DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-04-2018 07:30
SXEU31 DWAV 050800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 05.04.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Übergang zu Sa (Süd antizyklonal)

Heute Trogpassage => windiges Aprilwetter mit Schauern und kurzen Gewittern.
Kommenden Nacht vielerorts leichter Frost, hier und da Glätte. Danach wieder
frühlingshafter und wenig warnintensiv.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... zeigt die Potenzialverteilung zwischen dem Ostatlantik und dem
Westen Russlands zwei komplette Wellen mit drei Trögen und zwei Rücken. Dabei
erweist sich das Muster nicht nur als progressiv, es zeichnet sich zudem durch
eine merkliche Amplitudenvergrößerung insbesondere in den nächsten Tagen aus.
Zunächst aber mal zum Hier und Heute, das ganz klar im Zeichen einer Trogpassage
von West nach Ost steht, ein Trog, der sich übrigens nicht nur in der Höhe,
sondern auch im Bodendruckfeld abbildet. Während der Höhentrog Bestandteil der
o.e. Wellen ist, handelt es sich beim Bodentrog um den südlichen Fortsatz eines
heute Nacht über der Nordsee analysierten Tiefs. Es wird sich in den nächsten
Stunden auf seinem Weg nach Jütland auffüllen, dafür springt ein neues, sich
über dem Süden Norwegens etablierendes Tief in die Bresche. Tatsache ist, dass
der Bodentrog dem Höhentrog etwas vorausläuft und dass uns beide Gebilde in
Verbindung mit einfließender polarer Meeresluft (Rückgang T500 auf nicht ganz
-30°C, T850 von etwas über 0°C auf -1 bis -5°C) heute wechselhaftes, ja fast
klassisches Aprilwetter mit konvektiven Umlagerungen und teils kräftigem Wind
bieten. Dabei geht es freilich nicht mehr so intensiv zur Sache wie gestern
noch, als das ganze Setup bereits stark sommerlich geprägt war.
Zum Ablauf: Bereits aktuell sind zahlreiche Schauer unterwegs, die in den
nächsten Stunden, besonders aber am Nachmittag mehr und mehr auch die östlichen
Landesteile vereinnahmen. Dort besteht zunehmend die Gefahr, dass sich zu den
Schauern auch das eine oder andere Gewitter gesellt, weil mit Unterstützung des
Tagesgangs respektive vorheriger Einstrahlung etwas ML-CAPE (maximal allerdings
nur wenig über 100 J/kg) generiert wird. Hinzu kommt etwas Scherung, so dass es
durchaus wahrscheinlich ist (hochauflösende Modelle wie COSMO-DE oder SuperHD
zeigen das auch), dass sich im Bereich der Bodentrogachse bzw. knapp vor der
Höhentrogachse (wo die gut ausgeprägte PVA übrigens durch KLA teilkompensiert
wird) eine organisierte konvektive Linie mit eingelagerten Gewittern bildet. Für
Hagel und Starkregen wird es sehr wahrscheinlich nicht reichen, für Graupel und
stürmische Böen 8 Bft, vielleicht sogar auch mal eine Sturmböe 9 Bft schon.
Während also im Osten die konvektiven Umlagerungen erst in der zweiten
Tageshälfte so richtig in Gang kommen, ist im Westen nach Passage der
Höhentrogachse bald schon wieder Schluss mit den Schauern. Allerdings wird
rückseitig über dem Nordwesten etwas WLA simuliert, die dort nicht nur starke
Bewölkung, sondern auch ein kleines mesoskaliges Regengebiet (keine Schauer)
generiert.
Gewitter hin, Schauer oder Regen her, warntechnisch steht heute ein ganz anderer
Parameter im Blickpunkt, der Wind. Der frischt - von SW auf W bis NW drehend -
nicht nur konvektiv bedingt mitunter stark böig auf, auch aus dem Gradienten
heraus entpuppt sich das himmlische Kind ohne Frage als sehr beschwingt. Der
stärkste Gradient tritt auf der Südwestflanke des Bodentrogs auf, wo es
besonders im Nordwesten auch außerhalb von Schauern bis in tiefe Lagen für Böen
8 Bft reichen kann. Hier müsste ebenso wie für den Fall einer konvektiven Linie
für kurze Zeit eine markante Warnung auf die derzeit gültige Basiswarnung mit
Haken draufgesattelt werden. Ansonsten stehen verbreitet steife Böen 7 Bft auf
der Karte. Im Bergland sowie an der Nordsee muss je nach Exposition und
möglicher konvektiver Zugabe mit Böen 8-9 Bft (einige Kammlagen 10 Bft)
gerechnet werden, während die Ostseeküste erst ab Mittag und auch nur in
abgeschwächter Form (überwiegend 7 Bft) betroffen ist. Am Nachmittag und Abend
nimmt der Wind im Zuge eines sich von Frankreich ausbreitenden Hochkeils und
damit einhergehender Gradientaufweichung vor allem im Westen und Süden merklich
ab.
Die Sonne zeigt sich am ehesten anfangs noch im Osten und Süden, später darf man
auch im Westen auf ein paar Auflockerungen hoffen. Dazu gibt es Tageshöchstwerte
von 8 bis 14°C, im Osten bis zu 16 oder 17°C.

In der Nacht zum Freitag zieht der Höhentrog endgültig nach Osten ab, wobei er
wahrscheinlich über der südlichen Adria abtropft, was uns aber wumpe sein kann.
Viel wichtiger ist die Tatsache, dass dem Trog ein Rücken folgt, der für
weiteren Druckanstieg und die Bildung einer abgeschlossen Hochparzelle sorgt.
Ihr Zentrum liegt mit etwas über 1025 hPa morgen früh bereits über dem Vogtland.
Der Gradient fächert infolgedessen weiter auf, so dass der Wind in der zweiten
Nachthälfte zumindest warntechnisch kein Thema mehr ist. Vor Mitternacht
hingegen kann es besonders im Osten noch mal aufbrisen mit Böen 7 Bft, im
Bergland auch etwas mehr.
Mit Annäherung des Höhenrückens setzt sich auch die tagsüber schon im Westen
begonnene Stabilisierung bis in den Osten fort. Entsprechend kommen die
anfänglich noch auftretenden Niederschläge recht rasch zum Erliegen, auch hier
sollte bis Mitternacht Schluss sein. Da die Bewölkung vielerorts auflockert
respektive sich auflöst und die eingeflossene Polarluft zur Ruhe kommt, geht die
Temperatur Richtung Gefrierpunkt und etwas darunter (etwa bis -3°C) zurück.
Ausgenommen bleiben Teile Nord- und Nordostdeutschlands, wo es noch länger
bewölkt und auch windig ist. Aber auch für den Süden werden von der Numerik
gebietsweise frostfreie Areale angeboten. Glätte ist vor allem dort ein Thema,
wo die Straßen und Wege nicht abgetrocknet sind. Diesbezüglich gilt es, heute
Abend eine Bestandsaufnahme zu machen und entsprechend zu handeln. Die
Wahrscheinlichkeit für gefrierende Nässe dürfte im Osten, wo die spätesten
Niederschläge auftreten, und dort vor allem im Bergland am größten sein.


Freitag... legt sich der Höhenrücken mitten über Deutschland, während das
korrespondierende Bodenhoch seinen Schwerpunkt allmählich zum östlichen
Mitteleuropa verlagert. Damit gelangt Deutschland auf die sogenannte "warme
Schulter" des Hochs, auf der die niedertroposphärische Strömung auf Südost bis
südliche Richtungen dreht. Folgerichtig gelangt - unterstützt durch Absinken -
wieder merklich wärmere Luft zu uns, vornehmlich erst mal in den Süden und
Westen des Landes. Am Abend liegt die 850-hPa-Temperatur zwischen rund -2°C an
der vorpommerschen Küste und bis zu 10°C an der Grenze zur Schweiz.
Wettertechnisch ist die Geschichte schnell erzählt. Meist scheint die Sonne von
einem wolkenlosen oder nur locker bewölkten Himmel. Nach Osten hin entwickeln
sich unter der zwischen 950 und 900 hPa positionierten Absinkinversion einige
flache Quellwolken, nach Westen hin zeigen sich eher einige WLA-bedingte hohe
Wolkenfelder. Die Temperatur steigt im N und O auf 10 bis 14°C (an der Ostsee
lokal etwas darunter), sonst auf 14 bis 19°C. Der Ost- bis Südostwind lebt im
Tagesverlauf etwas auf, bleibt bis zum Abend aber wahrscheinlich noch unter der
unteren Warnschwelle.

Das könnte sich in der Nacht zum Samstag ändern, wenn der Gradient zwischen dem
Hoch im Osten und der Tiefdruckzone westlich von uns noch etwas zulegt.
Besonders in einigen Kamm- und Gipfellagen reicht es - unterstützt durch
Low-Level-Effekte - für Böen 7-8 Bft. Auch auf (Helgoland), weniger an der
Nordsee sowie an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste sind einzelne 7er-Böen
aus SO möglich.
Darüber hinaus verläuft die Nacht größtenteils gering bewölkt oder klar, Nebel
bleibt die Ausnahme. In windgeschützten Lagen reicht es insbesondere im Süden
und der Mitte, vereinzelt auch im Norden für leichten Luft- und/oder Bodenfrost.


Samstag... verlagert sich der Höhenrücken noch etwas nach Osten, während sich
der Trog über dem nahen Ostatlantik weiter nach Süden ausdehnt, um
wahrscheinlich in der Nacht zum Sonntag über der Iberischen Halbinsel
abzutropfen. Bei uns steilt die südliche Höhenströmung noch etwas weiter auf,
wobei sie stark antizyklonal konturiert bleibt. Im Bodendruckfeld verbleiben wir
zwischen dem nach Weißrussland wandernden und sich noch etwas verstärkenden Hoch
und der mehrkernigen Tiefdruckzone über Westeuropa bzw. dem nahen Atlantik. Eine
darin eingelagerte schleifende und zur Wellenbildung neigende Kaltfront bleibt
noch weit westlich von, gleichwohl schaffen es einige hohe, später vielleicht
sogar mittelhohe Wolkenfelder (WLA) bis in den Westen. Der freundliche
Wettercharakter wird dadurch nur wenig bis gar nicht getrübt, was für die
anderen Landesteile bei vielfach wolkenlosem Himmel ohnehin gilt. Da auch die
niedertroposphärische Erwärmung einen weiteren Sprung nach vorne macht (T850 8
bis 13°C), steht einem verbreitet sehr milden bis warmen Frühlingstag nichts im
Wege. Auf 17 bis 23°C steigt die 2m-Temperatur, einzig im äußersten N und NO
wird es nicht ganz so warm. Vor allem dort, wo der SO-Wind direkt von der rund
3°C kalten Ostsee auf die Küste aufschlägt, bleibt die Temperatur sogar
einstellig. Ansonsten lebt der SO-Wind mitunter böig auf, Warnungen dürften aber
kaum oder gar nicht fällig werden.

Die Nacht zum Sonntag bleibt meist frostfrei, allerdings kann es im S und SO
leichten Bodenfrost geben.

Modellvergleich und -einschätzung
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Es gibt nichts hinzuzufügen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. **