DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

07-05-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 07.05.2018 um 10.30 UTC



Wechselhaft mit Schauern und Gewittern. Dabei mäßig warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 14.05.2018


Am kommenden Donnerstag, zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums
verlagert sich die hochreichende Antizyklone über Fennoskandien noch etwas
weiter nach Osten Richtung Russland. Dadurch weitet sich der langwellige
Höhentrog über dem nahen Nordatlantik allmählich nach Westeuropa hin aus, ein
nachfolgender Randtrog schwenkt über die Britischen Inseln zur Nordsee weiter
und nimmt ein über Süddeutschland liegendes Höhentief in seine Zirkulation auf.
Ihm vorgelagert ist eine Kaltfront, die im Tagesverlauf von West nach Ost ganz
allmählich durchschwenkt. Dahinter folgt kühlerer Atlantikluft mit Temperaturen
um 5 Grad in 850 hPa nach. Präfrontal vertieft sich eine Rinne über Deutschland
unterdessen weiter und sorgt vor allem über Ostdeutschland in der feucht-labilen
Warmluft für teils kräftige Gewitter, die die bis dato sonnige und sehr warme
Frühsommerphase zunächst einmal beenden. Aufgrund des weitaus
vielversprechenderen Hebungs- und Scherungs-Setups, sind langlebige,
organisierte Strukturen mit lokalem Unwetterpotential recht wahrschein.

Am Freitag zieht der Randtrog rasch nach Norden ab und von Südwesten setzt sich
Zwischenhocheinfluss durch. Dadurch gelangt die eingeflossene Meeresluft unter
Hochdruckeinfluss und letzte Schauer am Alpenrand klingen im Tagesverlauf rasch
ab. Damit setzt sich deutschlandweit vorübergehend trockenes und mäßig warmes
Frühsommerwetter durch.

Am Wochenende als auch am kommenden Montag kommen wir auf die Vorderseite eines
westeuropäischen Langwellentroges in eine südliche bis südöstliche Höhenströmung
mit der insgesamt feuchte und labil geschichtete Warmluft zu uns nach
Deutschland geführt wird. Gleichzeitig wird der Keil, der zunächst noch von dem
osteuropäischen Höhenhoch nach Mitteleuropa gerichtet ist, weiter abgebaut, so
dass es in Deutschland zu einem wechselhaften Witterungsabschnitt mit teils
kräftigen Schauern und Gewittern kommen wird. Das Temperaturniveau verharrt
dabei weitgehend im mäßig warmen Bereich von 20 bis 27 Grad.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen IFS-00UTC Laufs verglichen mit seinen Vorgängern
ist gut. Die Tendenz zu zyklonal geprägter, nur wenig kühlerer Witterung zum
kommenden Wochenende und darüber hinaus ist hoch. Der Donnerstag verfestigt sich
als potentieller Schwergewittertag vor allem in der Osthälfte.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Samstag sind kaum prognoserelevante Unterschiede unter den
verschiedenen gängigen Globalmodellen auszumachen. Die Entwicklung ab kommenden
Sonntag ist jedoch noch recht unsicher, da zum Beispiel GEM eine deutlich
stärkere antizyklonale Variante ins Spiel bringt als zum Beipsiel IFS und ICON.
Nach GEM würde der o. e. westeuropäische Höhentrog zum westliche Mittelmeer
abtropfen und die Zufuhr feucht-labiler Luftmassen aus Südeuropa nach
Deutschland im Wesentlichen unterbleiben. GFS liegt zwischen beiden
Lösungsvarianten. Die Mehrzahl der Modelle folgt jetzt jedoch eher der Variante
von IFS mit dem Trogvorstoß nach Mitteleuropa. Gestern wurde die Variante von
GEM (Abtropfen des Troges zum westlichen Mittelmeer) von den meisten Modellen
favorisiert.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Abgesehen von vereinzelten Gewittern (Bergland) ist der Verbleib des traumhaften
Frühsommerwetters bis einschließlich Mittwoch auch anhand der Rauchfahnen
gesichert. Ebenso ist der Tag des Kaltfrontdurchgangs am Donnerstag (Absinken
der 850 hPa Temperaturen auf Werte um 2 Grad von West nach Ost) bei geringer
Streuung und gleichartigem Verhalten von Haupt- und Kontrolllauf schon fast als
sicher zu betrachten. Die Frage nach den Niederschlagsschwerpunkten muss
naturgemäß auf die Kurzfrist vertagt werden. Aber die Niederschlagsspitzen am
Donnerstag sind schon eklatant. Eine kurze Erholphase mit Temperatur- und
Potentialanstieg im Laufe des Freitags lässt auch wenig Zweifel am Timing des
Zwischenhochs aufkommen.

Die spannendste Frage ist nun, wie es zum Ende der Mittelfrist - sprich ab dem
kommenden Wochenende weitergeht. Dabei lässt die große Bandbreite der Lösungen
eigentlich keine verlässlichen Aussagen mehr zu. Gleichwohl deuten sowohl die
deterministischen Läufe des IFS als auch die Mehrheit der Ensemble-Member
zumindest in der Westhälfte auf ein etwas kühleres (T vorübergehend nahe 0 Grad
in 850 hPa) und zyklonal geprägtes Szenario hin. Haupt- und Kontrolllauf finden
sich dabei in der Potentialverteilung allerdings am unteren Rand (aber nicht als
Ausreißer!) der Lösungen wieder.


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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Markante Wettererscheinungen sind im gesamten Mittelfristzeitraum auf
potentielle Gewitter beschränkt.

Während die Gewitter am Mittwoch wie beschrieben eher im Osten und Süden
orographisch initiiert und kurzlebig sein dürften, nimmt die Gefahr
organisierter Strukturen am Donnerstag deutlich zu. Bei einem niederschlagbaren
Wassergehalt von 20 bis 30 mm, CAPE-Werten von teils über 1000 J/kg und einer zu
erwartenden thermischen Querzirkulation sollten Starkregen, Hagel und Sturmböen
als markante Begleiterscheinungen gesichert sein.

Das synoptische Setup suggeriert lokal auch unwetterartige Entwicklungen mit
heftigen Starkregen von mehr als 25 l/qm binnen einer Stunde, größerem Hagel und
schweren Sturmböen, und auch der Konvektions- Favorit liefert deutliche Hinweise
für dieses Szenario. Von daher sind Gewitter mit Unwetterpotential als recht
sicher einzustufen.

In den 90%-Perzentilen der 24-stündigen Niederschlagssummen des COSMO-LEPS,
ICON-EPS und EZ-EPS tauchen immerhin flächendeckend zweistellige
Niederschlagssummen über Deutschland auf. In Anbetracht des mehrheitlich
konvektiv geprägten Niederschlagscharakters ist dies ein weiterer Hinweis auf
ein markantes Niederschlagsereignis am kommenden Donnerstag.
Nach kurzer Beruhigung am Freitag muss zum Sonntag erneut mit schweren Gewittern
deutschlandweit gerechnet werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, ECMWF, ECMWF-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer