DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-03-2018 08:01
SXEU31 DWAV 250800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 25.03.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Ww

Ab Dienstag wechselhafter mit Niederschlägen. Teilweise stark auffrischender
Wind und im Schwarzwald Dauerregen wahrscheinlich.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... liegt Mitteleuropa respektive Deutschland abseits der wetteraktiven
Regionen in Europa. Die Frontalzone verläuft vom Nordatlantik westlich des
europäischen Festlandes nach Süden und biegt dann über dem Mittelmeer und
Nordafrika nach Osten um. Im westlichen und zentralen Mittelmeer sorgen kräftige
Tiefdruckgebiete für wechselhaftes und kühles Wetter. Ein weiterer Trog liegt
über Nordosteuropa, während über Mitteleuropa relativ hohes Geopotential
herrscht. Zwischen einem Hoch über Osteuropa und hohem Druck über dem Atlantik
könnte man die Verbindung der Tiefs über Skandinavien und dem Mittelmeer, die
meridional über Mitteleuropa verläuft, zwar auch als Tiefdruckrinne bezeichnen,
diese ist aber nicht, oder kaum wetterwirksam, da der Höhenrücken eher für
Absinken und ruhiges Wetter bei uns sorgt.

Nur auf den Nordwesten greift eine schwache Okklusion über, die dort starke
Bewölkung, aber kaum Regen bringt. Ansonsten scheint zunächst häufig die Sonne,
bevor im Tagesverlauf Quellwolken auftauchen, bzw. die Bewölkung der Front
langsam von Nordwesten her Boden in die Landesmitte gut macht.
Die Luft ist mit 850 hPa Temperaturen zwischen -4 Grad im Norden und knapp über
0 Grad im Süden, alles andere als wirklich frühlingshaft mild. Nach leichtem
Frost am Morgen werden aber, dank der kräftigen Einstrahlung, am Nachmittag
vielfach mehr als 10 Grad erreicht, im Südwesten vielleicht auch mal nahe 15
Grad. Nur ganz im Norden bleibt es kühler, dort zeigt sich aber auch kaum die
Sonne.
Der Wind spielt kaum eine Rolle, bei ausgesprochen schwachem Gradienten werden
höchstens in Ostsachsen, im Lausitzer Bergland, Elbtal die Bft 7 aus
südöstlicher Richtung angekratzt.
In der Nacht zum Montag steigt der Druck über Westeuropa und die Rinne wird nach
Osten abgedrängt. Mit der sich einstellenden schwachen nordwestlichen Strömung
kommt der Tiefausläufer langsam über Deutschland nach Südosten voran und es wird
wieder etwas kühlere und feuchte Luft zu uns geführt. Zudem wird der
Tiefausläufer auf der Vorderseite eines Troges über der Nordsee aktiviert. Vor
allem in einem Streifen von NRW nach Vorpommern fällt im Laufe der Nacht
leichter Regen. Auch ganz im Süden sind ein paar Schauer möglich. Nur in
Gipfellagen der Mittelgebirge kann es etwas schneien. Durch die meist starke
Bewölkung wird die Nacht etwas weniger kalt und es tritt vor allem im Bergland
und im Südosten noch leichter Frost auf. Sollte es noch längere Zeit
aufgelockert sein, kann sich auch Nebel bilden. Auch von der Nordsee her können
Nebelfelder landeinwärts ziehen.


Montag... greift ein Rücken auf Westeuropa über, wobei an der seiner Vorderseite
der Kurzwellentrog von der Nordsee her nach Südosten schwenkt und im Verlauf
damit auch über Deutschland hinweg. Ausgehend vom Azorenhoch reicht ein Hochkeil
über Westeuropa in Richtung Nordsee. Die Okklusion kommt an seiner Ostseite
weiter nach Südosten bis nach Süddeutschland voran. Die Lage im Bodendruckfeld
bleibt weiter sehr schwachgradientig. Angesichts der flauen
Strömungsverhältnisse sind die Hebungsantriebe nur schwach ausgeprägt. Das
bisschen positive Vorticityadvektion wird zudem teilweise durch
Kaltluftadvektion kompensiert.
In der einsickernden feucht-kühlen Luft überwiegen dichte Wolken und südöstlich
einer Linie Eifel-Uckermark fällt gebietsweise leichter Regen oder Nieselregen.
Nur in Kamm- und Gipfellagen fällt auch Schnee. In den Alpen liegt die
Schneefallgrenze bei ca. 1000 m.
Vor allem im Westen und Nordwesten lockern die Wolken im Tagesverlauf aber auch
wieder auf. Die Temperaturen machen keine allzu großen Sprünge. Die Bewölkung
dämpft deren Anstieg, so dass meist 8 bis 12 Grad auf der Karte stehen, im
Nordosten sogar nur 4 bis 8 Grad.
Der Wind erlangt keine Warnrelevanz; er kommt aus meist nordwestlichen
Richtungen und frischt nur an den Küsten und in einigen Hochlagen mal stärker
auf.
In der Nacht zum Dienstag wandert ein Zwischenhoch über Deutschland nach Osten.
Die leichten Niederschläge ziehen sich in den Südosten und Süden zurück. Die
Schneefallgrenze sinkt im Mittelgebirgsraum auf 500 bis 700m, in den Alpen auf
800 bis 900m. Ansonsten lockert die Bewölkung zum Teil stärker auf und
entsprechend muss wieder mit leichtem Frost und Nebel gerechnet werden. Auch
vereinzelter Reif und gefrierende Nässe sind gering wahrscheinlich. Im Westen
führt kräftige Warmluftadvektion auf der Vorderseite eines Frontensystems zum
Aufzug mehrschichtiger Bewölkung, es bleibt aber noch trocken.

Dienstag... stellt sich eine westnordwestliche leicht mäandrierende
Höhenströmung über Deutschland ein, die gleichzeitig etwas Fahrt aufnimmt, so
dass durch Warmluftadvektion und durch kurzwellige Tröge relevante
Hebungsantriebe geliefert werden. Dabei weitet sich eine Tiefdruckrinne von GB
nach Mitteleuropa hin aus, während über Nordeuropa der Druck steigt und eine
Hochdruckzone vom Nordmeer bis in den Nordwesten Russland entsteht.
Das zur Tiefdruckzone gehörende Frontensystem greift zum Abend auf den Süden und
Westen über, die frontalen Niederschläge erfassen den größten Teil Deutschland
mit Ausnahme der Bereiche zwischen Ostsee und Erzgebirge. Dort halten sich noch
längere Zeit Auflockerungen.
Im Westen sind gebietsweise 10 bis 15 mm Niederschlag in 12 Stunden zu erwarten,
die Schneefallgrenze steigt im Westen auf über 1000m, während sie im Osten bei
600 bis 800m liegt. In Lagen darüber sind ein paar cm Neuschnee drin.
Der Wind frischt auf und dreht im Norden auf östliche Richtungen. Vor allem an
den Küsten kommt es zu starken Böen. Über der Mitte und dem Süden kommt der Wind
aus südlichen bis südwestlichen Richtungen und vor allem im Südwesten gibt es im
Bergland starke bis stürmische Böen, exponiert Sturmböen. In windanfälligen
Lagen sind aber auch bis ganz runter starke Böen zu erwarten. Die Temperaturen
liegen recht einheitlich zwischen 7 und 11 Grad, nur an den Küsten sind
teilweise nur um 5 Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Mittwoch legt sich die Bodenrinne über Norddeutschland. An
ihrer Nordflanke wird mit östlichen Winden kältere Luft angesaugt, in der es
teilweise bis ins Flachland schneien kann. Dabei ist zumindest Schneematsch zu
erwarten, vielleicht auch ein paar cm Neuschnee. Im östlichen Mittelgebirgsraum
sind in Hochlagen oberhalb ca. 600 bis 800m 10 bis 15 cm Neuschnee möglich.
Ansonsten fällt verbreitet, teils schauerartiger Regen. In einigen Staulagen im
Westen, vor allem aber im Schwarzwald sind über einen längeren Zeitraum größere
Regemengen nicht ausgeschlossen, die auch Warnungen (markant, 48h bis
Donnerstag) erforderlich machen. Die deterministischen Modelle zeigen dies
punktuell, Cosmo Leps hat entsprechende Signale im Schwarzwald auf der Karte.
Der Ostwind im Norden frischt weiter auf, an den Küsten kann er in Böen
Sturmstärke erreichen. Im Süden und Südwesten sind in tiefen Lagen Windböen
wahrscheinlich, im Bergland Sturmböen. Auf exponierten Bergen im Schwarzwald und
in den Alpen sind auch schwere Sturmböen oder orkanartige Böen nicht
ausgeschlossen, dort aus südwestlichen Richtungen.

Da im Süden und der Mitte eine relativ feucht-milde Luftmasse einfließt, bleibt
es abgesehen von Gipfellagen der Mittelgebirge meist frostfrei bei 7 bis 3 Grad.
Im Norden werden dagegen 3 bis -1 Grad erwartet. Die Entwicklung wird zu diesem
Zeitpunkt aber schon sehr unsicher, da die Lage der Rinne weder konsistent
(ICON) noch von den diversen Modellen übereinstimmend simuliert wird.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle zeigen ab der Nacht zum Mittwoch Unterschiede. Die Lage der
Tiefdruckrinne wird vom GFS deutlich nach Norden verschoben simuliert, im
Vergleich mit IFS-ECM und ICON, mit den entsprechenden Konsequenzen vor allem in
Bezug auf die Lage der Niederschlagsgebiete und der Niederschlagsphase.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner