DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

02-04-2018 16:30
SXEU31 DWAV 021800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 02.04.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Übergehend in zyklonale Südwestlage (SWz).Föhnsturm auf den Alpengipfeln. Am
Mittwoch zum Teil kräftige Gewitter.


Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland in einem Höhenkeil zwischen einem Atlantiktrog und
einem Trog über Osteuropa. Die Achse des Höhenkeils befindet sich etwa an der
polnischen Grenze. Im Osten dominiert Absinken. Letzte Cumuluswolken befinden
sich in Auflösung.
Vorderseitig des Troges hat mit einer südwestlichen Strömung massive
Warmluftadvektion eingesetzt. -3 °C auf 850-hPa in polare Luft im Nordosten
stehen nun +8 Grad in subtropischer Luft im Südwesten gegenüber. Getrennt werden
diese Luftmassen durch eine Warmfront, die zu einem atlantischen Tiefdruckgebiet
gehört.

In der Nacht zum Dienstag überquert die Warmfront auch den Norden und Nordosten
Deutschlands. Die von ihr induzierten Regenfälle greifen weiter ost- und
nordostwärts aus und erfassen weite Teile des Nordens, Westens und der
westlichen Mitte. Die T850 steigt auch an der Ostsee auf Werte über 0 Grad an,
sodass nicht mehr mit Schnee zu rechnen ist. Von den Mengen her ist in der
Fläche nur mit 2 bis 5 mm zu erwarten. Im Norden simulieren die neusten Modell 5
bis 10 mm/12h und teilweise auch darüber. Somit setzt im Nordosten starkes
Tauwetter ein. Bis Dienstagnachmittag sollte die Schneedecke dort weitestgehend
abgetaut sein. Mit den gefallenen Regenmengen ergibt sich somit ein
Niederschlagsdargebot von 30 - 45 mm in 24 Stunden. Auch der Wind nimmt im
Warmsektor wieder zu, vor allem in Gipfellagen gibt es steife (Bft 7), exponiert
auch stürmische Böen (Bft 8). Auf den Alpengipfeln herrscht Südföhn, in
Gipfellagen teilweise mit Sturmböen oder schweren Sturmböen (Bft 9 bis 10). Die
Nacht bleibt frostfrei.


Dienstag ... stößt der atlantische Langwellentrog weiter Richtung Iberische
Halbinsel vor. Über Mitteleuropa steilt die Strömung dadurch weiter auf, wodurch
die Advektion von feuchte und warmer subtropikluft verstärkt wird. Die
nachfolgende Kaltfront rückt zwar weiter an unseren Vorhersageraum heran,
erreicht uns bis zum Abend aber noch nicht. Bei 850-hPa-Temperaturen von 8 °C am
Alpenrand und 4 °C im Nordosten werden im Norden Höchstwerte um 15 °C, im Süden
über 20 °C erreicht.

Zyklonaler Einfluss sorgt im Nordwesten für viele Wolken. Wegen der
trogvorderseitigen Labiliesierung durch Hebung und advektion bodennah fechter
Luft kann sich tagsüber bis zu 400 J/kg MU-CAPE aufbauen. Trotz veritabler
Scherung von über 25 m/s bis in 6 km Höhe, ist die Bildung von besser
organisierten Gewittern eher unwahrscheinlich, denn es fehlt für die Auslösung
an Einstrahlung. So rechnet der 12z-Lauf von COSMO-DE gar keine Gewitter. WRF
und AROME berechnen in einem Streifen vom Münsterland bis Schleswig-Holstein nur
einzelne, schwache Zellen. Die Gefahr von Starkregen ist durch die hohe
Zuggeschwindigkeit eher gering.

Auf den Alpengipfeln weht weiterhin der Südföhn mit Sturmböen und teilweise auch
schweren Sturmböen. Für den Föhndurchbruch in die Täler gibt es momentan noch
keine Signale, kann aber nicht ausgeschlossen werden.

Ansonsten kann es in den Leelagen der nördlichen Mittelgebirge zu Windböen um 50
km/h kommen.

In der Nacht zu Mittwoch erreicht die Kaltfront den Nordwesten Deutschlands.
Allerdings wird sie über Westfrankreich durch eine Wellenbildung in ihrer
weiteren Ostverlagerung aufgehalten. So gibt es in der Westhälfte immer wieder
leichten schauerartigen Regen. Im Osten bleibt es bei dichterer hoher und
Mittelhoher Bewölkung trocken. Am Alpenrand dauert der Föhn an.

Mittwoch ... könnte uns die erste Gewitterlage der Saison ins Haus stehen: im
Tagesverlauf kommt der westeuropäische Langwellentrog weiter ostwärts voran. Die
Kaltfront greift auf Deutschland über und bildet eine Welle, deren Scheitel
gegen Mittag etwa über dem Münsterland simuliert wird. Im Westen gibt es im
Kaltfrontbereich wiederholt schauerartigen Regen.
Vorderseitig wird in den Südosten weiterhin warme Luft advehiert. Mit
Föhnunterstützung steigen die 850-hPa-Temperaturen am Alpenrand bis auf über 10
°C.

Durch vorderseitige Hebung bauen sich ML-CAPE-Werte von verbreitet um 600 J/kg
in der Osthälfte auf. Im Alpenvorland werden durch eine Föhn bedingte abgehobene
Mischungsschicht bis 1000 J/kg simuliert. Bei einer Deep-Layer-Scherung von 20
-30 m/s und frontsenkrechtem Scherungsvektor können sich durchaus organisierte
Gewitter bilden. GFS- und ICON-WRF(Kachelmann super-HD) rechnen beide eine
Gewitterline mit stärker ausgeprägter Böenfront. ICON-WRF rechnet sogar
Spitzenböen von über 110 km/h. ICON berechnet eine Druckwelle am Alpenrand, die
auch mit schweren Sturmböen einhergeht. Auch wenn die konvektiven Böen im
ICON-WRF wahrscheinlich übertrieben sind, und die vergleichsweise trockene
Grenzschicht ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist, birgt diese Lage auf Grund
der hohen Scherung die potenzielle Gefahr von organisierten Gewittern mit
schweren Sturmböen. Dabei sind durchaus unwetterartige Entwicklungen möglich.

Auch rückseitig der Front werden starke, im Bergland zum Teil stürmische Böen
simuliert.

In der Nacht zum Donnerstag schwenkt die Kaltfront rasch nach Osten. Ein Tief
von den Britischen Inseln schwächt sich leicht ab und verlagert sich in die
Nordsee. Es sorgt vor allem im Norden noch für Schauer, teilweise auch Gewitter.
Auch im Osten kann es anfangs an der abziehenden Kaltfront noch Schauer und
Gewitter geben. Rückseitig davon nähert sich vom Ostatlantik erneut ein Rücken
und erreicht in der Nacht die Britischen Inseln. Von daher steigt bodennah der
Druck schon leicht an und vereinzelt kann es auflockern. Die Nacht bleibt
allerdings frostfrei.


Donnerstag ... schwenkt der Höhentrog über uns hinweg. Im Trogbereich kommt es
in subpolarer maritimer Polarluft bei 500hPa-Temperaturen von bis zu -28°C
wiederholt zu Schauern. Diese können in den Gipfellagen der Mittelgebirge bei
850-hPa-Temperaturen von -2°C wieder mit Schnee vermischt sein. Zwischen einem
nachrückenden Bodenhochkeil und dem nach Skandinavien abgezogenen Bodentief
verstärkt sich der Gradient, sodass in der labilen Grenzschicht mit Windböen
gerechnet werden muss.

In der Nacht zum Freitag zieht dann von Frankreich her der Höhenrücken mit einem
zugehörigen Bodenhoch nach Deutschland herein. Unter Absinken klart es
weitestgehend auf. Dann ist gebietsweise nochmal leichter Frost möglich.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modellsimulationen sind alle ähnlich. Für die Beurteilung der konvektiven
Lage am Mittwoch müssen noch weitere Simulationen von hochaufgelösten Modellen
abgewartet werden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christian Herold