DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-03-2018 09:30
SXEU31 DWAV 180800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 18.03.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Anfangs vom mittleren Bayern bis ins nördliche Rheinland-Pfalz teils mäßige
Schneefälle. Gebietsweise Schneeverwehungen, teils bis in den Unwetterbereich
(vom Harz bis ins südliche Sachsen-Anhalt).
Am Montag und Dienstag etwa südlich der Donau länger andauernde, aber meist
leichte Schneefälle. Nachts häufig mäßiger bis strenger Frost und streckenweise
Straßenglätte.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... Der Randtrog des Cut-Off-Tiefs über Südwestengland (das ein kleines
Randtief über Ostfrankreich hat) sorgt anfangs noch in einem Streifen von Bayern
bis ins nördliche Rheinland-Pfalz für leichte, gebietsweise auch für mäßige
Schneefälle. Hebungsunterstützung gibt es außerdem noch durch WLA in der Höhe,
da von Südosten wärmere Luft aufgleitet. Die Niederschlagsprozesse lassen aber
spätestens am Nachmittag weitgehend nach. In der Nordhälfte Deutschlands ist
heute den Einfluss des kräftigen Hochs mit Kern über Südnorwegen zu spüren,
wobei im Norddeutschen Tiefland häufig die Sonne scheint. Bei
850-hPa-Temperaturen um -10 Grad, im Osten teils bei -12 Grad gibt es in den
bewölkten Gebieten häufig leichten Dauerfrost, eine Ausnahme ist das
Oberrheintal. Im sonnigen Norddeutschland geht es am Nachmittag ebenfalls kurz
über den Gefrierpunkt auf 1 oder 2 Grad. Der Wind bleibt heute kräftig aus
Nordost bis Ost mit steifen bis stürmischen Böen in der Nordhälfte und im
mittleren und östlichen Mittelgebirgsraum sowie im Bayerischen Wald. Dies sorgt
für Schneeverwehungen, die im Raum Harz und weiter südöstlich unwetterartig
sind. Alles in Allem gibt es also nochmals einen veritablen Wintertag!
In der Nacht zum Montag gibt es im Süden zunächst kaum Advektionsprozesse. Erst
gegen Morgen setzt südlich der Donau erneut WLA ein im Randbereich der hoch
reichenden Zyklone über dem Mittelmeer ein. Aktuell liegt hier ein Bodentief,
das sich aber weiter entwickelt. Somit setzt gegen Morgen südlich der Donau
Schneefall ein. Während in den bewölkten Gebieten mäßiger Frost auftritt
(Ausnahme große Flusstäler SW-Deutschlands mit leichtem Frost), gibt es in den
klaren Gebieten im Norden und Osten Tiefstwerte zwischen -7 und -11 Grad.
Lediglich im Küstenbereich ist es mit -2 bis -6 Grad nicht ganz so kalt. Im
östlichen Mittelgebirgsraum tritt strenger Frost zwischen -10 und -15 Grad auf.
Der Wind schwächt sich ab, so dass nur noch in Mittelgebirgslagen oberhalb 600
bis 800 m steife bis stürmische Böen auftreten.

Montag... schiebt sich von Norden her der Keil des sich knapp nördlich von
Schottland nur wenig nach Südwesten wandernden Höhenhochs bis nach
Norddeutschland vor. Dieser hat über eine Hochdruckzone Verbindung zum
russischen Hoch. Der Hochkeil sorgt in der Nordhälfte für einen ruhigen
Wochenstart mit reichlich Sonnenschein und einen Temperaturanstieg bis zum
Nachmittag auf Höchstwerte von +2 bis +5°C (T850 nur noch bei -6 bis -8°C).
In der Südhälfte Deutschlands ist das Geschehen etwas zyklonaler geprägt, was
vor allem an dem von Frankreich bis zur Adria reichenden Höhentiefkomplex (der
mit einem kräftigen Bodentief über Oberitalien korrespondiert). Leichte WLA auf
der Nordflanke des Tiefs sorgt für ein Überangebot an Bewölkung mit nur wenig
Sonnenschein. Am wenigsten Sonnenschein gibt es im Süden Bayerns und BWs. Dort
schneit es zeitweise. ICON und Euro4 simulieren auch für Thüringen und Sachsen
ein paar schwache Schneeschauer. Bei einigen Modellruns von CosmoDE-EPS (von 03
UTC) dehnt sich der Schneefall bis zur Schwäbischen und Fränkischen Alb aus (mit
Mengen unter 3 mm Niederschlag). Tatsache ist, dass die Temperatur im S und SO
sowie der östlichen Mitte vielerorts im leichten Dauerfrostbereich verbleibt.
Der Wind weht nach wie vor aus Nordosten, lebt mitunter auch mal böig auf,
erreicht aber nur in einigen wenigen exponierten Kamm- und Gipfellagen der
Mittelgebirge Stärke 7-8 Bft. In den Abendstunden dreht der Wind im Norden auf
Nord, an der See sogar auf westliche Richtungen, was anzeigt, dass die
Divergenzachse der Hochdruckbrücke allmählich nach Süden wandert.
In der Nacht zum Dienstag weitet sich von Fennoskandien her ein Höhentrog nach
Süden hin aus, der Fühlung mit dem o.e., sich etwas nach Osten verlagernden
Höhentiefkomplex aufnimmt. Die Hochdruckbrücke wird weiter nach Süden gedrückt,
wobei sie sich immer weiter abschwächt. Von Norden her greift der Ausläufer
eines Tiefs über Karelien auf den Norden über, wobei es gebietsweise zu leichten
Schneefällen kommt. Vorübergehend kann es auch in einem breiteren Streifen der
Nordseeküste zu leichtem gefrierenden Regen oder Sprühregen kommen, wobei die
warme Schicht sich unterhalb von 500 m (Nordseeluft) befindet. Allerdings könnte
die Erwärmung auch recht schnell auf die bodennahen Schichten ausgreifen, da die
Kaltluftschicht nicht sehr mächtig sein dürfte. Gegen Morgen dreht der Wind
postrontal wieder auf Nord bis Nordost mit einigen steifen Böen an der Küste.
Schneien kann es auch im Süden, wobei ICON/Euro4 südlich der Donau bis zu 3 mm
innerhalb 12 h simuliert und GFS im Alpennahen Bereich bis 5 mm mit
entsprechenden Neuschneemengen. Eine nichtmarkante Schneefallwarnung sollte also
ausreichen. Die Temperatur geht im NW in den leichten (an der Nordsee z.T. sogar
frostfrei), sonst in den mäßigen, im Osten und Süden punktuell auch in den
strengen Frostbereich zurück.

Dienstag... erreicht der Tiefausläufer mit den leichten Schneefällen den Osten
und Süden sowie die Mitte des Landes. In der Höhe gelangen wir an den Westrand
des besagten Troges, der nun von der Barentssee bis zum westlichen Mittelmeer
reicht und bei uns eine nördliche Höhenströmung induziert. Auch bodennah stellt
sich auf der Ostflanke des sich gen Irland orientierenden Hochkerngebietes
postfrontal deutschlandweit eine nördliche Strömung ein, die mitunter etwas
auffrischt. In der Mitte und im Westen sind insbesondere im Bergland und in
freien Lagen Böen 7 Bft, vereinzelt 8 Bft möglich.
Rückseitig des Tiefausläufers (Okklusion oder Kaltfront) gelangt ein Schwall
maritimer Polarluft in den Nordwesten und Westen (T850 -7/-8°C), in der die
Wolkendecke aufreißt und der Sonne ausreichend Platz lässt. Bei guter
Durchmischung (und das ist wichtig für einen veritablen Tagesgang) können von
NRW bis nach Schleswig-Holstein immerhin +6 bis +8°C erreicht werden, während im
größten Teil des Landes nur winterliche 0 bis +5°C erreicht werden, wodurch sich
die Schneedecke teils noch hält. Im östlichen und südlichen Bergland wird
Dauerfrost erwartet.
In der Nacht zum Mittwoch schneit es anfangs im Raum Erzgebirge und südlich der
Donau. Der Schnee kann im Nordstau der Alpen auch bis Mittwochfrüh andauern. In
Nordwestdeutschland setzt im Laufe der Nacht WLA im Vorfeld der Warmfront eines
nach Mittelnorwegen ziehenden Tiefs ein mit Bewölkungsaufzug, Rückdrehung des
Windes auf Nordwest und einsetzendem leichtem Schneefall, im
Nordseeküstenbereich auch mit teils gefrierendem Regen.

Modellvergleich und -einschätzung
Die großräumige synoptischen Basisfelder werden bis Mittwochfrüh ähnlich
simuliert.

Hinweise für markante Neuschneemengen am Montag im Alpenvorland gibt es nach der
Pobabilistik (ICON-EPS, EZMW-EPS, PEPS, LEPS) nicht.
In der 2. Tageshälfte des Dienstages gibt es nach Cosmo-LEPS 10 bis 25 Prozent
Wahrscheinlichkeit für Neuschneemengen über 5 cm in 6 Stunden im Raum
Erzgebirge, in der Nacht zum Mittwoch auch im Alpenraum.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden