Thema des Tages

10-03-2018 11:50

Dunst und Frühnebel

Deutschland befindet z.Z. sich an der Vorderseite des
Tiefdruckgebietes YULIYA, das bis Montag mit seinem Kern vom
Seegebiet westlich der Britischen Inseln über die Biskaya hinweg nach
Nordfrankreich zieht. So gelangt mit südwestlicher Strömung milde
Meeresluft nach Mitteleuropa. Seit dem gestrigen Freitag überquert
die Warmfront des Tiefs unser Gebiet allmählich von Südwest nach
Nordost. Mit der Frontpassage sind zeit- und gebietsweise leichte
Regenfälle verbunden, auf der Rückseite klarte es in der vergangenen
zweiten Nachthälfte und heute früh in der Südwesthälfte örtlich auf.


Bekanntlich erfolgen die "diabatische", tägliche Erwärmung und die
nächtliche Abkühlung der atmosphärischen Grundschicht durch
Energiezufuhr vom bzw. Energieabgabe an den Erdboden. Eine vorhandene
Wolkendecke hemmt die Erwärmung des Bodens durch solare Strahlung am
Tage und dämpft seine Abkühlung durch terrestrische Ausstrahlung des
Nachts. Bei nächtlichem Aufklaren oder a priori nur geringer
Bewölkung dagegen, kühlt sich die feuchte Luftmasse in der jetzigen
Übergangsjahreszeit noch derart ab, dass in den Schichten an oder
nahe der Erdoberfläche der Taupunkt erreicht wird und der in der Luft
enthaltene Wasserdampf kondensiert. Häufig entstehen dann "feuchter
Dunst" oder Nebel, wobei die entstehenden Dunst- oder Nebeltropfen
eine Sichtverschlechterung bewirken.

Praktischerweise unterscheidet man Dunst und Nebel anhand der
horizontalen Sichtweite in Augenhöhe. Beträgt sie weniger als einen
Kilometer, spricht man von Nebel, andernfalls von Dunst. Bei
Vorhandensein bestimmter Aerosolteilchen kann die Entstehung von
Dunst durch Kondensation von Wasserdampf auch ohne
Wasserdampfsättigung erfolgen, die entstehenden Tropfen haben Radien
zwischen 0,1 und 1 µm. Bei relativer Luftfeuchte von 100 % bildet
sich Nebel. Dessen Tropfengröße hängt von der Menge des vorhandenen
Wasserdampfes und der Anzahl der Kondensationskerne ab. Man findet
ein ganzes Tropfenspektrum - leichter Nebel weist Radien von 1 bis 5
µm auf, dichter Nebel hat Tropfenradien von 10 bis 20 µm. Die größten
Nebeltropfen in dichtem, nässendem Nebel können mit 50 µm die Größe
von Tautropfen erreichen. Wegen der Größe der Nebeltropfen ist die
Streuung des Lichtes von seiner Wellenlänge unabhängig - Nebel
erscheint also weiß.

Unten finden Sie einen am Samstag, den 10.03.2018, um 07:54 Uhr MEZ,
im Bild festgehaltenen Blick aus erhöhter Position vom Dienstgebäude
im Offenbacher Westend auf Frankfurt am Main. Die Stratus- und
Stratocumulus-Bewölkung mit einer Untergrenze - im Fliegerjargon
?Ceiling? genannt - von ca. 2500 m ist nicht sehr mächtig und zeigt
hier und da Lücken. Aus etwa vier Kilometer Distanz erscheint die
Frankfurter Skyline im Dunst, während es in der tiefer gelegenen
Mainebene kleinräumig neblig ist. Noch bevor im Tagesverlauf von
Südwesten her ein weiteres Regengebiet aufzieht, löst die nach
Sonnenaufgang stärker werdende Einstrahlung Dunst- und Nebel rasch
auf.


Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.03.2018

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