DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

01-03-2018 18:01
SXEU31 DWAV 011800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 01.03.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Anfangs strenger Frost und an der Ostsee Schneeschauer und Schneeverwehungen. Im
Bergland und an der Nordsee teils noch stürmische Böen.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... liegen wir noch in einer sehr kalten östlichen Strömung zwischen
einer Hochdruckzone über Nordeuropa und einem Tiefdrucksystem über
Südwestenuropa. In den nächsten Tagen ist die Atmosphäre bestrebt dieser Lage
ein Ende zu bereiten, obwohl diese Umstellung wohl nur sehr zögernd
vonstattengehen dürfte.
Zunächst mal geht die Nacht ähnlich über die Bühne wie die vergangenen.
Im Norden treten weitere "Lake Effect" Schneeschauer, die sich auf das nördliche
Schleswig-Holstein, Rügen sowie das angrenzende Ostseeumfeld fokussieren
dürften. Die Intensität der Schauer lässt aber, gemessen an dem was bisher
gefallen ist, nach. Innerhalb von 12 Stunden sind stellenweise nahe der
dänischen Grenze nochmal 5 bis 10 cm Neuschnee möglich, sonst eher wenige cm.
Auch im Südwesten lässt Warmluftadvektion hohe und mittelhohe Bewölkung
aufkommen, die aber kaum Niederschläge bringt.

An den südwestlichen Landesgrenzen zeigen ICON und C DE schwache Niederschläge,
auch in Form von gefrierendem Regen, der aber in den anderen Modellen nicht
auftaucht und u.a. deshalb mehr als fraglich erscheint. Der dort überlagerte
Höhenrücken nimmt der WLA jedenfalls das meiste des Hebungsimpulses und falls
doch etwas Niederschlag aus der Bewölkung fällt, dürfte dieser in der trockenen
Luft der Grundschicht darunter verdunsten.
Bleibt noch der anfangs teilweise kräftige, stark böige östliche Wind. Der
lässt, da der Gradient auffächert, nach, so dass ausgangs der Nacht vor allem an
der Nordsee starke bis stürmische Böen auftreten und im Bergland über der Mitte
Windböen. An der Ostsee nimmt entsprechend die Wahrscheinlichkeit für
Schneeverwehungen ab.

Niedertroposphärisch kommt es zu einer deutlichen Milderung - bis zum frühen
Morgen steigt die 850-hPa-Temperatur auf +4°C über dem Oberrheingraben und -14°C
im Nordosten -, trotzdem reicht es überall zu Frost (im äußersten SW leicht,
sonst mäßig, im klaren O und N sowie teilweise auch im SO streng).

Freitag ... schwächt sich das Hoch über Nordeuropa deutlich ab, wodurch der
Luftdruck auch über Deutschland weiter fällt. Allerdings fächert der
Druckgradient bei uns auf, da die wesentliche Tiefdrucktätigkeit über West- und
Südeuropa verbleibt. Ein kleinräumiges Tief liegt am Westausgang des
Ärmelkanals, ein weiteres bei Korsika, beide sorgen gebietsweise für kräftige
Schnee- und Regenfälle, die uns aber zunächst nicht betreffen.

Erst im Tagesverlauf verdichtet sich die Bewölkung im Süden und Südwesten durch
erneut aufkommende Warmluftadvektion weiter und südwestlich einer Linie von der
Westeifel bis ins Allgäu beginnt es nachmittags leicht zu schneien. Schnee
deshalb, weil mit der Hebung und den Niederschlägen die untere und zunächst
trockene Troposphäre wieder abkühlt auf unter 0 Grad.
Meist fallen 1 bis 5 cm, nur im Südschwarzwald vielleicht auch 5 bis 10 cm
Neuschnee. Die im Norden zu verzeichnende niedertroposphärische Milderung
schwächt die Ostseeschneeschauer. Die in Schleswig-Holstein und an der Ostsee
avisierten Niederschlagssummen sind nur noch gering.
Der weiter östliche Wind erreicht an der Nordsee in Böen Stärke 7 bis 8, im
Bergland über der Mitte Bft 7, exponiert in Hochlagen Bft 8. Nachmittags flaut
der Wind aber schon wieder ab. Im Binnenland über dem Nordwesten reicht es
wahrscheinlich nur lokal zu Bft 7.
Auch wenn die Ostströmung etwas an Kraft verliert, bleibt es kalt mit Dauerfrost
im Norden, Osten und zum Teil auch im Süden. Lediglich im Westen und Südwesten
macht sich die nicht mehr ganz so kalte Luft mit Maxima etwas über 0 Grad
bemerkbar. Gebietsweise (Nordosten, Bergland) ist auch von mäßigem Dauerfrost
auszugehen.

In der Nacht zum Samstag kommen die überwiegend leichten Schneefälle aus dem
Süden und Südwesten langsam nach Norden und Nordosten voran, wobei sie sich
etwas abschwächen sollen. Das ist vor dem Hintergrund abnehmender
Hebungsintensität mit jedem Kilometer weiter nach Nordosten (Blockadewirkung)
sowie dem Entrainment von Osten nach wie vor einströmender trockener
Kontinentalluft nachvollziehbar. Meist liegen die apostrophierten
Neuschneemengen unter 5 cm, nur lokal darüber. Die Gefahr von gefrierendem Regen
mit Glatteis ist nach wie vor gering, weisen doch die Vertikalprofile einen
nahezu durchweg negativen Temperaturverlauf bei ausreichend Sättigung auf.
Wie weit der Schneefall letztlich nach N bzw. NO ausgreift, ist noch unsicher,
hier müssen die Modelle noch einen Konsens anstreben.
Weite Teile Norddeutschlands sollten eine klare Nacht erleben, außer ganz im
Norden, wo es noch ein paar leichte Schneeschauer gibt. Während im S und SW
meist leichter Nachtfrost auf der Karte steht, reicht es in den übrigen
Regionen- wenn auch nicht mehr so kalt wie in den Vornächten - für mäßigen bis
strengen Frost. Der Ostwind lässt immer mehr nach, vor allem an und auf der
Nordsee sowie in wenigen exponierten Kammlagen sind noch einiger7/8er-Böen drin.


Samstag ... zieht ein kleines Höhentief über die Nordhälfte langsam westwärts
(ICON). Möglicherweise interagiert es mit dem über der Mitte nicht wirklich
vorankommenden Niederschlagsband, was dort gebietsweise eine leichte
Intensivierung der Schneefälle zur Folge hätte. Hier ist aber noch viel
Konjunktiv im Spiel, weil die anderen Modelle jeweils unterschiedliche Zugbahnen
des Tiefs simulieren und den Schneefall eher verhungern lassen. Ansonsten greift
von Süden her eine schmale Tiefdruckrinne auf den äußersten Süden und Südwesten
über, wo es etwas schneien oder regnen kann. Ob dabei auch örtlich gefrierender
Regen auftritt, ist unsicher, insgesamt aber weiterhin nicht überbordend
wahrscheinlich.
Ansonsten bleibt es in Deutschland weitgehend niederschlagsfrei, auch im
Küstenumfeld treten kaum noch Schneeschauer auf. An der Nordsee weht noch ein
flotter Ostwind mit Böen 7 Bft, an der Ostsee sind diese seltener und eher am
Nachmittag anzutreffen. In der Nordosthälfte bleibt es bei leichtem Dauerfrost,
sonst steigt die Temperatur auf 0 bis 5°C, im S und SW mit allmählicher
Winddrehung auf SW und besserer Durchmischung von kontinentaler und maritimer
Luftmasse z.T. etwas darüber. Ob es dort aber tatsächlich für die von MOS-Mix
vorhergesagten +8°C reicht, ist mit erhöhter Skepsis zu sehen.

In der Nacht zum Sonntag kommt die Bodenrinne bis zur Mitte nach Norden voran.
Auch die leichten Niederschläge machen Boden nach Norden gut, die Mengen sind
meist nur gering, wobei neben Schnee über der Mitte und dem Süden bei weiterer
Milderung in der unteren Troposphäre auch leichter gefrierender Regen möglich
ist. Nachfolgend lockert die Bewölkung im Süden wieder auf und auch im Norden
zeigt sich der Himmel meist aufgelockert bewölkt. Der Wind spielt kaum eine
Rolle, er kommt im Norden aus östlichen, im Süden aus südwestlichen Richtungen.
An der See und im südlichen Bergland kann es starke, im Bergland exponiert
stürmische Böen geben. In der Nordosthälfte bleibt es bei leichtem bis mäßigem
Frost - strenger ist kaum noch zu erwarten-, sonst liegen die Minima um 0 Grad.
Auch durch Überfrieren von Nässe ist Glätte möglich.

Sonntag ... befinden wir uns weiter an der Ostflanke eines Tiefdrucksystems über
West- und Südwesteuropa. Die davon ausgehende Bodenrinne über der Mitte
Deutschlands kommt kaum nach Norden voran und trennt die kalte ostsüdöstliche
Strömung über dem Norden von der milderen südlichen bis südwestlichen über der
Mitte und dem Süden. Wobei in Bezug auf die Lage dieser Grenze noch Fragezeichen
bleiben. Auf jeden Fall sollte demnach die Milderung über Deutschland weitere
Fortschritte machen.

Im Norden dürften die Temperaturen im Tagesverlauf auf Werte um den Gefrierpunkt
oder etwas darüber steigen. Ob die Mos-Werte erreicht werden, scheint fraglich.
Dazu fällt ausgelöst durch Warmluftadvektion gebietsweise etwas Schnee oder
anfangs örtlich gefrierender Regen.
Über der Mitte und dem Süden lockern die Wolken gebietsweise auf, da die WLA
vorübergehend nachlässt. Im Süden sind laut Mos sogar Maxima über der 10
Grad-Marke zu erwarten, entsprechend wäre dort im Tagesverlauf, falls überhaupt
noch etwas Niederschlag auftritt, die Phase klar und Glätte natürlich kein Thema
mehr.
Dazu frischt der Wind vor allem in Hochlagen über der Mitte und dem Süden auf
mit einzelnen 7er Böen, die darüber hinaus auch an der See auf der Karte stehen.



Modellvergleich und -einschätzung
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Bezüglich einiger Details sind noch Unsicherheiten vorhanden, die aber Text
Erwähnung gefunden haben. Grundsätzlich scheint die Entwicklung hin zur
Milderung aber klar, ob Mos dabei mit seinem zügigen Anstieg recht hat, muss
zunächst offen bleiben.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner