Thema des Tages

25-05-2018 07:50

Sintflut im Vogtland - 150 Liter in wenigen Stunden

In einem Bereich geringer Luftdruckgegensätze und in einer sehr
feuchten Luftmasse entwickelten sich am gestrigen Donnerstag ab dem
Vormittag kräftige Schauer und Gewitter in der Mitte und dem Süden
Deutschlands. In deutlich trockenerer Luft blieb es im Norden dagegen
bei viel Sonnenschein (weiterhin) niederschlagsfrei. Die kleinen
Luftdruckunterschiede und die daraus folgende nur langsame
Verlagerung der Schauer und Gewitter wurden örtlich zum Problem. Denn
große Regenmengen waren lokal die Konsequenz, wie zum Beispiel in
Neunkirchen-Wellesweiler (RP) mit 41 Litern pro Quadratmeter (l/qm)
in nur einer Stunde oder knapp 70 l/qm in Telsnach (BY) am
Bayerischen Wald in fünf Stunden.

Noch ergiebiger und auch etwas großflächiger waren die Niederschläge
in einem Streifen vom Nordwesten Tschechiens nordwestwärts bis in den
Raum Plauen. Dort fielen in 12 Stunden 100 bis 150 l/qm und damit
rund das Zweifache des durchschnittlichen Niederschlags im Mai. Der
meiste Niederschlag wurde an der Station Bad Elster, Sohl mit 150
l/qm gemessen, in Plauen wurden 89 l/qm verzeichnet. Ein Großteil der
Niederschläge fiel dabei innerhalb weniger Stunden. In Bad Elster,
Sohl beispielsweise fielen 124 l/qm von 12 bis 17 Uhr in nur fünf
Stunden. Verantwortlich dafür waren Gewitter, die immer wieder über
ein und dieselbe Region hinwegzogen.

Wenig überraschend blieben solche Regenmassen nicht ohne gravierende
Folgen. Besonders betroffen war die Region um die Obere Weiße Elster,
die das von den Unwettern im Vogtlandkreis heimgesuchte Gebiet
entwässert. Am Pegel Adorf 1 erreichte der Wasserstand mit rund 200
cm laut dem Hochwasserzentrum Sachsen einen Wert im Bereich des
höchsten gemessenen Hochwassers von 1954. Aber auch abseits
offizieller Pegel gab es Überflutungen und in dem stark abschüssigen
Gelände auch regelrechte Schlammlawinen, die sich durch die
Ortschaften wälzten.

Am heutigen Freitag ist mit solch großen Regenmengen zwar nicht zu
rechnen, dennoch reicht es in einem Streifen vom Niederrhein über die
Mitte Deutschlands bis nach Niederbayern für Schauer und Gewitter,
die lokal kräftig ausfallen. 30 Liter pro Quadratmeter in kurzer Zeit
sind dann, wohlgemerkt wieder sehr kleinräumig, nicht ausgeschlossen.
Der Samstag bringt eine kurze Erholungspause in den zuletzt
betroffenen Gebieten. Dafür gibt es in den von Trockenheit geplagten
Regionen im Nordosten Deutschlands Schauer und einzelne Gewitter, die
das Niederschlagsdefizit dort aber höchsten örtlich lindern können.
Am Sonntag und insbesondere zu Beginn der kommenden Woche erreicht
uns von Südwesten dann heiße und sehr feuchte Luft, in der wieder
häufiger mit Gewittern gerechnet werden muss. Auch sehr kräftige
Gewitter mit großen Niederschlagsmengen rücken somit wieder in den
Fokus. Ein stabiles deutschlandweites Hochdruckgebiet ist also nicht
in Sicht.

MSc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.05.2018

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