DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-03-2018 17:01
SXEU31 DWAV 051800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 05.03.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Dienstagfrüh im Südosten und Osten aufkommende Regen- und Schneefälle, nordwärts
ausbreitend. Nacht zum Mittwoch im Osten weitere Schneefälle. Sonst wechselhaft,
in den Nächten meist frostig mit Glätte. Zum Donnerstag im Bergland stürmischer
Südwestwind.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... sorgt schwacher Zwischenhocheinfluss für deutschlandweit ruhiges
Wetter. Meist ist es aufgelockert bewölkt und trocken, nur im Küstenumfeld
ziehen zeitweise dichtere Wolkenfelder vorüber, die jedoch keinen Niederschlag
bringen. Derweilen hat sich über Mittelitalien ein diffus strukturiertes
Bodentief entwickelt, das sich allmählich nordwärts in Richtung Alpen bewegt.
Besonders der Süden und zunehmend auch der Osten bekommt dies in Form
hochreichender und dichter Bewölkung zu spüren, die jedoch vorerst keinen
Niederschlag bringt. Zwar kam die milde Luft in den vergangenen Stunden schon
weit nach Norden voran, allerdings liegen die abendlichen Temperaturwerte in
Vorpommern weiterhin nur wenig über 0 Grad und pendeln sonst zwischen 12 Grad
(Oberrhein) und 4 Grad.

In der Nacht zum Dienstag ändert sich an der ruhigen Wetterlage zunächst wenig.
In den meisten Bereichen Deutschlands ist es zeitweise klar mit kurzen
Auflockerungen. Besonders im Süden und Osten sorgt dichte Aufgleitbewölkung des
Mittelmeertiefs für einen trüben Nachthimmel. Vorerst bleibt es trocken und
dort, wo die Wolkendecke zeitweise auflockert, kann sich gebietsweise dichter
Bodennebel bilden, was den gesamten Westen und Südwesten betrifft. Die
Tiefstwerte liegen je nach Aufklaren zwischen +2 Grad entlang des Niederrheins
und um -4 Grad entlang der Oder. Glätte ist nur gebietsweise ein Thema.
Gesondert muss jedoch der Südosten von Bayern hervorgehoben werden. Eine vom
zentralen Mittelmeer nordostwärts schwenkende Kurzwelle lässt das Bodentief nach
Norditalien ziehen. Diese Hebungsvorgänge lassen von den Bayerischen Alpen bis
zum Bayerischen Wald leichte Schneefälle aufkommen, die auch bereits das
Erzgebirge erfassen sollen. Die numerische Schneefallgrenze liegt bei 600 m mit
einer schwach ausgeprägten warmen Nase in grob 850 hPa. Allerdings ist diese in
den Vorhersagesoundings relativ trocken und sollte daher rasch abgebaut werden.
Letztendlich wird daher bei einer frostigen niedertroposphärischen Luftmasse
Schnee bis in tiefe Lagen erwartet, der bei schwachen Intensitäten zeitweise in
gefrierenden Sprühregen oder Regen wechseln kann. Die Quintessenz ist: In diesen
Bereichen muss mit Straßenglätte gerechnet werden. Der Ostwind weht nur schwach,
im östlichen Bergland auch mäßig und dort zunehmend aus Südost.

Dienstag ... verlagert sich die Kurzwelle weiter nordwärts und liegt am Abend
über Sachsen. Das Bodentief über Norditalien schwächt sich ab, während
gleichzeitig nördlich der Alpen Druckfall einsetzt und sich zunächst eine
Bodentiefdruckrinne, später gar ein eigenständiges, schwaches Bodentief
ausbildet. Dieses zieht ebenfalls über Bayern nach Sachsen. Von daher verwundert
es nicht, dass im gesamten Süden und Osten der Dienstag wolkenverhangen ist. Von
Österreich und Tschechien greifen anhaltende Niederschläge besonders auf die
Bereiche zwischen die Bayerischen Alpen und den Bayerischen Wald sowie zwischen
Erzgebirge und Berlin aus. Die numerische Schneefallgrenze pendelt im Osten
zwischen 400 und 600 m, in Bayern zwischen 700 und 900 m. Allerdings entscheidet
die Niederschlagsintensität und thermische Qualität der grenzschichtnahen
Luftmasse über die Phase der Niederschläge, da in der Höhe die Luftmasse
insgesamt kalt genug für Schnee wäre. Besonders in Bayern, wo die Hebung recht
schwach ausfällt und im Tagesverlauf gar in rückseitiges Absinken umschlägt,
fallen die Niederschläge meist nur mit schwacher Intensität, was meist eine
Mischung aus Schneeregen und Regen bedeutet. Besonders entlang des Bayerischen
Waldes fällt jedoch zumeist Schnee und dort werden 12-std. Neuschneemengen um 5
cm erwartet. Interessanter verläuft der Tag im Osten, wo angetrieben durch etwas
stärkere Hebung (allerdings abseits der Zone des bevorzugten Kristallwachstums)
skalige Niederschläge nordwärts ausgreifen. Zu Beginn und während schwächerer
Niederschlagsphasen fällt im Tiefland eine Mischung aus Schneeregen und Regen,
im Erzgebirge durchweg Schnee. Während stärkerer Niederschlagsphasen allerdings
dürfte die Niederschlagsabkühlung bzw. das Herabmischen kälterer Luftmassen für
eine Umwandlung der Phase in Schnee sorgen. In den Regionen, wo es durchweg
schneit, muss mit 5 bis 10 cm (Erzgebirge) und 1 bis 5 cm (Tiefland von Sachsen
und Südbrandenburg) gerechnet werden. Sonst fallen die Neuschneemengen geringer
aus. Es muss in diesen Bereichen jedoch mit winterlichen Straßenverhältnissen
gerechnet werden, besonders zum Abend hin, wenn die tageszeitliche Abkühlung
einsetzt und überall zunehmend die Schneephase bevorzugt auftreten dürfte. Im
Westen und Norden bleibt es hingegen durch kompensatorisches Absinken trocken,
allerdings durch Aufgleitbewölkung eher bewölkt (im Nordwesten mit längeren
sonnigen Abschnitten). Vom Schwarzwald bis zur Eifel muss im Zuge einer
schwachen Kurzwelle mit einzelnen Regenschauern gerechnet werden. Die
Höchstwerte liegen im Westen bei milden 9 bis 13 Grad, sonst zwischen 6 und 10
Grad. Im Dauerniederschlag im Osten verharrt die Höchsttemperatur nur wenig über
0 Grad.

In der Nacht zum Mittwoch schwenkt die Kurzwelle nur langsam nach Nordosten und
auch das dazugehörige Bodentief verlagert sich nur geringfügig nach Nordosten
und bleibt in manchen Modellen gar quasi-stationär über dem Osten Deutschlands
liegen. Gleichzeitig nähert sich im Verlauf der Nacht von Westen ein Höhentrog,
der dem Südwesten Deutschlands zunehmend Hebung beschert. Von daher verläuft die
Nacht recht ungemütlich mit Blick auf die Straßenverhältnisse. Die leichten bis
mäßigen Niederschläge im Osten weiten sich im Verlauf der Nacht weiter nordwärts
in Richtung Ostsee aus. Bei bodennahen Temperaturwerten um 0 Grad entscheidet
wieder die Niederschlagsintensität, wie weit es herunterschneit. Die von der
Numerik anvisierten 400-500 m werden sicherlich vielerorts durch
Niederschlagsabkühlung unterschritten und zumeist fällt Schnee. In Richtung
Ostsee und während schwächerer Niederschlagsphasen tritt hingegen zeitweise
Sprühregen auf, der gefrieren kann. Aus heutiger Sicht muss besonders zwischen
Mecklenburg-Vorpommern bis nach Sachsen-Anhalt und Brandenburg verbreitet mit 5
cm Neuschnee in 12 Stunden gerechnet werden. Zahlreiche "Memberspitzen" im
Bereich um 10 cm deuten jedoch das Potential an, dass während zeitweise stärker
ausgeprägter Hebung im kristallbildenden Bereich und verstärkter Frontogenese im
Deformationsbereich des Tiefs 12-std. Neuschneemengen bis 10 cm in Form von
Nassschnee nicht ausgeschlossen werden können. Verbreitet treten winterliche
Straßenverhältnisse und Straßenglätte auf.
Die angesprochene Hebung aus Westen sorgt im Verlauf der Nacht für einzelne
Schauer im Westen, deren Intensität jedoch noch von der Lage des Höhentroges
abhängt. Im Hochschwarzwald fällt bei leichtem Frost um -1 Grad etwas Neuschnee,
jedoch mit unbedeutenden Mengen (Glätte!).
Hervorgehoben werden sollte noch ein Bereich von Nordrhein-Westfalen über Hessen
bis nach Nordbayern, wo verstärkte niedertroposphärische Konvergenz für Hebung
und Schaueraktivität sorgt. Diese Regionen liegen im Übergangsbereich zwischen
leichtem Frost von 0 bis -3 Grad im Norden und Osten sowie leicht positiven
Temperaturwerten im Westen (bis +3 Grad). Die bodennahe Temperatur ist meist im
leicht frostigen Bereich zu finden, sodass mit diesen Schauern gefrierender
Sprühregen oder lokal auch gefrierender Regen mit erhöhter Glättegefahr nicht
ausgeschlossen werden kann. Der Wind weht aus Südwest, im Nordosten aus Nordost
und im Nordwesten aus Süd bis Südost.

Mittwoch ... bleibt die komplexe Drucklage über Deutschland weiterhin bestehen.
Das Bodentief über dem Osten von Deutschland zieht im Tagesverlauf allmählich
weiter in Richtung südliche Ostsee, während der Trog über dem Westen
Deutschlands etwas Boden nach Osten gut macht. Die Folge ist ein insgesamt sehr
wechselhafter Mittwoch mit nur zögernd abklingenden Niederschlägen im Nordosten,
die weiterhin teils als Schnee, Schneeregen oder Regen fallen. Die 12-std.
Neuschneemengen fallen mit 1-5 cm meist gering aus, können jedoch im Umfeld der
Pommerschen Bucht gebietsweise höhere Spitzen erreichen, abhängig von der
Intensität der niedertroposphärische Konvergenz und der vertikalen
Temperaturverteilung.
Im übrigen Deutschland wird ein wechselhafter Tag mit zahlreichen Schauern
erwartet. Zwischen den meist dichten Wolken kann sich jedoch immer wieder die
Sonne durchsetzen. Bei einer Schneefallgrenze um 700 m fällt im oberen Bergland
etwas Neuschnee, die Mengen fallen mit wenigen Zentimetern gering aus. Der im
Westen und Süden zeitweise mäßige Südwestwind lässt die Temperatur auf 8 bis 11
Grad steigen, sonst liegen die Höchstwerte zwischen 5 und 8 Grad. Im Norden und
Nordosten unter den nachlassenden Dauerniederschlägen bleibt es mit 1 bis 3 Grad
kälter.

In der Nacht zum Donnerstag zieht das Hebungsgebiet aus dem Nordosten allmählich
nordostwärts ab, allerdings folgt von Westen der bereits angesprochene Höhentrog
nach, der die Hebung deutschlandweit wieder verstärkt. Davon ausgenommen sind
die Regionen südlich der Donau sowie Sachsen und Südbrandenburg, wo die
Wolkendecke häufig und für längere Zeit auflockert. Niederschlag wird hier nur
am direkten Alpenrand, in den Alpen, entlang des Bayrischen Waldes und im
Erzgebirge in Form einzelner Schauer erwartet. In den anderen Regionen gestaltet
sich der Tag allerdings sehr wechselhaft mit wiederholten Schauern, die bei
einer Schneefallgrenze zwischen 400 und 600 m in den mittleren Berglagen einige
Zentimeter Neuschnee bringen. In tieferen Lagen pendelt die Lufttemperatur um 0
Grad bei meist leichtem Frost in Bodennähe. Daher können die Niederschläge hier
gebietsweise gefrieren und es muss mit teils tückischer Glätte gerechnet werden.
Davon ausgenommen ist der äußerste Westen, wie der Niederrhein, wo die Nacht
durchweg frostfrei verlaufen sollte. Der Südwestwind weht meist schwach bis
mäßig mit stürmischen Böen im exponierten Bergland.

Donnerstag ... nehmen die Modellunterschiede besonders im Bodendruckfeld
deutlich zu, sodass dieser Vorhersagebereich mit größeren Unsicherheiten
behaftet ist. Im Zuge eines umfangreichen Troges über Nordwesteuropa stellt sich
über West- und Mitteleuropa vorübergehend eine zonal ausgerichtete Wetterlage
ein. Stromab einer in die zonale Strömung eingebetteten Kurzwelle über dem
Ärmelkanal baut sich über Deutschland vorübergehend ein schwaches Zwischenhoch
auf. Dieses sorgt meist für einen locker bewölkten Wettertag. Besonders im Süden
und Osten scheint die Sonne längere Zeit, bevor sich die Wolken abends von
Südwesten verdichten. Im Westen und Nordwesten hingegen überwiegen die Wolken
und je nach Verlagerungsgeschwindigkeit der angesprochenen Kurzwelle greifen im
Tagesverlauf neue Niederschläge auf Nordwestdeutschland über. Die
Schneefallgrenze pendelt zwischen Nord und Süd zwischen 700 und 1400 m und der
Südwestwind weht mäßig, im Bergland stürmisch. Die Höchstwerte liegen im
Südwesten um 10 Grad, sonst zwischen 6 und 9 Grad und im Norden um 4 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Am Dienstag fallen die Modellunterschiede bezüglich der Nordverlagerung des
Bodentiefs bzw. der Kurzwelle von Norditalien nach Ostdeutschland noch gering
aus. Der "spread" nimmt allerdings in der Folge deutlich zu mit einem
schnelleren IFS und einem langsameren GFS. Alle Modelle lassen die skaligen
Niederschläge jedoch im Verlauf der Nacht zum Donnerstag mit geringer zeitlicher
Unschärfe nach Nordosten abziehen. Wie bereits angesprochen nehmen die
Modellunterschiede zum Donnerstag weiter zu, was sich besonders auf die Frage
des Niederschlags im Nordwesten auswirkt. Erneut hat IFS eine schnellere
Variante im Vergleich zu ICON und GFS im Gepäck. Die Keilaufwölbung am
Donnerstag wird auch bei GFS am kräftigsten gezeigt, was für den Alpenhauptkamm
gar in eine vorübergehende leicht föhnig angehauchte Südströmung münden könnte.
Insgesamt allerdings wird der Wetterablauf innerhalb der Modelle recht
einheitlich gesehen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy