Thema des Tages

13-04-2018 10:50

Tief JOI II lässt es krachen und öffnet die Schleusen!

Tief JOI II zieht derzeit direkt über Deutschland seine Kreise. Dabei
ist sie nur ein Teil einer Tiefdruckrinne, die sich vom Atlantik über
die Britischen Inseln bis zum Schwarzen Meer erstreckt. Die große
Schwester JOI I hat sich über England eingenistet. Unser mächtiges
Hoch "Martin" thront dagegen weiter im Norden Europas und dominiert
die Gebiete von Island bis weit nach Russland hinein (vgl. Abb. 1).
Für die Tiefdruckrinne um JOI II ist das Hoch Martin somit eine Art
Bollwerk, sodass sich die Rinne nur langsam nordwärts verlagert. Erst
wenn sich Martin zum Samstag splittet und seinen Schwerpunkt nach
Russland verlagert, ist der Weg für JOI II nach Norden frei. Zu
diesem Zeitpunkt hat das Tief aber schon deutlich an Stärke
eingebüßt.

Für das Wetter in Deutschland zeichnet sich JOI II also etwa bis
Samstag verantwortlich. Vor allem am heutigen Freitag lässt sie genau
über Deutschland ihre Muskeln spielen. Auf ihrer Ostflanke mit Kern
über der Mitte des Landes wird warme und feuchte Luft aus südlichen
Gefilden herangeführt und ins Land transportiert. Auf der Südwest-
und Südflanke strömt dagegen kühlere Atlantikluft ein. Auf der West-
und Nordwestseite gleitet die warme Luft schließlich über die kühlere
Atlantikluft auf und wird somit gehoben. Die Folge sind schauerartig
verstärkte und länger anhaltende ergiebige Regenfälle. In einem
Zeitraum von 12 Stunden können dabei durchaus Regenmengen von 30 bis
50 mm fallen. Lokal sind auch etwas höhere Summen nicht
ausgeschlossen.

Im Norden und Osten kommen dagegen im Tagesverlauf starke, teils
sogar schwere Gewitter auf. Aufgrund vom Modell simulierter
stündlicher Regensummen zwischen 15 und 30, lokal auch bis 40 mm
besteht dort die größte Unwettergefahr ebenfalls durch den
Starkregen. In der warmen Luft im Zusammenspiel mit eventuellem
Sonnenschein sind durch das verfügbare Energiedargebot aber auch
kräftigere Gewitterzellen mit Sturmböen bis 85 km/h und Hagel um 2 cm
durchaus im Bereich des Möglichen. Vor allem von Polen her, wo die
Sonne teilweise noch ungehindert scheint, könnten sich mit der
östlichen Strömung organisierte Strukturen nach Deutschland verlagern
(vgl. Abb. 2).

Ganz ungeschoren kommt aber auch der Süden nicht davon. Nach
einzelnen kurzen Gewittern am Morgen soll am Nachmittag und Abend das
Gewitterpotential nochmals ansteigen. Da dort jedoch trockenere Luft
eingesickert ist und auch die Höhenwinde zu wünschen übrig lassen,
dürften die Gewitter schwächer ausfallen. Regenmengen bis 20 mm und
starke bis stürmische Böen können als Begleiterscheinung aber dennoch
auftreten.

Zum Samstag verlagern sich die Schauer und Gewitter immer weiter nach
Norden und Nordosten, um schließlich über die Ostsee abzuziehen.
Abgesehen vom Westen und später auch Norden Deutschlands, in die ein
atlantischer Tiefdruckwirbel am Wochenende Wolkenpakete schickt,
lockern die Wolken immer mehr auf und die Sonne kann länger scheinen.
Zur neuen Woche soll sich dann allmählich hoher Luftdruck über
Mittel- und Westeuropa durchsetzen, dessen Schwerpunkt sich langsam
nach Südskandinavien verlagert. Da weite Teile Deutschland auf der
kälteren Seite des Hochs verbleiben, lassen nach derzeitigem Stand
nordöstliche bis östliche Winde trotz reichlich Sonnenscheins
Temperaturen nur zwischen 18 und 26 Grad zu. Bei südwestlicher
Strömung wären sogar sommerliche Temperaturen um 30 Grad möglich.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.04.2018

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