DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

01-03-2018 12:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 01.03.2018 um 10.30 UTC



Von Südwesten zögernd milder.
Anfangs in der Mitte und im Norden sowie im Osten, ab Montag nur noch im Norden
und Osten winterlich. Ab Dienstag auch dort etwas milder, aber teils noch
relativ kalt mit Nachtfrost. Im Südwesten tagsüber deutlich positive
Temperaturen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 08.03.2018


Am Sonntag herrscht am Rande eines Höhentiefkomplexes westlich und nördlich der
Britischen Inseln sowie über Skandinavien eine südwestliche Höhenströmung. Am
Boden zieht ein Tief unter Abschwächung von der südenglischen zur ostenglischen
Küste. Seine Feuchte- und Niederschlagsbänder überqueren den Westen und Norden
Deutschlands. Im Südwesten dagegen bleibt eine Luftmassengrenze liegen, die bis
nach Südfrankreich reicht und wo sich ein kleines Wellentief entwickelt.
Insgesamt strömt deutlich mildere Luft ein, so dass in 850 hPa die Temperatur an
der Küste und im Nordwesten auf -3 Grad steigt und im Südosten auf rund +5 Grad.

Am Montag löst sich das angesprochene Tief auf und auf der Vorderseite eines von
der Biskaya nach Frankreich ziehenden Höhentroges setzt im Alpenraum Druckfall
ein, so dass über Deutschland die Strömung wieder auf Ost bis Nordost dreht. Der
Gradient ist aber noch schwach.
Am Dienstag kommt dieser schwachgradientige Trog, in dem sich sogar ein kleines
Höhentief über Nordostfrankreich befindet. Langsam nach Osten voran. Am Boden
verstärkt sich über den Nordalpen vorübergehend eine Tiefdruckrinne. Mit
steigendem Luftdruck über Südskandinavien verschärft sich der Ost- bis
Nordostwind etwas, so dass es südlich des Mains auch wieder etwas kälter werden
könnte. Im Norden dürfte es kalt bleiben und auch in 850 hPa sinkt die
Temperatur wieder etwas ab auf -4 bis -6 Grad.
Am Mittwoch nähert sich von Westen der nächste Höhentrog und über Frankreich
kommt der zugehörige Tiefausläufer ostwärts voran. Damit dreht bei uns die
Strömung auf Ost bis Südost. Somit bleibt bodennah eher noch relativ kalte Luft
wirksam.
Am Donnerstag überquert diese Front den Westen und Süden in abgeschwächter Form
und führt dort mildere Luft heran. Dabei dreht die Strömung im Westen fast auf
Süd, während sie im Nordosten noch auf Südost verbleibt, so dass hier weiter
bodennahe Kaltluft wirksam sein würde.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Sonntag simuliert der neue EZMW-Lauf ähnlich wie der gestrige
00-UTC-Modell-Run.
Am Montag gibt es bereits merkliche Unterschiede: Im alten Lauf bestimmt ein zum
Ärmelkanal ziehendes Tief das Wetter vor allem in der Westhälfte Deutschlands
mit seinen Fronten sowie Niederschlägen, milder Luft und einer südöstlichen bis
südlichen Strömung.
Im aktuellen Lauf dreht die Strömung bei allerdings schwachem Gradienten am
Rande eines Leetiefs am Alpenrand auf Ost, was bodennah niedrigere Temperaturen
bedeuten würde. Auch in 850 hPa ist es im alten Lauf milder mit +5 Grad in
Franken statt 0 Grad im Lauf von heute 00 UTC.

Am Dienstag ist der Unterschied im Bodendruckfeld weiter groß. Lediglich im
Südwesten gibt es im neuen Lauf Südwestwind, während sonst weiter Ost bis
Nordostwind herrscht im Randbereich eines flachen Bodenhochkeiles über
Südskandinavien. Im alten Lauf sollte südlich einer von Holland bis Sachsen
reichenden Tiefdruckrinne milder Südwestwind herrschen. Lediglich im Nordosten
wäre es noch kalt bei Ostwind. Die Luftmassengrenze sollte zum Tagesende sogar
die westliche Ostsee erreichen.
In der Höhe zeigt der alte Lauf eine (flache) Trogvorderseite, während im neuen
Lauf flache Potentialgegensätze herrschen. Feuchte (in 700 hPa) zeigt über
Süddeutschland gar eine Luftmassengrenze an, also deutlich weiter im Süden als
im alten Lauf.
Am Mittwoch und Donnerstag setzen sich die Differenzen fort: im alten Lauf wird
weiter die milde Südwest- bis Westlage mit einem Trogdurchgang simuliert,
während im neuen Lauf bodennah die Strömung von Ost auf Südost wechselt bei
zunehmendem Gradienten. Dies würde trotz ähnlicher Temperaturen in 850 hPa
niedrigere 2-Meter-Temperaturen bedeuten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Ein mildes Szenario zeigt heute NAVGEM: hier zieht das auch bei EZMW anfangs
vorhandene Tief nach Schleswig-Holstein, so dass insgesamt sich die Milderung
mit Südwestwind fast überall durchsetzen würde. Am Dienstag und Mittwoch zieht
ein kräftiges Tief von der Bretagne zur westlichen Nordsee und wir kommen erneut
in eine milde südliche Strömung. Das ist auch der Unterschied zu anderen
globalen Modellen einschließlich EZMW, da hier bodennah häufig noch Ostwinde
simuliert werden.
ICON liefert bereits in der Kurzfrist eine andere Variante: Am Samstag wird mit
der bodennahen Ost- bis Nordostströmung ein Höhentief von Osten her kommend nach
Niedersachsen geführt. Das wirkt sich auch am Sonntag aus, da es nur sehr
langsam weiter nach Vorpommern zieht. Dadurch fällt in der Mitte und später auch
im Norden der Niederschlag noch häufig als Schnee mit entsprechend niedrigen
Temperaturen. Südlich des Mains wird es aber auch hier deutlich milder am
Nachmittag. Durch die Verzögerte Milderung würde es im Norddeutschen Tiefland in
der Nacht zum Montag noch mäßigen Frost geben, während die Temperatur bei EZMW
dort fast überall auf null Grad oder darüber geht. Am Montag bringt das nächste
atlantische Frontensystem nach der kalten Vorgeschichte im nördlichen NRW
anfangs Schnee und im Norden durchweg Schnee. Im weiteren Verlauf gleichen sich
EZMW und ICON wieder an.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Bis zum 7. Folgetag wird bei der Clusterung vom EZMW-EPS-Lauf nur ein Cluster
ermittelt. Darin kommt eine zyklonale Westlage zum Ausdruck. Dabei zieht ein
Tief über Deutschland ostwärts bzw. es bildet sich in der Mitte eine
Tiefdruckrinne. Das bedeutet, dass in der Nordhälfte Deutschlands es recht kalt
sein würde mit möglichen Schneefällen bei Ost- bis Nordostwinden.
In der erweiterten Mittelfrist simulieren 23 Modell-Runs weiter eine zyklonale
Westlage mit erneutem Durchzug eines Tiefdruckgebietes, wobei im Norden erneut
Schnee möglich wäre.
Im 2. Cluster mit 15 Modell-Runs herrscht eine zyklonale Südwestlage mit
deutlich höheren Temperaturen auch im Norden. Im 3. Cluster mit 13 Modell-Runs
setzt sich innerhalb der Westlage nach Kaltfrontdurchgang Zwischenhocheinfluss
durch. Dies würde verbreitet Nachtfrost bedeuten.
Die Rauchfahne von Offenbach zeigt, dass alle 51 Modellläufe den
Temperaturanstieg bis Freitag auf rund null Grad in 850 hPa bringen und so soll
es auch weiter bleiben bis auf 2 bis 3 kältere Ausnahmen.
Dies würde im März schon recht mildes Wetter bedeuten. Nach der kalten
Vorgeschichte würden aber Ost- bis Nordwinde noch niedrige 2-Meter-Temperaturen
bedeuten mit der Möglichkeit von Schnee bis in tiefe Lagen auf der Nordseite von
durchziehenden Tiefdruckgebieten. Das sieht man auch im Norden an den
EPS-Meteogrammen, wo bis Samstag kommender Woche mehrheitlich östliche Winde
simulierte werden. Damit bleiben die Medianwerte der Temperatur ab Sonntag um +3
Grad mit Nachtfrost. Das bedeutet hier weiterhin: Schnee weiter möglich! Im
äußersten Nordosten ist es nach den EPS-Ergebnissen noch kälter mit
Tagesmdianwerten um +1 Grad (Rügen).
Wohlgemerkt, das gilt für Ost-, Nordost- und Südostwinden. Wenn sich der
Südwestwind durchsetzt, würde es freilich milder sein, wie im aktuellen GFS-Lauf
von 06 UTC.
Die Prognose ist damit insgesamt schwierig.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Zunächst (Sonntag) ist die Wahrscheinlichkeit von gefrierendem Regen in der
Nordhälfte noch erhöht. Am Montag zieht sich die Gefahr in den Norden zurück.
Die Wahrscheinlichkeit von Neuschneemengen über 10 cm innerhalb von 12 Stunden
ist ab Sonntag zunächst nur gering. Am Dienstag steigt die Wahrscheinlichkeit im
Südosten von Deutschland örtlich auf 10 Prozent (CosmoLEPS). Anschließende
erkennt man beim EZMW-EPS nur noch unter 5 Prozent Wahrscheinlichkeit für solche
Schneemengen.
Dauerregen ist auch im Südwesten unwahrscheinlich.
Zeitweise gibt es an der Küste und im höheren Bergland geringe
Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, oper. Modelle, Mosmix.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. **