DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

29-04-2018 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 29.04.2018 um 10.30 UTC



Hochdruckrandlage. Nach Südosten hin leicht wechselhaft, aber nur geringe
Gewitterneigung. Sonst viel Sonne und weitgehend trocken, aber allenfalls mäßig
warm. Erst am Wochenende Temperaturanstieg.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 06.05.2018


Am Mittwoch liegt Deutschland am Rande eines zuvor über Westeuropa hinweg zum
westlichen Mittelmeer ausgetropften Troges. Der Resttrog wird allmählich über
den Norden Deutschlands hinweg ostwärts gesteuert, leicht labile Luft in dessen
Bereich kann im Nordwesten und Norden und dort bevorzugt zur Küste hin zu
einzelnen Schauern führen; Gewitter sind eher unwahrscheinlich. Im Süden und
Südosten macht sich mehr und mehr der Einfluss eines Cut-Off-Tiefs bemerkbar,
das eine dipolartige Struktur annimmt. Während am Mittwoch an den Alpen die
Schauerneigung noch gering ist, dreht sich das östliche Teiltief etwas nach
Norden, wodurch die Strömung über Süddeutschland etwas zyklonaler wird.
Hierdurch können schauerartige und Regenfälle und einzelne Gewitter von den
Alpen auf den Bayerischen Wald und vielleicht auch auf den Erzgebirgsraum
übergreifen. Im weitaus größten Teil Deutschland sorgt Absinken im Bereich eines
sich kräftigenden Hochkeils für Absinken und somit für Auflockerungen und auch
längere sonnige Abschnitte. Dabei ist es allenfalls mäßig warm. Die 20
Grad-Marke wird wahrscheinlich nur im Osten und Süden mit Hilfe der Sonne etwas
überschritten.
Am Freitag entwickelt sich ein Bodenhoch mit Schwerpunkt über der Nordsee, das
sich mit einem Keil bis zu den Baltischen Staaten erstreckt. Dieses Bodenhoch
wird durch eine brückenartige Struktur hohen Geopotentials gestützt. Die
Frontalzone verläuft weit im Norden südlich an Island vorbei über
Mittelskandinavien hinweg ostwärts. Das im Süden noch beeinflussende Höhentief
verlagert sich unter Auffüllung ins westliche Mittelmeer, wodurch in
Süddeutschland die Niederschläge auf die alpennahen Gebiete beschränkt sind und
auch hier tendenziell ein Nachlassen einsetzt.
Am Wochenende entwickelt sich eine Blockierungslage. Das Höhenhoch liegt
zunächst über dem nördlichen Mitteleuropa, kräftige Warmluftadvektion an der
Vorderseite eines nach Island ziehenden Sturmtiefs führt über Skandinavien sowie
bis ins Nordmeer hinein zu Geopotentialgewinn, wodurch sich der Schwerpunkt des
Höhenhochs in die Nordsee verlagert. Durch dieses Hoch wird ein Bodenhoch
gestützt, das sich von Fennoskandien bis ins Weiße Meer ausweitet. Zwar lässt
Einstrahlung die Temperaturen am Wochenende merklich ansteigen. Im Norden und
Osten kommt aber eine nordöstliche bodennahe Windkomponente auf, was in diesen
Gebieten die Temperaturentwicklung dämpft. Für warnrelevante Böen (vielleicht
auch einzelne stürmische Böen) sollte es nur auf exponierten Berggipfeln
reichen. Ansonsten bleibt es eher windschwach.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum verlagert sich ein
Kaltlufttropfen von Nordwestrussland südwärts. Dieser lässt die Strömung über
Mitteleuropa auf Nord drehen, was vor allem im Norden und Osten einen erneuten
Temperaturrückgang wahrscheinlich werden lässt. Aber auch im Westen und Süden
sollte dann die 25 Grad-Marke nicht mehr überschritten werden. Die
Niederschlagsneigung bleibt dabei eher gering.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Freitag ergeben sich keine prognoserelevanten Unterschiede zu
den gestrigen Modellläufen. Allerdings rechnet der aktuellste Lauf am Freitag
und Samstag etwas antizyklonaler, was sich zunächst vor allem beim
Bodendruckfeld, am Samstag dann auch in der mittleren Troposphäre in Form eines
angeschlossenen Höhenhochs äußert.
Der anhand der gestrigen Modellläufe für das kommende Wochenende prognostizierte
Temperaturanstieg fällt wohl eher etwas gedämpfter aus, was sich im Norden und
Osten deutlicher auswirkt als in den anderen Gebieten. Der o.g. Kaltlufttropfen
über Osteuropa wird vom aktuellsten Lauf am weitesten westlich gerechnet. Der
gestrige 12 UTC-Lauf hatte diesen Kaltlufttropfen nicht im Programm.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Samstag ergeben sich keine prognoserelevanten Unterschiede
zwischen den bis dahin verfügbaren Modellen. Durchweg wird eine Hochbrücke
gezeigt, die sich über das nördliche Mitteleuropa hinweg zu den Baltischen
Staaten erstreckt und an deren Südflanke im größten Teil Deutschlands eine
schwache nordöstliche bodennahe Windkomponente zu erwarten ist. Ab Sonntag
ergeben sich deutlichere Unterschiede. Während sich GFS und EZMW ähnlich sind,
ist nach dem Modell des kanadischen Wetterdienstes die Blockierung weniger
ausgeprägt. ICON lässt dagegen da blockierende Hoch über dem Weißen Meer
entstehen.
Zu Wochenbeginn hat auch GFS einen Kaltlufttropfen zu bieten, wogegen nach dem
kanadischen Modell von der Blockierung nicht viel übrig bleibt und sich eher
eine schwach mäandrierende Frontalzone über die Nordsee und südliche Ostsee
hinweg ostwärts durchsetzen soll. Demnach wären nach dem kanadischen Modell in
der unteren Troposphäre die höchsten Temperaturen zu erwarten. Nach GFS wäre
dann die Temperaturentwicklung etwas, nach EZMW deutlicher gedämpft.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt weitgehend der oben beschriebenen Entwicklung. Dabei zeigt
der aktuellste Lauf die Blockierung am deutlichsten. Bemerkenswert ist, dass vor
allem im Nordosten und im Osten von den gestrigen 06 und 12 UTC-Läufen eine
wesentlich höhere Labilität angenommen wurde, die sogar das Potential von
Schwergewittern aufwies. Nach dem aktuellsten Modellauf und dem Lauf von
gestern, 18 UTC, ließ sich dieses Szenario nur noch aus Einzelläufen ableiten.
Übereinstimmend von allen Läufen wird auch hier ein Temperaturrückgang gezeigt,
der im Nordosten deutlicher ausgeprägt ist als nach Südwesten hin.
Das EPS des EZMW weist gegenüber dem EPS des GFS einen höheren Spread auf, wobei
der Median wie auch die Mehrzahl der Einzelläufe die prognostizierte Entwicklung
hinreichend abbilden. Allerdings wird der Trend zu einem erneuten
Temperaturrückgang im Norden und Osten im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum nicht so recht wiedergegeben. Als Ursache ist zu sehen, dass
dieser Kaltlufttropfen (oder ein kleineres, bereits weiter westlich liegendes
derartiges Gebilde, auf welches die "Ausreisser" bei den Niederschlagssignalen
zurückzuführen sind) nur von 2 Clustern, die 18 Einzelläufe beinhalten,
prognostiziert wird. Etwa genauso viele Einzelläufe setzen auf eine
ausgewachsene Blockierung. Die restlichen Member (was immerhin 14 in der Anzahl
sind) lassen einen Trog auf Westeuropa übergreifen, was auf eine Trogvorderseite
hinausläuft. Hier ergeben sich Ähnlichkeiten zum Modell des kanadischen
Wetterdienstes, wobei letzteres den Trog nicht so ausgeprägt zeigt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Aufgrund der zu erwartenden Hochdruckrandlage und der Entwicklung einer
Blockierung sind kaum markant zu bewarnende Wetterereignisse zu erwarten. So
sind vor allem am Donnerstag einzelne Gewitter in Alpennähe sowie im Bayerischen
Wald nicht ganz auszuschließen. Außerdem sind mit geringer Wahrscheinlichkeit
auf exponierten Berggipfeln einzelne stürmische Böen vorstellbar.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS(EZMW) bis Freitag, danach EPS(EZMW)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann