglich Teile Nord- und Nordostdeutschlands könnten mehr oder weniger von
einem Hoch über dem Nordmeer bzw. dem Raum Island profitieren.
Am Montag schiebt sich von der Nordsee ein Höhenrücken über den Vorhersageraum,
der aber offensichtlich zu schwach ist, um das konvektive Geschehen zu beenden.
So werden nicht nur für Montag sondern auch für Dienstag weitere Schauer und
Gewitter prognostiziert, Unwetter inclusive. Zwar scheint der Nordosten von den
Schauern und Gewittern weiterhin verschont zu bleiben, angesichts der durchweg
schwachen Strömungsverhältnisse und somit fehlender klarer Strukturen ist hier
aber ein dickes Fragezeichen zu setzen.
Am Mittwoch deutet sich dann tatsächlich großräumiger Zwischenhocheinfluss an,
wenn nämlich von Westen her ein weiterer Rücken auf Deutschland übergreift. Der
Rücken ist das Produkt eines Downstream-Developments vorderseitig einer
intensiven Austrogung über dem nahen Ostatlantik. Lange - so zumindest die
Lesart des ECMF-Modells von heute 00 UTC - wird uns der Rücken aber nicht
beehren. Vielmehr rückt schon am Donnerstag (erster Tag der erweiterten
Mittelfrist) besagter Trog so dicht an den Vorhersageraum heran, dass auf seiner
Vorderseite erneut labil geschichtete Subtropikluft mit Schauer- und
Gewitterpotenzial advehiert wird.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


In Bezug auf das kommende Wochenende bestätigt der neue Lauf des ECMF die
simulierte Entwicklung der Vorläufe. Danach setzt sich im Norden und Nordosten
leichter Hochdruckeinfluss durch, während in den übrigen Regionen weiterhin von
einer regen Schauer- und Gewitteraktivität bis hin zu Unwettern ausgegangen
werden muss.
Ab Montag soll sich die gestern noch apostrophierte Ausweitung des
Hochdruckeinflusses auf andere Regionen des Vorhersageraums verzögern und zudem
nicht von langer Dauer sein.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen Globalmodelle simulieren summa summarum einen ähnlichen Verlauf wie
oben auf Basis des ECMF beschrieben. Sie alle zeigen am Wochenende den Versuch,
Hochdruckeinfluss bei uns zu platzieren, kommen dabei aber über den nord- und
nordostdeutschen Raum nicht hinaus. Zwar drücken vor allem ICON und GEM, etwas
abgeschwächt aber auch GFS, die Zone potenzieller Schauer und Gewitter am Montag
vorübergehend etwas weiter nach Südwesten als ECMF, unisono zeigen sie am
Dienstag aber alle eine erneute Ausweitung nach Norden und Osten. Wir können es
also drehen und wenden wie wir wollen, ein Ende der Gewitterlage ist zumindest
auf Basis der operationellen Modelle nicht wirklich in Sicht.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Sowohl die Rauchfahnen von ECMF-EPS als auch GFS-EPS zeigen für verschiedene
deutsche Städte bis nächsten Dienstag einen sehr homogenen Verlauf. Zwar steigt
das Potenzial leicht an, was der Simulation des operationellen Laufs entspricht.
Bei gleichbleibendem Temperaturniveau werden aber täglich wiederkehrende
Niederschlagspeaks gerechnet, an denen schön der Tagesgang abzulesen ist. Von
Samstag bis Montag ist im Nordosten dabei ein Minimum zu erkennen. Ab nächsten
Mittwoch nimmt die Streuung dann, wobei beim ECMF die meisten Temperaturlösungen
ansteigen, bei GFS hingegen abfallen. Belastbares Material lässt sich aus einer
solchen Konstellation nicht extrahieren.
Angesichts des Aussehens der Rauchfahnen verwundert es nicht, dass ECMF-EPS für
den Zeitraum T+120...168h (Montag bis Mittwoch) nur einen einzigen Cluster
anbietet, der dem Muster des Hauptlaufs entspricht. Drei Cluster sind es
hingegen für die Zeit von Donnerstag bis Samstag (T+192...240h), die aber alle
eine mal mehr, mal weniger ausgeprägte Südwestlage anpeilen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Quasi über den gesamten Vorhersageraum hinweg stehen teils kräftige GEWITTER vor
allem mit der Gefahr von STARKREGEN und/oder HAGEL auf der Karte. Am geringsten
ist die Gewitterwahrscheinlichkeit im äußersten Norden und Nordosten. Ansonsten
ist die Positionierung der Gewitter aufgrund der flauen Strömungsverhältnisse
nahezu unmöglich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMF-EPS, ECMF, MOS-Mix.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann