Thema des Tages

15-04-2018 07:50

Eröffnung der Gewittersaison

Der meteorologische Frühling ist mittlerweile halb vorüber, denn am
ersten Juni beginnt für uns Meteorologen der Sommer. Aber bereits in
der vergangenen Woche konnte man anhand zahlreicher Gewitter mit
Sturmböen, Starkregenfällen und Hagel sehen, welche Energie in
unserer Atmosphäre steckt. Denn die Sonne kann schon richtig schön
heizen. So gab es am vergangenen Wochenende mit Tageshöchstwerten von
bis zu 27 Grad Celsius einen kleinen Vorgeschmack auf den
bevorstehenden Sommer.

Bei aller Vorfreude auf die warme Jahreszeit und die vielen möglichen
Outdooraktivitäten steigt nun auch wieder die Gefahr kräftiger
Gewitter. So sollte man bei längeren Aufenthalten im Freien vorab
einen kurzen Blick auf die Wettervorhersage werfen. Werden Gewitter
vorhergesagt, lohnt sich hin und wieder ein Blick in den Himmel sowie
auf das Niederschlagsradar, um sich entwickelnde und ziehende
Gewitterzellen erkennen zu können. Denn wird man in der Natur von
einem kräftigen Gewitter überrascht, können Blitzschlag, Sturm- oder
gar Orkanböen, heftiger Starkregen oder Hagel zur Gefahr für Leib und
Leben werden.

Bei der Entstehung von Gewittern spielen mehrere Faktoren eine Rolle,
was den zugrunde liegenden Mechanismus sehr kompliziert gestaltet.
Grundsätzlich muss die Atmosphäre sehr feucht und energiegeladen
sein. Des Weiteren wird ein Hebungsantrieb benötigt, der die
energiereiche Luftmasse in die Höhe befördert. Die Hebung kann zum
Beispiel dynamisch an einer Luftmassengrenze stattfinden oder aber
die Luft wird an Gebirgen zum Aufsteigen gezwungen. Bei den
sogenannten ?Wärme- oder Hitzegewittern? heizt die Sonne die
bodennahe, schwül-warme Luftmasse auf. Diese wird immer leichter, je
wärmer sie wird, bis sie schließlich rasch in die Höhe aufsteigt.

Durch das rasante Aufsteigen im sogenannten Aufwindbereich wird die
Luft schnell abgekühlt, sodass es zur Kondensation des Wasserdampfes
und entsprechend zur Quellwolkenbildung kommt. Liegt ausreichend
Energie vor, können sich die Quellwolken immer weiter auftürmen und
zu einer hochreichenden Gewitterwolke, einem sogenannten
Cumulonimbus, heranwachsen. Im Aufwindbereich werden dabei sehr viele
Wassertröpfchen und Eispartikel mit Geschwindigkeiten von teils über
200 Stundenkilometern in eisige Höhen, zum Teil über 10 km,
katapultiert, um anschließend wieder in Richtung Erde zu fallen. Auf
ihrem Weg durch die Gewitterwolke stoßen sie dabei aneinander,
wodurch es zu einer elektrischen Ladungstrennung innerhalb der Wolke
kommt. So entstehen zum einen positive Ladungen, die sich im oberen
Bereich der Wolke ansammeln, zum anderen konzentrieren sich negative
Ladungen im unteren Teil. Die Spannungen sind dabei erheblich und
können bis zu 1.000.000.000 Volt betragen. Erreicht der
Ladungsunterschied einen kritischen Wert, entstehen Blitze, die die
Spannungen wieder ausgleichen.

Und wie sieht es in den kommenden Tagen mit der Gewittergefahr aus?
Am heutigen Sonntagnachmittag ist die Gewittergefahr sehr gering, nur
im Westen und Norden, zum Abend hin auch im Schwarzwald können
einzelne kurze Gewitter nicht ganz ausgeschlossen werden. In der
Nacht zum Montag kommt dann im Südosten schauerartiger Regen auf, der
auch mit einzelnen Gewittern durchsetzt sein kann.

Auch am Montag muss weiterhin mit Gewittern gerechnet werden. Während
im Norden und der Mitte Deutschlands nur eine geringe Gefahr von
Gewittern besteht (meist sollten sich die dort aufkommenden Schauer
nicht elektrisch entladen), muss südöstlich einer Linie vom Bodensee
über Franken bis zur Lausitz durchaus mit dem einen oder anderen
Gewitter mit Starkregen gerechnet werden. In der Nacht zum Dienstag
klingen die Schauer und Gewitter dann allmählich ab und nachfolgend
stellt sich ruhiges und warmes Frühlingswetter ein.


MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.04.2018

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