DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-04-2018 07:01
SXEU31 DWAV 040800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 04.04.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SW z
Auf Alpengipfeln heute Föhnsturm mit teils schweren Sturmböen in exponierten
Gipfellagen. Von West nach Ost übergreifend Schauer und Gewitter, zunächst nur
vereinzelt mit stürmischen Böen, ab Mittag und bis in den späten Abend hinein
von den mittleren Gebieten ostwärts ausgreifend häufiger Gewitter mit Sturm- und
einzelnen schweren Sturmböen. Hagel und Starkregen um 15 mm nicht ganz
ausgeschlossen.
Am Donnerstag windiges Schauerwetter mit kurzen Gewittern, in freien Lagen
stürmische Böen, in Verbindung mit Konvektion sowie im Bergland Gefahr von
Sturmböen bis Bft 9. In der Nacht zum Freitag Wetterberuhigung, verbreitet klar,
leichter Frost und Glättegefahr.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... liegt Deutschland unter der Vorderseite eines auf Westeuropa
übergreifenden Langwellentroges. Aus diesem läuft ein kräftiger Sekundärtrog
heraus. Allerdings wird dieser Teiltrog rasch von Kaltluftadvektion überlaufen,
so dass im Nordwesten und Westen Deutschlands die Wetterwirksamkeit dieses
Troges relativ gering ist. Mit Annäherung dieses Teiltroges steilt die Strömung
weiter auf und beginnt leicht zu mäandrieren, wobei sich die einzelnen
Keil-Trog-Strukturen diagnostisch kaum auflösen lassen.
Anders ist es dagegen im Osten und Süden sowie in Teilen der Mitte, wo die
Trogvorderseite mit Hebung entsprechend wirksam werden kann. Dort bildet sich
eine vorgelagerte flache Tiefdruckrinne und in dieser eine Konvergenz, in deren
Bereich konvektive Umlagerungen auftreten können. Die Schichtung ist mit einem
CAPE von mehr als 500 J/kg hinreichend labil, der Gehalt an niederschlagbarem
Wasser erreicht 20 mm, vor allem in mittleren und höheren Troposphärenschichten
ist die Scherung entsprechend ausgeprägt. Gemäß dieser Zutaten muss mit der
Auslösung teils heftiger Gewitter gerechnet werden. Bedingt durch die
föhnbedingte Austrocknung am Alpenrand sollte die Konvektion erst deutlich von
den Alpen nach Norden hin abgesetzt in Gang kommen.
Mit der Passage dieser Tiefdruckrinne (die am Alpenrand wahrscheinlich trocken
und in Form von Wind- und stürmischen Böen vonstattengeht) bricht dann auch der
Föhn zusammen. Aufgrund der relativ raschen Verlagerung der Konvektionszellen
sollte Starkniederschlag eher eine untergeordnete Rolle spielen. Vielmehr
dürften die Böen in Verbindung mit diesen Entwicklungen Ausschlag gebend sein.
Hier findet man bei hochauflösenden Modellen Signale für Böen bis Sturmstärke.
Entwickelt sich zuvor ein starker horizontaler Temperaturunterschied, sind dann
auch schwere Sturmböen nicht auszuschließen. Hierzu ist aber von entscheidender
Bedeutung, ob zuvor eine hinreichende Aufheizung in Gang kommt, d.h. die
Bewölkung, die in diesen Gebieten aktuell noch vorhanden ist, verschwindet.
Ein weiteres Konvektionsmaximum ist an der nachfolgenden Kaltfront vorstellbar,
die ab dem Nachmittag auf den Nordwesten und Westen Deutschlands übergreift und
danach rasch ostwärts vordringt. In deren Bereich ist die niedertroposphärische
Scherung stärker ausgeprägt, so dass auch in diesen Regionen organisiertere und
möglicherweise sogar rotierende Strukturen hoch reichender Konvektion (mit Böen
bis Sturmstärke) auftreten können.
Ansonsten ergeben sich in Bezug auf die Windentwicklung kaum Änderungen
gegenüber dem Vortag. An den Alpen bleibt es vorerst föhnig.
Die oben beschriebene Entwicklung lässt eine West- Ost- Staffelung der
Höchsttemperaturen erwarten, wobei eine Spanne von 14 bis 22 Grad anzusetzen
ist.
In der Nacht zum Donnerstag wird der o.g. Sekundärtrog weiter nach Nordosten
geführt. Nach dessen Passage stellt sich eine weiterhin leicht mäandrierende,
aber relativ straffe südwestliche Strömung ein, bevor sich der Haupttrog nähert.
Da sich landesweit Kaltluftadvektion durchsetzt, sollte die Gewittertätigkeit
alsbald zusammenbrechen. Ein weitgehendes Erliegen der Konvektion zeichnet sich
nur vorübergehend ab. In der zweiten Nachthälfte setzt dann im Nordwesten und
Westen an der Vorderseite des Haupttroges erneut eine auflebende
Schauertätigkeit ein. Abgesehen von Sturmböen auf höheren Berggipfeln sind
ansonsten eher keine warnrelevanten Wetterereignisse zu erwarten.

Donnerstag... greift der Haupttrog auf Deutschland über. Dieser tropft nach
Süditalien ab, von dem bis nach Ostdeutschland voranschreitenden Trog bleibt
nicht mehr viel übrig, so dass dieser nicht mehr allzu viele Antriebe bieten
kann. Etwas Scherung baut dieser Trog im Tagesverlauf nur im Nordosten und Osten
Deutschlands auf. Der mit diesem Trog korrespondierende Bodentrog, der dem
Höhentrog etwas vorauseilt, sorgt in weiten Teilen Deutschlands für typisches
Aprilwetter mit einem Wechsel von Schauern, kurzen Gewittern und Auflockerungen.
Von Westen her setzt alsbald kräftige Kaltluftadvektion ein, wodurch dort
entsprechende Konvektion weniger wahrscheinlich ist und bereits ab dem Vormittag
Stabilisierung einsetzt. In den anderen Gebieten und vor allem nach Osten hin,
wo der Tagesgang noch wirksam werden kann, sind dann konvektive Umlagerungen
wahrscheinlicher. Dabei dürfte es sich meist um kurze Kaltluftgewitter handeln;
einzelne Sturmböen sind jedoch nicht auszuschließen. Allerdings handelt es sich
um deutlich schwächere Entwicklungen als heute. Mit der rückseitig vorstoßenden,
gesamttroposphärisch kälteren Luft gehen bis zum Abend in den Kamm- und
Gipfellagen der nördlichen und westlichen Mittelgebirge die Niederschläge wieder
in Schnee über oder sind zumindest mit Schnee vermischt.
Mit der Passage des Bodentroges frischt der Wind auf, so dass verbreitet Wind-
und in freien Lagen auch abseits der Konvektion stürmische Böen auftreten
können. Auf höheren Berggipfeln und bei kräftigeren Schauern oder kurzen
Gewittern muss dann häufiger mit Sturmböen gerechnet werden. Hier entfaltet dann
auch der Tagesgang seine Wirkung.
Nachfolgend gelangt Deutschland in den Bereich eines von Frankreich
übergreifenden Zwischenhochs. Hierdurch sollte der Wind in weiten Teilen
Deutschlands abflauen und ab dem Abend noch in Teilen Mitteldeutschlands sowie
in höheren Berglagen warnrelevant sein.
Die Temperaturen gehen gegenüber den Vortagen deutlich zurück. Während im
Nordosten und im Osten noch einmal Höchstwerte um oder etwas über 15 Grad zu
erwarten sind, werden sonst 8 bis 14 Grad erreicht.
In der Nacht zum Freitag gelangt Deutschland in den Bereich des Zwischenhochs,
das durch einen breiten Rücken gestützt wird und sich daher noch deutlich
kräftigt. Absinken lässt es verbreitet aufklaren. Bei Tiefsttemperaturen
zwischen +3 und -3 Grad besteht dort, wo nicht zuvor eine entsprechende
Abtrocknung erfolgen konnte, Glättegefahr.

Freitag... wölbt sich der auf Mitteleuropa übergreifende breite Rücken noch
etwas auf. Kräftige Warmluftadvektion über der Nordsee und den Britischen Inseln
sorgt in diesen Gebieten für weiteren Geopotentialgewinn. Ein nachfolgender Trog
greift zwar auf den nahen Ostatlantik über, weitet sich aber westlich der
Iberischen Halbinsel nach Süden aus, ohne noch nennenswert nach Osten
voranzukommen. Das korrespondierende Bodenhoch verlagert sich im Tagesverlauf
nach Polen, was eine schwache südöstliche und nach Norden hin eher östliche
bodennahe Windkomponente aufkommen lässt. Mit dieser gelangt in den Westen und
Südwesten wieder deutlich mildere Luft. Bei nahezu ungehinderter Einstrahlung
sind Tageshöchsttemperaturen zwischen 11 und 19 Grad zu erwarten, wobei sich
erneut eine Nordost-Südwest-Staffelung abzeichnet. In den Kamm- und Gipfellagen
der Mittelgebirge sowie an der Ostseeküste (dort infolge von auflandigem Wind)
bewegen sich die Temperaturen zwischen 5 und 10 Grad.
In der Nacht zum Samstag verstärkt sich über Westeuropa in den bodennahen
Schichten die Warmluftzufuhr, wodurch dort Druckfall einsetzt. Dies lässt den
Gradienten etwas zunehmen. Aufgrund der stabilen Schichtung sollten herauf
vorerst nur die höheren Lagen der Mittelgebirge ansprechen. Auf höheren
Berggipfeln sowie in hierfür exponierten Berglagen können dann Böen bis
Sturmstärke auftreten.
Großräumiges Absinken sorgt meist für einen klaren Himmel. In einigen
windgeschützten Lagen Mittel- und Süddeutschlands kann es daher noch einmal
leichten Frost oder zumindest Frost in Bodennähe geben. Ansonsten sollte der
zunehmende Gradient eine Abkühlung der bodennahen Schichten in den Bereich
negativer Temperaturen verhindern.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Zwar zeigen die hoch auflösenden Modelle die oben angesprochene
Doppelstruktur der Gewittertätigkeit (Gewitter zum einen in der vorlaufenden
Konvergenz, zum anderen an der später vom Westen rasch ostwärts übergreifenden
Kaltfront) nicht mehr so ausgeprägt wie mit den Modellläufen des Vortages, aber
aus synoptischen Gründen ist dies das wahrscheinlichste Szenario.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann