DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-03-2018 18:30
SXEU31 DWAV 131800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 13.03.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In Höhenlagen leichte Schneefälle, vereinzelt bis nahe 10 cm Neuschnee.
Am Freitag markante Schneefälle im nördlichen und östlichen Mittelgebirgsraum
möglich.
Auf Berggipfeln zeitweise Sturmböen. Am Donnerstag an der Nordsee, ab Freitag an
der gesamten Küste stürmische Böen wahrscheinlich.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... Deutschland liegt am Rande eines von der Ostsee nach Karelien
ziehenden Tiefs, wobei von Westen und Nordwesten kühle Meeresluft einströmt. In
diesem Zusammenhang sinken in 850 hPa die Temperaturen bis morgen früh im Süden
und im Emsland auf -2 Grad und sonst auf -4 bis -6 Grad. In der Höhe liegt ein
breiter Trog über Deutschland, der nur sehr langsam mit seiner Achse das
westliche Polen erreicht. So gibt es aktuell vor allem in der Mitte
schauerartige Regenfälle, die sich in der 2. Nachthälfte zu den östlichen
Mittelgebirgen verlagern. Oberhalb 500 bis 600 m gehen die Niederschläge in
Schnee über und so kann mit 2 bis 5 cm, in Staulagen mit bis zu 10 cm Neuschnee
gerechnet werden.
Auch im Nordosten könnte der Regen in nassen Schnee übergehen, da dort auch in
bodennahen Schichten von Südskandinavien her Kaltluft einsickert. Allerdings ist
fraglich, ob der Schnee auf dem leicht erwärmten Boden liegen bleibt. Der Wind
schwächt sich abends und nachts weiter ab, so dass allenfalls auf exponierten
Gipfeln anfangs noch einzelne Sturmböen zu erwarten sind.

Mittwoch ... greift von Westen ein Höhenkeil auf Deutschland über. Hierdurch
wird der Bodenkeil gestützt, wobei sich allerdings der Schwerpunkt des hohen
Druckes allmählich ins Nordmeer verlagert.
Bedingt durch die Nähe zu dem über Polen liegenden Höhentrog sind im Nordosten
und Osten weitere schauerartige Niederschläge zu erwarten, die bis in Lagen von
500 bis 600 m, im äußersten Nordostenteils auch bis ganz herunter, als Schnee
fallen. Allerdings bleibt dort der Schnee nicht liegen, wogegen im Stau des
Erzgebirges noch einmal um 5 cm, exponiert auch etwas mehr Neuschnee hinzukommen
können. Im Tagesverlauf sollten sich aber auch dort die Niederschläge deutlich
abschwächen.
Im Westen und Südwesten setzt sich antizyklonaler Einfluss durch, so dass dort
größere Auflockerungen und zum Teil auch längere sonnige Phasen zu erwarten
sind. In diesen Gebieten steigt die Temperatur auf 9 bis 14 Grad, während sonst
6 bis 9 und in Ostseenähe nur Werte um 3 Grad erreicht werden.
In der Nacht zum Donnerstag weitet sich der über dem nahen Ostatlantik liegende
Trog zusehends nach Westfrankreich aus. Vorderseitiger Druckfall, der mit
Warmluftadvektion in Verbindung steht, erfasst auch den Westen und Südwesten
Deutschlands. Dies lässt erneut mehrschichtige Bewölkung aufziehen ohne
Niederschlag. Der Wind frischt dann wieder auf, so dass an der See wie auch in
exponierten Berglagen der nördlichen, zentralen und westlichen Mittelgebirge
Wind- und stürmische Böen auftreten können.
Im Nordosten macht sich der Einfluss des nunmehr sich über Fennoskandien
etablierenden Hochs bemerkbar. Dort hält sich Kaltluft, aber für ein paar
Schneeschauer reicht es wahrscheinlich nur an der Ostseeküste.
In weiten Teilen Deutschlands ist leichter Frost zu erwarten. Da aber zuvor eine
Abtrocknung erfolgen konnte, ist die Glättegefahr gering.

Donnerstag ... greift ein aus dem o.g. Trog herauslaufender Sekundärtrog von
Südwesten her auf Deutschland über. Das diesem Trog vorgelagerte und bis dahin
längst okkludierte Frontensystem lässt im späteren Tagesverlauf auf den
äußersten Westen Niederschläge übergreifen. Die Achse des Haupttroges verbleibt
noch über dem nahen Ostatlantik. Mit dem hierdurch bedingten weiter nordostwärts
ausgreifenden Druckfall verschärft sich der Gradient in den mittleren Gebieten
und zusehends auch im Nordwesten Deutschlands und in Küstennähe, wodurch in
diesen Gebieten Windböen und an der See sowie im Bergland auch stürmische Böen
aufkommen. Auf höheren Berggipfeln der nördlichen und östlichen Mittelgebirge
können Böen bis Sturmstärke auftreten.
An den Alpen stellt sich eine leicht föhnige Situation ein. Für Sturmböen sollte
es nur auf exponierten Gipfeln reichen. Ein Durchbrechen des Föhns bis in die
Täler ist eher unwahrscheinlich.
In einem Streifen, der sich vom Emsland sowie Münsterland bis zum östlichen
Bayern reicht, sind Auflockerungen und auch längere sonnige Abschnitte am
wahrscheinlichsten. Dabei wird es in den Gebieten mit etwas Sonnenschein
wahrscheinlich milder als am Vortag, nämlich um 2 bis 4 Grad mit den höchsten
Werten auf der nordwestlichen Leeseite der Mittelgebirge.
Im äußersten Westen und Südwesten kommt am Nachmittag der Regen der Okklusion
an.
In der Nacht zum Freitag beginnt sich der noch über Deutschland liegende Keil
abzuschnüren, so dass sich eine Omega-Lage mit einem abgeschlossenen Hoch über
dem Nordmeer einstellt. Zuvor konnte sich, induziert durch einen Vorstoß
arktischer Polarluft aus dem ostgrönländischen Raum, über Nordosteuropa ein Trog
entwickeln, der sich von Karelien zusehends bis nach Südskandinavien ausweitet.
Zwischen diesem Trog und dem über dem Westen Deutschlands liegenden Teiltrog
bleibt von dem Höhenkeil über Deutschland nicht mehr viel übrig. Kräftige
Kaltluftadvektion, die bis nach Südskandinavien ausgreift, bewirkt eine weitere
Kräftigung des über Fennoskandien liegenden Bodenhochs. Dies führt zu einer
Gradientverschärfung im Norden Deutschlands, so dass im küstennahen Binnenland
Windböen und an der See Böen bis Sturmstärke auftreten. Dabei bildet sich zur
Tiefdruckrinne, die über der Mitte Deutschlands liegt und das Vordringen der
milderen Luft markiert, eine markante Luftmassengrenze heraus. Mit dem
zunehmenden Gradienten verstärkt sich im Norden das Einströmen arktischer
Polarluft, so dass im Nordosten die Temperaturen im 850 hPa-Niveau auf etwa -10
Grad zurückgehen. Die hierdurch einsetzende Labilisierung lässt an der
Ostseeküste wieder Schneeschauer aufkommen. Aber auch weiter im Binnenland gehen
die Niederschläge von Norden her zusehends in die feste Phase über. Im Bereich
der Luftmassengrenze werden vom Westerzgebirge über Thüringen bis zum Hohen
Meißner von ICON-Nest markante Neuschneemengen über 5 cm in der 2. Nachthälfte
berechnet.
Während sich im Nordosten und ganz im Norden leichter Frost einstellt, bleibt es
ansonsten abgesehen vom höheren Bergland frostfrei.

Freitag ... Der atlantische Höhentrog (mit einem kleinen Potentialminimum) wird
durch den von Nordosten her sich ausweitenden Trog aufgenommen und so bildet
sich bis zum Abend ein kräftiger, von Nordosteuropa über die Ostsee bis nach
Belgien reichender kräftiger Trog. In der geostrophischen Ostströmung wird
Kaltluft mit 850-hPa-Temperaturen von -10 Grad bis zu den zentralen
Mittelgebirgen transportiert. Nach derzeitigem Stand gehen die Niederschläge der
Luftmassengrenze bis etwa zum Taunus, bis zum Spessart und bis in nördliche
Bayern in Schnee über. Mit dem Anafrontcharakter ist auch eine etwas südlichere
Lage des Schneefalls denkbar.
Die Temperaturen erreichen wahrscheinlich nur noch Höchstwerte zwischen 0 Grad
auf Rügen und 7 Grad im Rhein-Main-Gebiet. Im Süden werden 8 bis 13 Grad
erreicht.
Das Hoch über Skandinavien nähert sich noch etwas an, so dass auch im Süden ein
kräftiger Nordost- bis Ostwind aufkommt. An der Küste und auf exponierten Bergen
gibt es Böen Bft 8 bis 9.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle zeigen im synoptischen Skale keine großen Unterschiede.

Die Wahrscheinlichkeit von mäßigen Schneefällen über 5 cm innerhalb von 6
Stunden liegt nach CosmoLEPS am Freitag in Thüringen bei 5 Prozent, im Harz bei
10 bis 25 Prozent.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden