DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

30-03-2018 09:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 30.03.2018 um 10.30 UTC



Nach Ostern deutlicher Temperaturanstieg, im Süden frühlingshaft, im Norden noch
etwas kühler und häufiger Niederschlag.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 06.04.2018


Am Ostermontag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt nach dem EZMW-IFS
Deutschland im Bereich eines Höhenrückens, während über Ost- und Westeuropa
Tröge liegen. Umfangreiche Bodentiefs liegen über dem Baltikum und dem nahen
Atlantik, während Deutschland im Bereich einer schwachen Brücke zwischen einem
Hoch über Südosteuropa und einem weiteren über Grönland liegt. Zunächst liegt
noch die rückseitig des Tiefs über dem Baltikum eingeflossene Kaltluft (0 bis -6
Grad in 850 hPa) über Deutschland, in der recht ruhiges Wetter herrscht. Das
Tief über dem Atlantik sorgt aber im Westen schon für WLA und vor allem im
Nordwesten ziehen Wolken auf, aus denen auch Regen fällt. In der gesamten
Südwesthälfte setzt bereits eine deutliche Milderung ein.
In der Nacht bildet sich an der dann nördlich von Deutschland liegenden
Warmfront des Atlantiktiefs eine Welle, die am Dienstag tagsüber über Dänemark
zieht. Damit liegen große Teile Deutschlands in der Warmluft, im Nordwesten und
Norden regnet es dabei. Im Süden ist es dagegen sonnig, in 850 hPa steigt dort
die Temperatur über 10 Grad, was Höchstwerte deutlich über 20 Grad erwarten
lässt. Auch im Norden werden dann in 850 hPa um 4 Grad erreicht, was bei Regen
zumindest für Höchstwerte über 10 Grad reicht. Zudem wird es im Norden windig.
In der Nacht zieht das Wellentief ab. Der Rücken schwenkt ebenso nach Osten und
am Mittwoch nähert sich der Trog von Westen her, so dass Deutschland in eine
südwestliche Höhenströmung gelangt. Das Bodentief erreicht England. Seine nur
schwach ausgeprägte Kaltfront zieht in den Nordwesten Deutschlands und schleift
dort zunächst. Dort fällt zeitweise Regen, im Südosten ist es noch freundlicher.
Die Temperatur geht nur leicht zurück.
Am Donnerstag schwenkt das Residuum des Troges, aus dem über dem westlichen
Mittelmeer ein Höhentief abgetropft ist, über Deutschland hinweg. Ihm läuft die
Kaltfront voraus. Somit kommt es in Deutschland am Donnerstag zu Regen und
Schauern bei wieder kühlerem (850-hPa-Temperatur zwischen -2 und +2 Grad)
Temperaturniveau. Da das Bodentief in den Nordsee zieht, wird es vor allem im
Nordwesten recht windig.
Am Freitag zieht der Trog rasch ab und vorderseitig eines weit nach Süden
ausgreifenden Langwellentroges gelangt Deutschland in eine südwestliche und
antizyklonal geprägte Höhenströmung. Die Front des Vortages wird vorderseitig
eines Tiefs westlich von Irland schon in Nacht wieder nordostwärts geführt, so
dass es in der Nacht und in der ersten Tageshälfte im Nordwesten und Norden noch
regnet. Im Süden stellt sich freundliches Wetter ein. Es fließt eine sehr milde
Luftmasse ein, im Süden und Westen werden über 20 Grad erwartet, im Norden 15
Grad.
In der erweiterten Mittelfrist steilt die Strömung immer weiter auf und der Trog
rückt näher an uns heran. In der Nacht zum Sonntag tropft dann ein Höhentief
über Marokko ab, so dass das Trogresiduum über den Norden Deutschland schwenken
kann. Somit wird es am Samstag noch etwas wärmer, am Sonntag erreicht uns dann
die Kaltfront des Tiefs und leitet eine vorübergehende Abkühlung ein.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen Laufs mit den beiden Vorläufen ist nur bis Dienstag
gut, allerdings stimmen die letzten beiden Läufe bis Freitag gut überein. Der
gestrige 00-UTC-Lauf zeigte den am Donnerstag heranrückenden Trog schwächer,
ließ ihn aber über Frankreich abtropfen. Damit verlangsamte sich zunächst der
Übergriff kühlerer Luftmassen, gleichzeitig blieb dann anschließend die kühle
Luft länger über uns liegen, weil auf der Vorderseite des Höhentiefs ein Tief
nordwärts zog und die Winde auf Nord drehen ließ.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die vorliegenden Modelle zeigen allesamt eine ähnliche Entwicklung bis nächsten
Freitag. Allerdings zeigen sich vor allem am nächsten Freitag deutliche
Unterschiede in der Geschwindigkeit des erneuten Heranrückens der Warmluft. So
zeigt EZMW die 0-Grad-Isotherme der 850-hPa-Temperatur am Freitagmittag über dem
nördlichen Jütland, GFS sogar über der Osloer Bucht. Bei ICON liegt sie dagegen
bei Hamburg, bei NAVGEM bei Hannover und bei GEM erst bei Kassel. Auch über dem
Süden Deutschlands ist es in der Folge bei anderen Modellen kühler. Somit zieht
dann auch die Bewölkung nicht so schnell nach Norden ab wie bei EZMW. Allerdings
ist bei manchen Modellen an der Warmfront auch weniger Niederschlag simuliert
aus bei EZMW. In der erweiterten Mittelfrist lässt GFS die nächste Kaltfront
schon in der Nacht zum Samstag übergreifen, EZMW in der Nacht zum Sonntag und
GEM in der Nacht zum Montag.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EZMW-EPS verteilt sich im Zeitraum Mi, 00 UTC bis Fr, 00 UTC auf 4 Cluster.
Diese unterscheiden sich in unserem Raum nur gering, vor allem lassen sich aber
leichte Unterschiede in der Ausprägung des Troges am Donnerstag ausmachen, die
später auch in unterschiedlicher Lage und Stärke des Höhentiefs resultieren. Die
Auswirkungen auf unser Wetter sollten aber gering sein. In der erweiterten
Mittelfrist gibt es 6 verschiedene Cluster. Diese ähneln sich zu Beginn noch.
Neben der oben beschriebenen Variante gibt es zum kommenden Wochenende auch die
Möglichkeit, dass der abtropfende Trog weniger ostwärts vorankommt und sich
vielmehr von Osten her wieder zunehmend Hochdruckeinfluss auf unser Land
ausdehnt.
Die Rauchfahnen für Schleswig (Repräsentant des hohen Nordens) zeigen von
nächsten Montag zum Dienstag einen markanten Anstieg der Temperatur und wieder
einen leichten Rückfall am Donnerstag. Zum Freitag wird die Streuung sehr groß,
die Mehrheit steigt aber etwas an, wenn auch bei weitem nicht so hoch wieder
Hauptlauf. Immerhin: Nächsten Dienstag scheint der Spätwinter dem Frühling Platz
zu machen. Niederschlagssignale sind fast ständig vorhanden. Von Spätwinter kann
im tiefen Süden (Repräsentant: Konstanz) keine Rede mehr sein. Der
Temperaturverlauf ist ähnlich, wenn auch auf höherem Niveau. Der Anstieg zum
nächsten Wochenende ist sicherer und die Mehrheit der Ensemblemitglieder liegt
um 10 Grad in 850 hPa, was bei sonnigem Wetter (zumindest Abseits des noch
kalten Bodensees) Höchstwerte von über 20 Grad erwarten lässt.
Niederschlagssignale zeigen sich hauptsächlich in der Nacht von Mittwoch zum
Donnerstag. Die GFS-Rauchfahnen zeigen in Schleswig am Donnerstag einen etwas
stärkeren Temperaturrückgang und einen schwächeren Anstieg zum Samstag als EZMW.
Auch bei GFS wird die Streuung hoch. Im Süden ähneln die GFS-Ensembles noch
stärker den EZMW-Ensembles. Allerdings zeigt GFS etwas stärkere
Niederschlagssignale.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI:
Der EFI zeigt am Dienstag ein Signal für Regen im äußersten Norden Deutschlands.


Sturm:
Am Dienstag zeigt Cosmo-LEPS eine geringe Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen
im östlichen und nördlichen Bergland. EZMW-EPS zeigt am Mittwoch eine geringe
Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen im westlichen Bergland. Am Donnerstag
wird im gesamten Westen eine geringe Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen
simuliert.

Niederschlag:
Im Mittelfristzeitraum gibt es von EZMW-EPS und Cosmo-LEPS keine Signale für
signifikanten Regen oder Schneefall.

Gewitter:
Cosmo-LEPS zeigt am Dienstag etwas CAPE im Alpenvorland. Abseits des
unmittelbaren Alpenrandes, wo es föhnig ist, könnte es Gewitter geben, dann auch
mit Sturmböen und Graupel. Am Mittwoch zeigt Cosmo-LEPS sowohl im Bereich der
Front als auch im Süden CAPE, bei der zugehörigen Wetterlage ist Auslösung
wahrscheinlich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EZMW-EPS; Temperaturanstieg nächsten Freitag wahrscheinlich etwas
langsamer und schwächer als beim EZMW-Hauptlauf!
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peter Hartmann