DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

16-04-2018 17:01
SXEU31 DWAV 161800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 16.04.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Abklingende Gewitter. Nachts im Südosten noch schauerartiger Regen ohne
warnwürdige Mengen. Ab Dienstag ruhiges und ungewöhnlich warmes Hochdruckwetter.


Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... greift von Westen her ein kurzwelliger Randtrog auf Deutschland über
und kommt bis morgen Früh zur Osthälfte voran. Dabei verliert er mehr und mehr
an Kontur und nennenswerte dynamische Hebungsprozesse sind kaum mehr
auszumachen. Rückseitig dringt von Südwesten her ein Höhenrücken ins westliche
Mitteleuropa vor. Dieser wölbt sich - gestützt durch WLA vorderseitig eines
großräumigen und markanten Langwellentroges, der weite Teile des mittleren
Nordatlantik überdeckt - unter Verstärkung weiter nordwärts bis zur nördlichen
Nordsee auf und wird in den kommenden Tagen das für das Vorhersagegebiet
wetterbestimmende Geopotenzialgebilde bleiben.
Der Südosten des Landes wird anfangs noch von Hebungs- respektive
Aufgleitprozesse an der Nordflanke eines Höhentiefs über der nördlichen Adria
beeinflusst. Dieses schwächt sich im Laufe der Nacht ab und zieht sich etwas
nach Süden zurück. Somit lassen die schauerartigen Regenfälle an en Alpen, im
Alpenvorland und in Sachsen bzw. Südbrandenburg allmählich nach. Warnrelevante
Mengen sind dort wohl nicht mehr zu erwarten.
Im Bodenfeld kommt das mit dem Langwellentrog über dem Atlantik
korrespondierende ungewöhnlich kräftige und sich nur sehr zögernd auffüllende
Bodentief etwas weiter Richtung Westeuropa voran, greift aber in den kommenden
Tagen nur indirekt in das Wettergeschehen über Mitteleuropa ein. Auf dessen
Vorderseite wird mittel- und niedertroposphärisch großräumig Warmluft
subtropischen Ursprungs Richtung West- und später auch Mitteleuropa geführt, was
in der Höhe zu einem Potenzialgewinn und der oben erwähnten Ausweitung des
Höhenrückens führt. Dadurch kann sich der unmittelbar vorderseitig gelegene, von
Frankreich nach Benelux und Westdeutschland gerichtete Bodenhochkeil ebenfalls
deutlich verstärken (bis Dienstagfrüh immerhin schon auf etwa 1025 hPa) und
kommt bis in die Mitte Deutschlands voran.
Eine mit dem Trog korrespondierende teilokkludierte Kaltfront befindet sich
aktuell noch in etwa über der Mitte Deutschlands. An ihr haben sich einzelne
Schauer und auch kurze Gewitter entwickelt, wobei abends noch lokal eng begrenzt
Starkregen auftreten kann. Im Laufe des Abends und der ersten Nachthälfte kommen
die Schauer noch etwas nach Osten voran, lösen sich aber mehr und mehr, ähnlich
wie die Front selbst, auf.
Ansonsten verläuft die Nacht ruhig. Vor allem in der Westhälfte und in der Mitte
klart der Himmel verbreitet auf, dabei kann sich vielerorts Nebel bilden. MOSMIX
simuliert die höchsten Wahrscheinlichkeiten dafür im Nordwesten. Bei länger
klarem Himmel kann es in ungünstigen Lagen Bodenfrost geben, in einigen Senken
und Tälern der westlichen Mittelgebirge eventuell auch Luftfrost.

Dienstag ... verstärkt sich der Höhenrücken weiter und kommt mit seiner Achse
ein wenig nach Osten voran, abends erstreckt sie sich in 500 hPa von der
Iberischen Halbinsel über Frankreich bis nach Nordostdeutschland bzw. Jütland.
Das korrespondierende Bodenhoch kann sich aufgrund der Absinkprozesse ebenfalls
verstärken und verlagert seinen Schwerpunkt in die Osthälfte Deutschlands. Die
für diese Lagen typische Absinkinversion befindet sich am Nachmittag im Westen
und Nordwesten in etwa 850 hPa, im Südosten dagegen noch in etwa 700 hPa. Zudem
trocknet die eingeflossene maritime Luftmasse zusehends ab und kann sich deshalb
kräftig erwärmen. Somit steht in der gesamten Westhälfte und auch im Nordwesten
bis in die Mitte reichend bei nur wenigen Quellwolken ein ansonsten recht
sonniger Tag ins Haus. Lediglich ganz im Norden und Nordosten kann sich noch für
längere Zeit Nebel oder Hochnebel halten, wobei die Simulation des polnischen
Modells etwas übertrieben, die des ICON-EU dagegen leicht zu positiv erscheint.
Nachmittags und abends macht sich dann im Norden von Westen her auch die WLA,
allerdings stark abgeschwächt in Form durchziehender lockerer hoher und
mittelhoher Wolkenfelder bemerkbar
Im Süden und Osten gehen die Abtrocknungsprozesse in der Grundschicht langsamer
voran, zudem liegt die Absinkinversion in etwa 3 bis 3,5 km Höhe, so dass sich
vermehrt und höherreichende Quellwolken bilden können. Vor allem am Alpenrand
(nach Osten zu) sowie in den ostbayerischen Mittelgebirgen reicht es wohl auch
für einzelne Schauer. Die Gewitterwahrscheinlichkeit bleibt aber mangels
vertikaler Erstreckung nur sehr gering.
Die Temperatur in 850 hPa steigt bis zum Abend auf Werte zwischen 9 Grad im
Südwesten und 5 Grad in der Lausitz. Entsprechend werden im Westen und Süden
auch mit 19 bis 24 Grad die höchsten Werte erreicht. Im Nordosten sowie an den
Alpen und im östlichen Mittelgebirgsraum wird es mit 15 bis 19 Grad nicht ganz
so mild, an den Küsten, insbesondere der Ostsee, bleibt es bei auflandigem Wind
sogar noch etwas kühler.

In der Nacht zum Mittwoch verstärkt sich der Hochdruckeinfluss weiter, morgens
überdeckt die 1030 hPa-Isobare weite Teile Mitteleuropas. Die letzten Schauer im
südostdeutschen Bergland lösen sich abends rasch auf und verbreitet klart der
Himmel auf. Hier und da kann sich wieder Nebel bilden, am ehesten im Norden und
im Südosten, wenngleich die Wahrscheinlichkeiten dafür deutlich geringer sind
als in der Vornacht. Auch Bodenfrost tritt, wenn überhaupt, nur noch ganz
vereinzelt in Senken und Tälern sowie an den Alpen auf.
Die Verstärkung des Hochs führt zu einer Gradientzunahme an dessen Südflanke
über dem südlichen Baden-Württemberg, so dass dort der Wind aus Ost bis Nordost
auffrischt: Es kommt leichte Bise auf. Eventuell reicht es in den Kamm- und
Gipfellagen des Schwarzwaldes und er Alb für einzelne stürmische Böen, wobei
dann auch Low Level Jet-Effekte an der Inversion eine Rolle spielen können.

Mittwoch ... spaltet sich aus dem Höhenrücken eine eigenständige
Höhenantizyklone mit Schwerpunkt genau über Deutschland ab. Sie wird flankiert
von Trögen über dem Ostatlantik (es handelt sich um den bereits o.e. Trog, der
mittlerweile aber seine Wellenlänge deutlich verkürzt, dafür aber seine
Amplitude sichtbar vergrößert hat) und dem nahen Osteuropa, was dem gesamten
Potenzialmuster zunehmend das Aussehen des berühmten Omegas gibt.
Das korrespondierende Bodenhoch bleibt nahezu quasistationär und auch
unverändert kräftig. An dessen Südwestflanke gelangt von Süden her nun auch
advektiv zunehmend wärmere Luft, die den absinkbedingten Erwärmungstrend noch
unterstützt. Bis zum Abend steigt die Temperatur in 850 hPa auf 9 bis 13 Grad
mit den höchsten Werten im Westen.
Im Südwesten legt der Ost- bis Nordostwind noch etwas zu, aufgrund der
turbulenten Durchmischung im Tagesverlauf vor allem auch in den Niederungen. Ob
es irgendwo (am ehesten wohl am Hochrhein) - noch getriggert durch die
Orographie - für warnrelevante Böen reicht, ist noch fraglich. In den Kamm- und
Gipfellagen von Schwarzwald und Alb sind nach wie vor stürmische Böen möglich.
Ansonsten scheint verbreitet die Sonne, flache Quellwolken bilden sich am
ehesten in den ost- und südostdeutschen Mittelgebirgen sowie an den Alpen. Auch
über den äußersten Norden ziehen zeitweise lockere Wolkenfelder, an den Küsten
kann sich auch Stratus bilden, der mit leichtem Seewind etwas landeinwärts
geführt wird. Dort steigen die Temperaturen dann nur auf 10 bis 15 Grad.
Ansonsten wird es mit Höchstwerten zwischen 21 und 26 Grad, am Rhein
stellenweise auch bis 28 Grad fast schon sommerlich warm.

In der Nacht zum Donnerstag ändert sich an der großräumigen Konstellation so gut
wie gar nichts, die Bodenströmung dreht lediglich mehr auf Süd bis Südost, da
die Achse des Hochs eine meridionalere Ausrichtung annimmt. Somit wird
eventueller Stratus im Küstenbereich nach Norden abgedrängt, allerdings wird der
Nordwesten zeitweise von hohen Wolkenfeldern gestreift. Ansonsten verläuft die
Nacht meist wolkenlos, auch die Nebelneigung bleibt eher gering.
Im Südwesten und Süden schläft der Wind in den Niederungen wieder ein, in den
Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge kann es aber weiterhin einzelne
stürmische Böen (unterstützt durch Low Level Jet-Effekte eventuell auch mehr)
geben.

Donnerstag ... verbleibt die Höhenantizyklone mit ihrem Schwerpunkt fast
quasistationär über Deutschland. Das Bodenhoch verlagert sich ein wenig nach
Osten und schwächt sich kaum ab, so dass sich die Advektion subtropischer
Luftmassen an dessen Westflanke über dem Vorhersagegebiet noch etwas verstärkt.
Somit steigen die Temperaturen bei überwiegendem Sonnenschein, der nur zeitweise
leicht getrübt wird aufgrund durchziehender hoher Wolkenfelder, auf Werte
zwischen 22 und 28 Grad, die höchsten Werte weiterhin im Westen, in NRW könnte
(durch leichte Föhneffekte bei Südostwind) hier und da auch der erste 30er
fällig werden.
An den Küsten bleibt es kühler, wenngleich die auflandige Windkomponente
gegenüber dem Vortag etwas abnimmt, da die großräumige Strömung mehr auf Südost
dreht. Dennoch kann es an einigen Küstenabschnitten Seewind geben, dann werden
kaum 15 Grad erreicht.
Da sich das Bodenhoch etwas abschwächt, fächert auch der Gradient im Südwesten
wieder auf, so dass der Wind warntechnisch kaum eine Rolle spielen sollte.



Modellvergleich und -einschätzung
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Alle vorliegenden Modelle simulieren im Kurzfristzeitraum ein ähnliches
Szenario. Somit steht der fast schon sommerlichen Witterung in den kommenden
Tagen nichts mehr im Wege.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff