Thema des Tages

22-03-2018 08:50

Rückblick: Märzwinter à la bonne heure

Der Winter setzte nochmal ein fettes Ausrufezeichen! In manchen
Regionen stellte der Märzwinter der letzten Tage sogar alle
bisherigen Winterwetterlagen in den Schatten. Es standen quasi alle
winterlichen Wettererscheinungen auf dem Programm, sodass unsere
Warnmeteorologen alle Hände voll zu tun hatten. Für alle Schnee- und
Winterfans blicken wir heute auf einige "Schmankerl" der letzten
Woche zurück. Frühlingsliebhaber müssen hingegen beim Lesen ganz
stark sein. Aber ich verspreche Ihnen, dass es zumindest von mir das
letzte winterliche Thema des Tages vor dem Sommer sein wird...komme
was wolle.



Los ging das Ganze am Freitag. Einerseits wurde von Süden her
feucht-milde Meeresluft in die Mitte Deutschlands transportiert,
andererseits floss in die Nordhälfte kalte Luft arktischen Ursprungs
ein. Dort, wo beide Luftmassen aufeinander prallten, bildete sich
eine scharfe Luftmassengrenze, an der es bis in den Samstag hinein
langanhaltend schneite. Vor allem in einem Streifen vom Harz über das
Leipziger Tiefland bis zur Lausitz kamen beachtliche Schneemengen
zusammen (siehe Thema des Tages vom 18.3.).



Doch damit nicht genug! Zum Schnee gesellte sich noch ein zeitweise
stürmischer Ostwind. Die ohnehin schon frostigen Temperaturen fühlten
sich dadurch noch deutlich eisiger an, sodass gefühlte Temperaturen
um -20 °C selbst am Tage keine Seltenheit waren. Fußgänger bekamen
zudem an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste, beispielsweise an
der Flensburger Förde, nasse Füße, da der Oststurm eine leichte
Sturmflut auslöste. Hingegen sorgte ein ungewöhnlich starkes
Niedrigwasser an der Nordseeküste für Behinderungen im Fährbetrieb,
da das Wasser regelrecht aufs offene Meer hinausgetrieben wurde. Das
stürmische Ostgebläse machte noch weiteren Ärger. Dort, wo kein
Schnee lag, kam es vereinzelt zu Staubstürmen, was am vergangenen
Sonntag bei Cuxhaven wegen der schlechten Sicht sogar zur Sperrung
der A27 führte. Als Entschädigung konnten Hartgesottene auf Rügen an
allerlei küstennahen Gegenständen bizarre Eiskunstwerke bestaunen,
die durch gefrorene Gischt entstanden ist.



In der Mitte Deutschlands wehte der Wind in der Nacht auf Sonntag
zeitweise mit Sturmstärke (9 Bft), sodass sich in Nord- und
Mittelhessen sowie in Thüringen die Meldungen über gesperrte Straßen
durch umgestürzte Bäume häuften. Bei Aschenberg in der Nähe von Bad
Salzungen wurde sogar ein halbes Waldgebiet platt gemacht, was auf
schwere oder sogar orkanartige Böen hindeutet. Vermutlich wurde dort
ein Starkwindband oberhalb einer scharfen Inversion im Lee des
Thüringer Walds zum Boden "gedrückt". Zudem kam die Tatsache dazu,
dass der Sturm aus einer ungewöhnlichen Richtung blies, worauf die
Bäume nicht eingerichtet sind.


Das weitaus spektakulärste Phänomen dieser Winterperiode waren
allerdings die massiven Schneeverwehungen in Teilen Ostdeutschlands.
Selbst im Flachland sorgten Schneewehen für erhebliche
Verkehrsbehinderungen. Pausenlos blies der Ostwind den feinen
Pulverschnee auf die Straßen. Überall dort, wo der "vom Winde
verwehte" Schnee auf ein Hindernis traf, türmte er sich zu teils
meterhohen Schneewehen auf, wie beispielsweise im Leipziger Tiefland
- in Flachland durchaus ungewöhnlich! Wie massiv die Probleme durch
Schneeverwehungen sind, hängt zum einen von der Menge an lockerem
Schnee, zum anderen von der mittleren Windgeschwindigkeit ab.



Nachdem der Osten seine Schneepackung abbekommen hatte, war in der
Nacht zum Sonntag auch der Süden an der Reihe. Durch Aufgleiten
wärmerer Luftmassen auf die Kaltluft formierte sich ein großflächiges
Schneefallgebiet. Vielerorts fielen 10 bis 20 cm Schnee und selbst im
sonst so schneearmen Rhein-Main-Gebiet konnte sich eine ordentliche
Schneedecke von 5 bis 10 cm bilden. Da hier der Wind weiterhin recht
kräftig blies, kam es ebenfalls zu Schneeverwehungen. Wie Abbildung a
(Innenhof der DWD-Zentrale in Offenbach) zeigt, reicht selbst eine
geringe Schneehöhe aus, um den frischen Neuschnee zu verwehen. In
etwas exponierteren Lagen (Abbildung b: aufgenommen bei Dietzenbach,
Landkreis Offenbach) gab es sogar ganz beachtliche Schneewehen, die
man in dieser Region eher selten antrifft.



Zum Beginn der neuen Woche beruhigte sich das Wetter langsam wieder
und es ließen sich Sonne, Mond und Sterne blicken. Doch damit kam der
strenge Frost ins Spiel. Vor allem über Schneeflächen konnte die
Temperatur auf bitterkalte -10 bis -15 Grad oder gar darunter
abstürzen.



Zum Abschluss noch einen kurzer Blick in die Zukunft: Die heutigen
Schneefälle sind an eine Warmfront gekoppelt, hinter der mildere Luft
einfließt. Am Wochenende sind daher sogar wieder zweistellige
Höchstwerte zu erwarten. Ein durchgreifender Frühling wird das aber
nicht werden. In der Karwoche gehen die Temperaturen wieder leicht
zurück. Frühlingsfans müssen in diesem Jahr ziemlich tapfer sein.


Dipl.-Met. Dr. Markus Übel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.03.2018

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