DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-04-2018 07:01
SXEU31 DWAV 250800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 25.04.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
W z
Heute windig, im Norden und Nordosten tagsüber mit Sturmböen, auf höheren
Berggipfeln Gefahr schwerer Sturmböen. Außerdem einzelne kurze Gewitter,
ebenfalls mit Böen bis Sturmstärke. Am Donnerstag im Norden und in der Mitte
vermehrt Gewitter, ebenfalls mit Sturmböen. Zudem auf höheren Berggipfeln
ebenfalls Sturmböen. Am Freitag wahrscheinlich keine markant zu bewarnenden
Wetterereignisse.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Mittwoch... liegt Deutschland unter einer relativ zonal verlaufenden, aber
leicht zyklonal gekrümmten Frontalzone, die dem Bild einer zyklonalen Westlage
entspricht. Dabei wird mit einer straffen westlichen Strömung ein kleinräumiges
Wellentief von der südlich en Nordsee über das deutsche Küstengebiet hinweg ost-
nordostwärts gesteuert. Die Kaltfront dieses Tiefs hat den Nordwesten
Deutschlands erreicht und greift rasch südostwärts über. Da diese
Tiefentwicklung bereits von Kaltluftadvektion überlaufen wird, sollte keine
nennenswerte Intensivierung mehr erfolgen.
An der Südflanke dieses Tiefs erfolgt eine markante Gradientzunahme, was den
Wind auffrischen lässt. Nahezu deutschlandweit erreicht der Wind Warnschwellen,
im Norden, Nordosten und zum Teil bis zum Rand der nördlichen Mittelgebirge bis
einschließlich Harzregion sind stürmische und zum Teil auch Sturmböen, auf
höheren Berggipfeln schwere Sturmböen zu erwarten. Der erste Höhepunkt der
Windentwicklung sollte mit Passage der Kaltfront erfolgen. Mit Kaltfrontpassage
sind einzelne Gewitter vorstellbar. Am wahrscheinlichsten sind diese im
Nordosten, wo etwas Labilität gegeben ist. Ein weiteres Böenmaximum ist im Laufe
des Nachmittags im Nordosten vorstellbar, wenn durch den Bodentrog, der von dem
rasch ostwärts ziehenden Bodentief ausgeht, eine erneute Gradientverschärfung
erfolgt und in diesen Gebieten noch einmal zu Böen bis Sturmstärke führen kann.
Weiter nach Süden hin ist die Entwicklung weniger heftig; aber mit Passage der
Kaltfront können aber auch dort einzelne stürmische Böen und auf Berggipfeln
Böen bis Sturmstärke auftreten. Für Gewitter sollte jedoch die Labilität nicht
hinreichend sein. Mit dem Abzug des Sturmtiefs nach Osten entspannt sich ab dem
späten Nachmittag die Windsituation, ab dem Abend flaut auch im Süden der Wind
merklich ab.
Auflockerungen sind umso wahrscheinlicher, je weiter man sich nach Süden
orientiert. Ansonsten dürfte rasch wechselnde Bewölkung überwiegen.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 15 bis 20, im Süden und Südosten 21 bis 26
Grad, wobei es am östlichen Alpenrand durch leicht föhnigen Einfluss am wärmsten
wird. Im Nordwesten und in Küstennähe sind nicht mehr als 10 bis 14 Grad zu
erwarten.
In der Nacht zum Donnerstag nähert sich ein breiter, wenig markanter Trog,
wogegen sich in Bodennähe Zwischenhocheinfluss durchsetzt. Dieser führt zu einer
Wetterberuhigung, so dass der Wind vollends abflaut und nicht mehr warnrelevant
ist. Mit Annäherung des Troges können aber gegen Morgen im Nordwesten
schauerartige Niederschläge, die zum Teil von Gewittern begleitet sind,
aufkommen.

Donnerstag... wird der o.g. Trog unter leichter Verschärfung rasch über
Deutschland hinweg ostwärts gesteuert, so dass dessen Achse bereits in der
zweiten Tageshälfte den Osten erreicht. Im Bereich dieses Troges geht im Norden
die Temperatur im 500 hPa-Niveau unter -30 Grad zurück, was mit einer
beachtlichen Labilisierung einhergeht. Hierdurch dürfte sich im Norden und in
Teilen der Mitte typisches Aprilwetter (hatten wir in diesem Jahr noch nicht)
einstellen, wobei ein rascher Wechsel zwischen kurzen Schauern, die mit
Gewittern einhergehen und sonnigen Abschnitten typisch ist. In Verbindung mit
kräftigeren Schauern und kurzen Gewittern sind stürmische, vereinzelt auch
Sturmböen, nicht auszuschließen. Da aber die Scherung sehr gering ist, sollten
sich eher keine staffelartigen und langlebigen Strukturen ausbilden; vielmehr
dürfte es sich um Einzelzellen handeln. Erst im späteren Tagesverlauf nimmt die
niedertroposphärische Scherung etwas zu, so dass vielleicht aus der einen oder
anderen konvektiven Zelle in der klaren maritimen Polarluft mal ein Wolkenrüssel
gesehen werden kann. Abgesehen vom Nordosten sollte aber bis zum Abend eine
weitgehende Wetterberuhigung erfolgen.
Im Bereich des Troges bleibt ein kräftiger Gradient bestehen, so dass auch
außerhalb von Schauern und Gewittern im Norden und in der Mitte weiterhin
Windböen und im Bergland stürmische Böen auftreten.
Im Süden sind noch Niederschläge zu erwarten, die an die zu den Alpen abziehende
Kaltfront gekoppelt sind. In einem breiten Bereich dazwischen, d.h. von den
mittleren Gebieten bis etwa zur Donauregion, sind größere Auflockerungen zu
erwarten.
In der einfließenden maritimen Polarluft bewegen sich die Temperaturen nur noch
zwischen 12 und 18 Grad, an den Küsten und im höheren Bergland um 10 Grad.
In der Nacht zum Freitag wird ein in der Frontalzone eingelagerter Rücken nach
Mitteleuropa gesteuert. Durch diesen kann sich das Bodenhoch noch kräftigen, das
sich von Süddeutschland bis Freitagfrüh etwa zur Ungarischen Tiefebene
verlagert. Allerdings wird dieser Rücken von Warmluftadvektion überlaufen, so
dass hohe und ein paar mittelhohe Wolkenfelder eine allzu kräftige Ausstrahlung
unterbinden. Dennoch ist ein Temperaturrückgang in den niedrigen einstelligen
Bereich zu erwarten. In ungünstigen Lagen ist leichter Bodenfrost nicht ganz
auszuschließen. Mit dem Kälteeinbruch Ende April vergangenen Jahres ist diese
Entwicklung jedoch keinesfalls vergleichbar.

Freitag... wird der sich noch etwas aufwölbende Höhenrücken über Deutschland
hinweg nordostwärts geführt. Ein weiterer, in der danach folgenden südwestlichen
Strömung eingelagerter Kurzwellentrog erreicht am Abend den Nordwesten
Deutschlands. An dessen Vorderseite verstärkt sich über Mitteleuropa die
Warmluftadvektion. Derweil zeichnet sich über dem nahen Ostatlantik eine
kräftigere Austrogung ab, was die Strömung zusehends auf Südwest drehen lässt.
Hierdurch gelangt zumindest in die südlichen und mittleren Teile Deutschlands
wieder wärmere Luft.
Wenn auch der antizyklonale Einfluss im Bodendruckfeld mit der weiteren
Verlagerung des Bodenhochs nach Südosteuropa allmählich nachlässt, so sollte es
im Osten, Süden und in Teilen der Mitte für Aufheiterungen und längere sonnige
Abschnitte reichen. In diesen Gebieten wird es mit 18 bis 23 Grad wärmer als an
den beiden Tagen zuvor, wogegen im Norden 13 bis 17 und unmittelbar an der See
nur wenig mehr als 10 Grad zu erwarten sind.
In der Nacht zum Samstag bildet sich, ausgehend von einem flachen Tief über dem
Ärmelkanal, eine Tiefdruckrinne über Norddeutschland aus, die bis zur unteren
Oder reicht. Diese wird durch den nach Nordosten durchschwenkenden
Kurzwellentrog noch etwas aktiviert, so dass sich in der zuvor eingeflossenen,
labilen Luft im Nordwesten und ganz im Norden einzelne Gewitter entwickeln
können. Da an der Nordflanke dieser Tiefdruckrinne bodennah trockenere und
kältere Luft advehiert wird, ist die Wahrscheinlichkeit für konvektive
Entwicklungen nicht allzu hoch.
In den anderen Gebieten dürfte im Bereich des breiten, nach wie vor
wetterbestimmenden Höhenrückens Absinken dominieren, so dass es längere Zeit
aufklaren kann. Da zuvor bereits wärmere Luft advehiert wurde, sollten die
Temperaturen nicht mehr so weit zurückgehen wie in der Nacht zuvor, so dass
Tiefstwerte zwischen 10 und 5 Grad zu erwarten sind.

Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Auch hinsichtlich des heutigen Bodentiefs und der damit verbundenen
Böenentwicklung ergeben sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den
einzelnen Modellen. Schwere Sturmböen sollten daher auf höhere Berggipfel
beschränkt bleiben.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann